Speyer „Kämpfen, weil es sich lohnt“

Ehemaliger Kanzlerkandidat der SPD und heute einfaches Bundestagsmitglied: Martin Schulz.
Ehemaliger Kanzlerkandidat der SPD und heute einfaches Bundestagsmitglied: Martin Schulz.

«Römerberg.»Sie sind Freunde und zwei von derzeit etwa 30 Römerberger Genossen: Cordula Butz-Cronauer (66) engagiert sich als Schriftführerin bei der SPD Römerberg und als stellvertretende Kreisvorsitzende. Volker Hartmann (74) ist stellvertretender Vorsitzender der SPD Römerberg und ehemaliger Bürgermeisterkandidat. Beide sind sich einig: So schlecht, wie geredet wird, steht es um die SPD gar nicht. Im Gegenteil. Nach Einschätzung Hartmanns ist die große Koalition nur auf Druck von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zustande gekommen. Mit dieser Entwicklung ist Hartmann einverstanden: „Nur wer regiert, kann Hebel bewegen. Auch gegen den Widerstand der Union.“ Hartmann ist froh, dass die Partei die Basis einbezieht. „Wir erhalten wöchentlich E-Mails“, berichtet er von regelmäßigem Kontakt zwischen Berlin und Römerberg. „Deshalb sind wir auch in der Lage, politische Schritte besser zu beurteilen als Nichtmitglieder“, betont Hartmann. Er sei nicht immer mit allem einverstanden, aber das gehöre auch zur Demokratie. „Gut ist, dass die Parteispitzen wissen, wie und was die Basis denkt“, findet Hartmann. Ihre Meinung könnten Sozialdemokraten über alle verfügbaren Medien jederzeit an „die da oben“ weitergeben. „Das zählt“, ist der 74-Jährige überzeugt. Seiner Meinung nach lag der „Zoff mit den Jusos“ und vor allem mit deren Vorsitzendem Kevin Kühnert an mangelnder Kommunikation. „In dieser Hinsicht geht inzwischen viel vorwärts“, betont der Römerberger. Die SPD lerne aus Fehlern, sei aber leider nicht in der Lage, Erfolge nach außen zu vermitteln: „Das konnten wir noch nie gut.“ Die SPD müsse besser für ihre Interessen eintreten, findet er und meint damit Bundes-, Landes- und kommunale Genossen. Cordula Butz-Cronauer vergleicht den Absturz ihrer Partei in der Wählergunst mit dem brutalen Stopp des Schulz-Zugs. „Das wäre unter normalen Umständen nicht möglich gewesen“, ist sie sicher. „Vielleicht war das von anderen genau so gewollt.“ Für sie wäre ein europäischer und dazu sozialdemokratischer Spitzenpolitiker in der Bundesregierung ein Gewinn. „Persönliche Diffamierungen wollen die Wähler nicht“, sagt Butz-Cronauer und erklärt sich so die Abkehr vieler SPD-Wähler von der Partei. „Das Ziel aller Reden und Taten sollte politisch sein.“ Dass der Streit der Unionsparteien zuungunsten der unbeteiligten SPD ausgegangen sei, ist für die Römerberger nicht nachvollziehbar. Schockiert ist Butz-Cronauer von der jüngsten Umfrage, die den Sozialdemokraten nur 15 Prozent Zustimmung zuspricht. „Das ist die Rückkehr in die 1930er-Jahre“, sagt sie. SPD-Abgeordnete müssten ihrer Meinung nach stärker gegen falsche Behauptungen der Populisten im Bundestag reden. Grün zu wählen, sei derzeit gerade „in“, erklärt Hartmann die aktuelle Wählerstimmung. Aufregen kann ihn das nicht – Butz-Cronauer dagegen schon: „Wir kleben Plakate, strampeln uns für die Partei und die Menschen ab, und keiner honoriert das“, ärgert sie sich über die mehr grüne als rote Zuneigung der Wähler. „Was die SPD geschafft hat, rückt viel zu selten in den Vordergrund“, kritisiert Hartmann die Imagepflege seiner Partei. Dennoch kann sich Butz-Cronauer mit manchen grünen Ideen anfreunden: „Bedingungslose Grundsicherung würde sich volkswirtschaftlich rechnen und wäre eine gute Voraussetzung für ein besseres Leben“, meint sie. „Eigentlich kommt dieser Vorschlag ja auch von der SPD.“ Zum Thema Andrea Nahles äußern sich die beiden vorsichtig. „Sie ist nirgendwo beliebt“, berichtet Butz-Cronauer von ihren Basiserfahrungen hinsichtlich der neuen Partei- und Fraktionsvorsitzenden. „Unser Generalsekretär Lars Klingbeil ist gut“, gibt Hartmann ein diplomatisches Urteil ab. Beide wünschen sich eine gute Mischung an der Parteispitze. „Auf die Erfahrung der Älteren können wir nicht verzichten, auf neue Energie der Jungen auch nicht.“ „Sie sind gewählt worden und müssen jetzt damit leben“, lautet Butz-Cronauers Fazit über die SPD 2018. Hartmann fordert, die Wähler besser über Ziele und Erfolge zu informieren. Beide blicken zuversichtlich ins neue Jahr. „Die SPD ist und bleibt eine Volkspartei“, sagen Butz-Cronauer und Hartmann. Dafür wollen sie mit den Römerberger Genossen kämpfen. „Weil es sich lohnt“, findet Hartmann.

Grün zu wählen sei derzeit „in“: So erklären sich die Römerberger Sozialdemokraten Volker Hartmann und Cordula Butz-Cronauer den
Grün zu wählen sei derzeit »in«: So erklären sich die Römerberger Sozialdemokraten Volker Hartmann und Cordula Butz-Cronauer den Aufschwung der Grünen.
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