Speyer „In Fachkreisen beinahe unbekannt“

Simuliert in Speyer die Weltraum-Arbeit: Sergej Rewin.
Simuliert in Speyer die Weltraum-Arbeit: Sergej Rewin.

Raumfahrer Sergej Rewin landet im Speyerer Technik-Museum auf dem „Mond“.

Kosmonaut Sergej Rewin (53) hat am Wochenende zum ersten Mal die Pfalz und das Technik-Museum Speyer besucht. Der Moskowiter, der an den Feiern zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft von Speyer und Kursk teilnahm, hat Europas größte Ausstellung für astronautische Raumfahrt gelobt und ihr größere Bekanntheit in Russland und andernorts gewünscht. Im Forum hielt Rewin vor circa 150 Besuchern einen Vortrag über seine 125-tägige Weltraummission vor sieben Jahren. Was hat Sie bei der Raumfahrtausstellung am stärksten beeindruckt? Der Enthusiasmus von Gerhard Daum (Ausstellungsleiter; Anm. d. Red.). Er hat alles sehr professionell eingerichtet. Man spürt seinen Willen, die Geschichte der Raumfahrt möglichst genau abzubilden. Für mich war der Teil zum Apollo-Programm am interessantesten. Es fasziniert mich schon lange, aber ich hatte noch ein paar Wissenslücken. Einige Details aus historischer, technischer und organisatorischer Sicht habe ich erstmals hier erfahren. Wie bewerten Sie den Apollo-Bereich der Ausstellung? Dort gibt es außergewöhnliche Exponate und Bilder. Man kann sich sehr leicht in diese Missionen hineinversetzen und fast schon selbst mitfliegen zum Mond und dort landen. Ich habe in Speyer zum ersten Mal in einem Nachbau des Mondautos gesessen und bin in einer nachgebildeten Mondlandschaft spaziert. Wie gefällt Ihnen der originalgetreue Nachbau des Moduls Swesda der Internationalen Raumstation (ISS)? Dieses Ausstellungsstück ist vor allem zur Demonstration gemacht. Im Weltraum haben wir im Swesda-Modul wesentlich mehr Geräte an den Wänden befestigt und damit wenig Platz für uns. Laptops, Kameras und zum Teil sehr große Objektive gibt es dort. Wozu dient Swesda auf der ISS? Es gibt in dem Modul zwei Kajüten zum Schlafen, einen Bereich zum Essen, eine Toilette und sehr viel Technik für Experimente. Vor zwei Jahren sind Sie aus medizinischen Gründen als Kosmonaut pensioniert worden. Welcher Tätigkeit gehen Sie derzeit nach? Ich befinde mich in einer Phase, in der ich Erfahrung, sportliche Kondition und geistige Eigenschaften in Bereitschaft halte – für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich doch noch einmal fliegen darf. Wovon hängt ein weiterer Weltraumeinsatz für Sie ab? Offiziell bin ich zwar als Kosmonaut ausgeschieden, aber ich bin nun im administrativen Bereich der Kosmonauten-Mannschaft im „Sternenstädtchen“ bei Moskau tätig. Mein Lebensziel ändert sich kaum. Ich darf nach wie vor an allen Trainingsmaßnahmen teilnehmen. Ich warte, bis ich keine gesundheitlichen Probleme mehr habe. Dann werde ich mit dem Leiter des Kosmonauten-Trainingszentrums sprechen. Um welches gesundheitliche Problem handelt es sich? Ein kleines, individuelles Problem. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Wie gefällt Ihnen die Pfalz? Ich bin dankbar für die Einladung in diese einzigartige Ausstellung. Sie ist sehr wichtig für die jüngere Generation. Ich finde es sehr schade, dass dieses tolle Museum in Russland beinahe unbekannt ist, sogar in Fachkreisen. Bis ich Roland Kern (Chef des Flugplatzes Speyer; Anm. d. Red.) vergangenes Jahr getroffen habe, hatte ich keine Ahnung von der Ausstellung. Ich wusste nur, dass irgendwo in Deutschland unsere Buran steht. Deswegen wünsche ich mir, dass sich diese Ausstellung weiterentwickelt, mehr Exponate erworben werden. Es sollte auch mehr Austausch geben zwischen Raumfahrtbegeisterten hier und dort. Und was sagen Sie über die Region? Die Pfalz ist auch für Touristen aus Russland und anderswo interessant. Hier gibt es Kurorte wie Bad Dürkheim. Man kann Bildungsreisen im Bereich Raumfahrt mit Erholungsaspekten verbinden. Das wäre perfekt. Es gibt in der Pfalz ein großes Potenzial zur Weiterentwicklung und zum Austausch zwischen Ländern und Raumfahrt-Begeisterten. Nicht zu vergessen: Die sehr guten Weine werden selbstverständlich auch dazu beitragen, dass mehr Touristen hierher kommen. | Übersetzung: Margarita Riedel

x