Speyer „Julian Nagelsmann ist mutig“

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Speyer. Dass es ein Trainer auch in jungen Jahren zu etwas bringen kann, beweist der 28-Jährige Julian Nagelsmann. Ende 2012 wurde er mit 25 Co-Trainer des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim. Seit 2016 ist er als Nachfolger von Huub Stevens hauptverantwortlich und feierte als jüngster Bundesligatrainer erste Erfolge. Aline-Kristin Großstück hat mit Coaches der Region darüber gesprochen, wie jung denn ein Trainer sein kann.

Peter Schmitt

(69) betreute jahrelang die Hockeyer des HC Speyer: „Ich habe mit 19 Jahren angefangen, als Trainer tätig zu sein“, sagte er. Ein Trainer sollte bestimmte Erfahrungen mitbringen und bereits verschiedene Übungsleiterscheine besitzen. „Je früher ein Trainer beginnt, desto besser“, meinte der 69-Jährige. Ob sich das junge Alter positiv oder negativ auf die Mannschaft auswirkt, bezeichnet er als sensible Angelegenheit: „Es gibt Menschen, die als Vorbild auf die Welt kommen und deren Leistung sofort anerkannt und akzeptiert wird, und es gibt Trainer, die aufgrund von Trainermangel ihr Amt übernehmen müssen und es dadurch schwieriger haben.“ Im HC Speyer selbst gibt es derzeit einige jugendliche Trainer. Er ist der Meinung, dass die jungen Betreuer auch Erfahrungen in anderen Vereinen oder als Verbandstrainer sammeln und mit ihren Aufgaben wachsen sollten. Für Maurizio Nici, ehemaliger American-Football-Trainer in Heiligenstein und zurzeit in Offenburg aktiv, ist ein junges Traineralter kein Problem. „Trainer sein ist eine Philosophie, und es gibt unterschiedliche Arten und Weisen, zu trainieren, die jedoch unabhängig vom Alter sind.“ Natürlich sollte der Trainer soziale Kompetenzen mitbringen. Jedoch sei es besonders wichtig, dass die Person bereit ist, konstruktive Kritik anzunehmen und diese umzusetzen. Besonders positiv bewertet der 47-Jährige die Nähe zwischen Sportlern und dem Trainer aufgrund des geringen Altersunterschieds. Manfred Schmitt ist Fußballtrainer bei Oberliga-Tabellenführer TuS Mechtersheim. Dass Nagelsmann den Posten in Hoffenheim bekam, ist für ihn eine große Überraschung. „In dieser Liga ist es bis jetzt einmalig. Im Amateurbereich kommen junge Trainer häufiger vor“, teilte er mit. Schmitt sieht besonders in der Autorität zwischen Spieler und Trainer altersbedingt Schwierigkeiten. Für ihn sind gewisse Lebenserfahrungen klar von Vorteil und sollen dazu beitragen, Situationen besser einzuschätzen. „Allgemein bin ich immer dafür, dass die Jungen vorrangehen“, sagte Schmitt. Michael Görgen-Sprau, Vorsitzender des Judosportvereins Speyer, findet es gut, wenn junge Sportler sich für das Traineramt interessieren, die Klubs dies unterstützen und sie an die Aufgaben heranführen. Er betreute mit 16 Jahren seine ersten Judogruppen. „Jeder, der ein solches Amt übernehmen möchte, sollte entsprechende Qualifikationen mitbringen und je nach Mannschaftsklasse auch Erfahrungen in der Sportart gemacht haben“, meinte der 36-Jährige: „Es ist sehr mutig von Julian Nagelsmann, den Schritt zu wagen. Jedoch ist es auch immer positiv, wenn der Trainer aus dem eigenen Nachwuchs des Vereins stammt.“ Auch der geringe Altersunterschied zwischen Athleten und Trainer sei positiv. Martin Gärtner ist Trainer bei der Rudergesellschaft in Speyer. Er ist der Meinung, je professioneller die Sportler sind, desto größer sollte der Altersunterschied zwischen dem Trainer und den Trainierenden sein. „Wir haben bei der Rudergesellschaft auch junge Leute. Trainer müssen bei uns das 18. Lebensjahr erreicht haben, da sie auch eine Menge Verantwortung übernehmen müssen“, informierte Gärtner.

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