Speyer „Jede Medaille eine Überraschung“

Bereit für den großen Titelkampf im Osten der Republik: Lisa Rrustaj, Michael Bantle, Erik Seith, Gabriel Martin (vorne von link
Bereit für den großen Titelkampf im Osten der Republik: Lisa Rrustaj, Michael Bantle, Erik Seith, Gabriel Martin (vorne von links), stehend von links Özlem Gülmez, Emmely Albrecht, Sahin Gülmez sowie Pia Neumayer.

Heute Morgen setzt sich eine Reisegruppe in Richtung Leipzig in Bewegung, Ziel: die deutsche Judo-Meisterschaft der Unter-18-Jährigen. Der Tross zählt elf Kämpfer aus der Pfalz, darunter sechs vom JSV Speyer, seine Trainer Manfred Dreiseitl und Peter Lichtmannegger sowie zwei Landescoaches. Eine Woche darauf misst sich die U21 unter weiterer aktiver Beteiligung aus der Domstadt in Frankfurt/Oder. Martin Erbacher hat sich mit Dreiseitl über Medaillen und Neulinge unterhalten. Und ganz am Ende wird’s sogar philosophisch.

Wann sind beide Titelkämpfe erfolgreich verlaufen?

Wenn wir es schaffen, bei beiden Meisterschaften zusammen eine Medaille zu gewinnen oder Zwei unter die ersten Fünf zu bringen, oder eine Medaille und Einen unter den besten Sieben, wäre das ein großer Erfolg. Wir haben keinen eindeutigen Favoriten, von dem wir sagen, der muss, das erwarten wir. Jede Medaille wäre eine Überraschung. Özlem Gülmez ist es in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm zuzutrauen. Es muss alles passen. Sie muss es umsetzen. Das Finale wäre toll. Ich glaube, sie wäre selbst enttäuscht, wenn sie nicht unter die ersten Fünf kommt. Ich hätte jetzt gedacht, Sie sagen, sie sollen gut kämpfen und ihre Leistung zeigen. Plätze sind natürlich wichtig für uns. Jeder soll zumindest das Gelernte umsetzen. Wir haben zehn Starter. Da wollen wir schon den einen oder anderen nach oben bringen. Wir haben auch ältere Jahrgänge wie Julijan Pantelic und Gabriel Martin dabei. Es gibt aber keine Vorgabe, eine Medaille zu holen. Es kommt auch auf eine gute Auslosung und den Kampfrichter an. Es ist auch eine Formsache. Hat jemand noch kurz vorher Grippe? Welche Qualifikationen haben Sie überrascht? Emmely Albrecht zählt zum jüngeren Jahrgang. Das ist sehr außergewöhnlich, sensationell. Das hätte ich nie erwartet. Das muss ich hier mal deutlich sagen. Auch Sahin Gülmez, der jüngere Bruder von Özlem, nimmt zum ersten Mal teil. Zwei Kämpfe zu gewinnen, ist für alle ein Erfolg. Von wem haben Sie es erwartet? Timo Brandenburg war Favorit. Er lebt für Judo, trainiert tägliche mehrere Stunden. Die Familie lebt in der Bretagne, und er hat es als Ausländer in den Regionalkader geschafft. Wird besonders gefördert. In Frankreich ist Judo wie Fußball. Für Turniere und Meisterschaften kommt die Familie hierher und lebt dann auch hier. Auch bei Pantelic, Martin und Özlem habe ich es erwartet. Michael Bantle wurde von den Trainern ohne Kampf nominiert, war schon wieder bei der Nationalmannschaft in Duisburg, seine Aussichten? Er hatte einen Bänderriss und hat in den vergangenen Monaten nichts gemacht. Er war die sicherste Bank, ein Kandidat für die Ersten, wenn er sich nicht verletzt hätte. Jetzt wäre es eine Überraschung, mal sehen, ob er fit ist. Wir war das mit Lisa Rrustajs Zwölf-Minuten-Kampf bei der Südwestdeutschen? Seit zwei Jahren haben wir vier Minuten Kampfzeit. Dann geht’s weiter bis zur Entscheidung. Sechs, sieben, acht Minuten sind schon selten. Zehn gibt es so gut wie nie, und es die reine Kampfzeit. Insgesamt hat es bestimmt 20 Minuten gedauert. Zwei Kämpfe wären für sie jetzt eine tolle Sache. Martin startet als Einziger bei beiden Meisterschaften. Wenn er es bei der U18 nicht geschafft hätte, wäre ich enttäuscht gewesen. Bei der U21 war es eine Überraschung. Die sind einige Jahre älter. Hinter Erik Seith und Pia Neumayer liegen auch zwei erfolgreiche Turniere. Erik Seith startet dieses Mal definitiv. Pia hatte bisher nicht so viele Kämpfe. Jeder Kampf, den sie gewinnt, wäre eine tolle Erfahrung. 2020 hat sie eine Medaillenchance, ebenso wie Rrustaj. Was passiert noch in der abschließenden Trainingswoche? Vor Meisterschaften trainieren wir fünf-, sechsmal die Woche. Wir schleifen nur noch die Techniken ein. Es gibt kein Randori mehr, weniger wegen der Verletzungsgefahr. Krafttraining gibt es zumindest nicht mehr unter maximaler Belastung. Muskeln brauchen 24 bis 48 Stunden, um zu regenerieren. Das ist unsere Philosophie. Es gibt aber auch Trainer mit anderen Meinungen.

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