Speyer Heute vor 120 Jahren: Öffnung der Kaisergräber im Speyerer Dom

Denkwürdiges Ereignis im Jahr 1900: die Öffnung der Kaisergräber im Speyerer Dom.
Denkwürdiges Ereignis im Jahr 1900: die Öffnung der Kaisergräber im Speyerer Dom.

Das Bistum Speyer erinnert an die Öffnung der Herrschergräber im Speyerer Dom heute vor genau 120 Jahren. Bei der archäologischen Grabung ab dem 16. August 1900 sei es um die Suche nach den Überresten der in der Krypta begrabenen Kaiser und Könige gegangen, teilte das Bistum mit. Damals sei unklar gewesen, wo in der bald 1000 Jahre alten romanischen Kathedrale sich die Gräber befanden. Auch habe sich die Frage gestellt, ob sie überhaupt noch vorhanden oder durch die Plünderungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört worden waren.

Am 16. August 1900 um 10 Uhr begann die Grabung im Königschor. Bis zum 2. September desselben Jahres wurden von einer Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung des Historikers Hermann Grauert 18 Gräber mit 20 Bestattungen geöffnet und untersucht. Der Münchner Gymnasialprofessor Johann Praun hatte bereits 1899 eine Abhandlung verfasst, die den bedauernswerten Zustand der Grablege hervorhob und eindringlich um deren Wiederherstellung warb. Im Speyerer Dom waren zwischen 1039 und 1308 elf Könige, Kaiser und Kaiserinnen der salischen Dynastie und nachfolgender Herrschergeschlechter bestattet worden.

Verärgerter Bischof stoppt Grabung von 1739

Nach den Zerstörungen im Jahr 1689 geriet die Lage der Gräber in Vergessenheit. Eine von Kaiser Karl VI. 1739 veranlasste Suchgrabung führte zwar zum Fund der Gräber im Königschor. Der Bischof, den man übergangen hatte, stoppte jedoch die Grabung. Erst 1899 rückten die Gräber erneut in den Fokus. Nachdem Kaiser Franz Joseph von Österreich und Prinzregent Luitpold von Bayern die Suche nach den Gräbern unterstützten, stimmten Bischof und Domkapitel zu.

Geöffnet wurden die steinernen Sarkophage des Domgründers Kaiser Konrad II., seiner Gemahlin Gisela, Heinrichs III. sowie Heinrichs IV. und dessen Gemahlin Bertha. Von den Kaisergräbern wurde nur das oberste Grab Heinrichs V. durchwühlt vorgefunden. Den fünf Gräbern der Königsreihe entging jedoch nur die Bestattung Philipps von Schwaben den Plünderungen des Pfälzischen Erbfolgekriegs. Die Gräber von Beatrix von Burgund und deren Tochter Agnes sowie die von Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I. von Österreich waren allesamt zerstört.

Grabbeigaben heute in Historischem Museum

Den Abschluss der Grabungen 1900 bildete die Bergung von fünf Bischofsgräbern, danach wurden die sterblichen Überreste wieder beigesetzt. Die Grabbeigaben und Textilfunde sind heute Teil des Dom- und Diözesanmuseums im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. In der Folgezeit wurde eine Gruft angelegt, die bis heute über einen Zugang von der Krypta aus zugänglich ist. Der Speyerer Dom ist der größte romanische Kirchenbau Deutschlands und ein Unesco-Weltkulturerbe.

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