Speyer Grausamer Beginn eines neuen Zeitalters

„Verkehrte Welt“: So lautet der Titel einer Ausstellung mit Arbeiten des Weingartener Künstlers Wolfgang Beck, die ab heute im Alten Stadtsaal Speyer zu sehen ist.

Bob Dylan

, Marlene Dietrich, Michelangelo, Nofretete: Vielen Gesichtern der Geschichte begegnet der Besucher auf Becks eindrucksvollen Spraybildern und Collagen. Doch im Mittelpunkt der Schau steht das Gesicht eines jungen Mannes, der durch eine einzige schreckliche Tat den Lauf der Geschichte beeinflusste: Gavrilo Princip, der junge Attentäter, der mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand vor 100 Jahren als Auslöser des Ersten Weltkriegs gilt. Für Beck steht der Kopf als grausamer Beginn eines neuen Zeitalters und der Moderne, auch in kunsthistorischer Sicht. Die Umsetzung des Porträts in zeitgenössischer Spraytechnik gibt dem Gesicht eine bedrohliche Aktualität, die der Künstler durch Zitate und Schriftzüge in die heutige Zeit transportiert und ironisch kommentiert („Einmal ist keinmal“). Ironisch und aktuell spielt Beck mit der allumfassenden Bedrohung der Welt, lässt den Besucher selbst Werte wie Gleichheit, Brüderlichkeit, Glauben, Freiheit und Moral mit Füßen treten. Street Art und Spraytechnik, die er vor etwa zwei Jahren für sich entdeckte, perfektioniert er auf seinen Bildern. Zunächst stellt er nach Fotos Zeichnungen her, scannt sie und bearbeitet sie anschließend als Schablonen zeichnerisch am Computer, bevor er die digitale Datei an eine Firma schickt, die die Bilder lasert. Becks vielschichtige Spraybilder wirken wie Malereien und teils Kohlezeichnungen, die plakativ und gleichzeitig künstlerisch differenziert sind und sich den jeweiligen Bildträgern wie Pappe, Holz sowie Metall anpassen. In Verbindung setzt Beck die neuen Arbeiten mit seiner expressiven, 20 Jahre alten Gemäldeserie „Die Saubermänner“. Derzeit erweitert er den Zyklus um neue Werke. Im Stadtsaal hingegen zelebriert er eine ironische Preisverleihung, in der er nur erste Preise vergibt und so die Beliebigkeit und Willkür von Kunstjurys aufs Korn nimmt.

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