Speyer Kommentar: Nicht provozieren lassen

Verbandsbürgermeister Poß (SPD) jetzt vorzuwerfen, er würde das

rechte „Frauenbündnis“ fördern, wird seiner Entscheidung nicht gerecht.

Die Drahtzieher des rechten „Frauenbündnisses“ können sich die Hände reiben: Auf der Seite ihrer überwiegend linken Gegner droht wegen der Demo-Ankündigung im Amtsblatt ein heftiger Streit. „Kandel gegen Rechts“ wirft der Verbandsgemeinde Kandel vor, sie gebe Rechtsextremen eine Plattform. Ziel der Vorwürfe ist Verbandsbürgermeister Volker Poß (SPD). Er stand vor einer Situation, in der jede Entscheidung falsch war: Eine Veröffentlichung der Demo-Ankündigung würde sehr verständliche Proteste nach sich ziehen. Dieser Fall ist ja jetzt auch eingetreten. Eine Nicht-Veröffentlichung hingegen wäre mit dem Risiko verbunden gewesen, dem „Frauenbündnis“ den Weg für einen Triumph vor Gericht zu ebnen. Poß hat sich dafür entschieden, im Zweifel auf der rechtlich korrekten Seite zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen. Das entspricht ihm und hat auch seine Reaktion auf die Tötung der 15-Jährigen geprägt. Deshalb ist er seit Jahresanfang Hauptzielscheibe des „Frauenbündnisses“ und dessen Geistesverwandten in der AfD. Ihm jetzt vorzuwerfen, er würde diese fördern, wird seiner Entscheidung nicht gerecht – und ist in der Sache kontraproduktiv. Denn ein solcher Streit wird den Gegnern des Frauenbündnisses kaum neuen Zulauf verschaffen. Und den hätten sie bitter nötig: Am Samstag standen laut Polizei 250 Demonstranten des „Frauenbündnisses“ gerade mal 120 Gegner gegenüber – und die noch zersplittert auf zwei Demonstrationen.

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