Speyer Heißes mit Eichhorn und Müller-Pering

Traditionsgemäß klassisch ist der 21. Speyerer Gitarrensommer am Sonntagabend zu Ende gegangen. Gitarrist Thomas Müller-Pering und Violinist Friedemann Eichhorn haben die zahlreichen Besucher des Alten Stadtsaals mit einem anspruchsvollen und zugleich unterhaltsamen Konzert begeistert.

Beschwingt eröffneten die Instrumentalisten den Abend mit Astor Piazzollas Geschichte des Tangos in vier Sätzen: „Bordel 1900, Café 1930, Night Club 1960, Concert d’aujourd’hui“. Danach war die erste Gitarren-Nachstimmung nötig. „Wenn ein Lautenist 80 Jahre alt geworden ist, hat er mindestens 30 davon mit Stimmen verbracht“, plauderte Müller-Pering aus dem Musiker-Nähkästchen. Dass das Zusammenspiel von Gitarre und Geige eine lange Tradition hat, belegte das Duo am Ende des Abends eindrucksvoll mit Kompositionen des italienischen Geigers und Gitarristen Niccolo Paganini. Variationen einer neapolitanischen Melodie – hierzulande bekannt als „Mein Hut, der hat drei Ecken“ – waren Beispiele dafür. Zuvor hatten Müller-Pering und Eichhorn sich in den Sechs-Achtel-Rhythmus begeben, dem sich die Menschen auf ihrer Lieblings-Urlaubsinsel Mallorca verschrieben hätten. Vom traumhaften Schlaflied bis zum temperamentvoll-leidenschaftlichen Zigeunertanz mit der Botschaft „Verflucht seien die Liebe und derjenige, der sie mir zukommen ließ“ setzten die Instrumentalisten Musikgeschichten in Szene. „Entr’acte“ (Zwischen den Akten) hatte der französische Komponist Jacques Ibert 1937 zwar Flöte und Gitarre zugeschrieben. Müller-Perings Arrangement für Geige und Gitarre hielt dem Original jedoch stand. Rund zehn Minuten ließ Eichhorn seinen Kollegen auf der Bühne allein – mit „Träumereien“ des Schweizer Komponisten, Gitarristen und Konzertina-Spielers des 19. Jahrhunderts, Giulio Regondi. Gemeinsam widmete sich das Duo Maurice Ravel, dem Impressionisten der Musik. Das von ihm vertonte jüdische Totengebet „Kaddish“ berührte die Seele. Mit dem spanischen Lied versetzten die Instrumentalisten ihre Zuhörer in heitere Stimmung. Heiter blieben Besucher und Akteure. Auf zehn Saiten ließen sie Landschaften, Atmosphären und Lebensgefühle erstehen. Eichhorn und Müller-Pering waren mittendrin in der Musik und den Bühnentemperaturen, die sie mit denen in der Sauna verglichen. „Wer im Schatten der Zuschauerreihen sitzt, ist im Vorteil“, meinte der Gitarrist. Zum krönenden Abschluss des Speyerer Gitarrensommers hätten sich die Besucher nichts Schöneres wünschen können als das „heiße“ Konzert am Sonntagabend.

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