Speyer „Haardter halten zusammen“

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Am Montagabend hat am Haardter Mandelring der Dachstuhl eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses gebrannt. Verletzt wurde bei dem Brand, der bis in die Rheinebene zu sehen war, niemand. Der Schaden beläuft sich auf rund 600.000 Euro. Die Eigentümer berichten einen Tag danach über eine Welle von Solidarität.

Neustadt. Heidrun Weiß (62) steht geschockt vor ihrem Geburtshaus in Haardt, das einst ihre Urgroßeltern kauften. Sie hat sich trotz des Dachstuhlbrandes Zuversicht und Humor bewahrt. „Wenn man in der Not so viele Unterstützung angeboten bekommt, dann macht das auch stark für die kommenden Wochen, die bestimmt nicht einfach werden“, erklärt sie. Noch in der Nacht seien ihr zur vorübergehenden Bleibe mehrere Wohnungen und Häuser von Nachbarn angeboten worden. „Wir Haard-ter halten zusammen“, sagt sie. Am Montag war das Ehepaar Weiß aus dem dreiwöchigen Wohnmobilurlaub an der Ostsee zurückgekommen. Gleichzeitig verabschiedete sich die Tochter mit dem zehnjährigen Enkel, die beide im Obergeschoss wohnen, in den Urlaub an den Gardasee. „Ich habe am Abend noch meine Schwiegertochter aus der Stadt abgeholt, den Rauch gesehen und gedacht, das muss ja in unserer Nähe sein“, berichtet Heidrun Weiß. Zu Hause angekommen, war die Feuerwehr gerade eingetroffen. Ehemann und Sohn retteten noch die Meerschweinchen und Wellensittiche aus der Wohnung der Tochter. Im Haus sieht es schlimm aus. Der Dachstuhl ist fast komplett zerstört. Die Giebelwand droht auf die Straße zu stürzen und wurde noch in der Nacht von vier Zimmermännern, die der Feuerwehr angehören, stabilisiert. Das Löschwasser ist durch die historische Lehmwickeldecke gelaufen und hat fast die komplette Einrichtung ruiniert. „Da ist nicht mehr viel zu retten. Ein paar Kleider sind noch trocken“, berichtet Heidrun Weiß, die jetzt hofft, dass mehrere Versicherungen, die die Familie abgeschlossen hat, wenigstens den materiellen Schaden halbwegs in Grenzen halten. Die Brandursache ist noch unklar. Laut Polizeisprecher Andreas Müller hat gestern ein Ermittler das Haus besichtigt und anschließend einen externen Sachverständigen für ein Gutachten beauftragt. Stadtfeuerwehrinspekteur Stefan Klein berichtet, dass sich drei Feuerwehrmänner verletzt haben: „Einer hat sich die Hand gebrochen bei einem Sturz, einer hat leichte Brandverletzungen und ein Kollege ein Halswirbeltrauma. Er war von einem herabstürzenden Dachbalken getroffen worden.“ Die Feuerwehr hatte den Brand mit zwei Rohren von innen und dreifach von außen über Drehleiter, Gelenkmast und Monitorwerfer bekämpft. „Wichtig war, ein Übergriff auf das Nachbarhaus zu verhindern. Das ist uns zum Glück gelungen. Der betroffene Hausbesitzer hat sich die ganze Nacht dafür bei mir bedankt“, so Klein. Weil der Giebel nur provisorisch gestützt wird, ist der Mandelring in Höhe des Brandortes weiter gesperrt. Heidrun Weiß hat ihre Tochter gebeten, den Urlaub am Gardasee nicht abzubrechen. „Sie kann ja jetzt doch nichts tun. Erholung ist bestimmt nicht schlecht.“ Und der Enkelsohn habe ihren Humor geerbt, meinte die Hausbesitzerin lachend. Der Zehnjährige erklärte nämlich am Telefon spontan: „Endlich keine Spinnweben mehr auf dem Dachstuhl.“ |wkr

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