Speyer Gesellschaftspolitikerin will nach Berlin

Schwierig ist es oft, vom Dorf zum nächsten Bahnhof zu kommen“, sagt Bundestagskandidatin Misbah Khan von Bündnis 90/Die Grünen
Schwierig ist es oft, vom Dorf zum nächsten Bahnhof zu kommen", sagt Bundestagskandidatin Misbah Khan von Bündnis 90/Die Grünen bei ihrem Redaktionsgespräch in Grünstadt.

Die Bundestagskandidaten: Misbah Khan ist Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Grüne im Wahlkreis Neustadt-Speyer

Den Führerschein hat sie, ein eigenes Auto aber nicht. Das wäre in Mainz, wo sie beim Landesjugendamt beschäftigt ist und Präventionsprojekte gegen religiös begründete Radikalisierung betreut, auch unpraktisch, sagt Khan, die 1989 in Pakistan geboren wurde. Die gute Stunde nach Meckenheim im Kreis Bad Dürkheim, wo sie aufgewachsen ist und wo sie im Haus der Eltern wohnt, pendelt sie fast täglich mit dem Zug. Die Verbindungen mit Bus und Bahn seien in der Region gar nicht so schlecht. „Schwierig ist es aber oft, vom Dorf zum Bahnhof zu kommen“, findet Khan. In diesem Bereich gelte es, die Infrastruktur zu verbessern. Ein Thema, das sie mit nach Berlin nehmen will, sollte sie Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Neustadt-Speyer werden. 1992 zog Khan, die eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder hat, mit ihren Eltern aus Pakistan zu den Großeltern, die bereits 1972 nach Meckenheim gekommen waren. Ausschlaggebend für ihren Eintritt bei den Grünen sei ein Urlaub gewesen, den sie 2007 in ihr Geburtsland unternommen habe. „Dort ist mir die soziale Ungerechtigkeit besonders aufgefallen, und in der Politik der Grünen habe ich dazu die richtigen Antworten gefunden“, sagt die junge Frau. Allerdings sei sie schon früh politisch interessiert gewesen: „Ich fand es gut, dass ich den Eindruck hatte, die Grünen machen ihr Programm nicht für die kommende Wahl, sondern für die kommenden Generationen“, betont sie. Als sie im vergangenen November von rund 30 Mitgliedern aus den Kreisverbänden Bad Dürkheim, Neustadt, Rhein-Pfalz und Speyer eine Mehrheit für die Bundestagskandidatur bekam, war sie schon fast acht Jahre politisch aktiv. Seit sie 2008 bei den Grünen eingetreten ist, hat sie in verschiedenen Gremien im Landes- und im Kreisvorstand mitgearbeitet. 2009 – im gleichen Jahr hat sie ihr Abitur gemacht – wurde sie in den Verbandsgemeinderat Deidesheim gewählt. Um ihr Mandat dort auch ausfüllen zu können, hat sie sich für Mainz als Studienort entschieden. In den Fächern Politik und British Studies hat sie einen Bachelor-Abschluss gemacht, ab Oktober will sie mit dem Fach empirische Demokratieforschung weiterstudieren. Ihr Plan-B: „Man sollte nicht den Fehler machen und damit kalkulieren, Berufspolitiker zu werden“, so Khan. Vor allem für gesellschaftspolitische Themen macht sich die junge Frau stark: „Diskriminierung von Minderheiten sind in unserer Gesellschaft nicht überwunden oder ein Randphänomen, sondern ein strukturelles Problem, das wir täglich aufs Neue angehen müssen.“

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