Speyer Kunst und Komik: Ausstellung in der Städtischen Galerie

Oliver Schollenberger: „Happyness in a warm gun“.
Oliver Schollenberger: »Happyness in a warm gun«.

39 Künstler aus ganz Deutschland stellen in allen Räumen der Speyerer Städtischen Galerie und in der Winkeldruckerey rund 350 Arbeiten aus. Sie gehören der „Rendsburger Zeichnerei“ an.

Dabei ist auch Oliver Schollenberger aus Dudenhofen. Seit 1996 ist er Mitglied der Rendsburger Zeichnerei, die bei der Gründung noch „Zeichenschule an der Eider“ hieß. „Ich habe viel gelernt und enge Freundschaften geschlossen“, sagt der Künstler, dessen buntes Nashorn zwar bereits im Rahmen steckt, aber noch am Boden liegt. Die Ausstellungsvorbereitung bezeichnet Schollenberger als „große logistische Herausforderung“, die viel Energie koste. Somit lohnen sich seine jährlichen Ausflüge nach Schleswig-Holstein aus vielerlei, auch Entspannungs-Gründen. In der Rendsburger Zeichnerei trifft beziehungsweise traf Schollenberger gleichsam namhafte Profi-Zeichner wie beispielsweise Robert Gernhardt und auch Autodidakten. Zu ihnen gehört Michael Feddersen, der zur Ausstellungseröffnung in Speyer aus Husum angereist ist. Der Lyriker, Grafiker, Karikaturist und Satiriker F.W. Bernstein hat die Künstlergruppe 1990 aus der Taufe gehoben. Sein Nashorn sei von Albrecht Dürer und Bernstein beeinflusst, betont Schollenberger. „Es ist immer und überall gegenwärtig.“

Viel Zeit ist seit der Gründung der Zeichenschule am Nordostseekanal vergangen, der Name ein anderer, die Gruppe deutlich gewachsen, ihr Humor indes keinesfalls verlorengegangen, wie die Speyerer Ausstellung deutlich zeigt. „Heckmeck“ begegnet dem Betrachter, an „Herdmännchen“, „Vorratsmilbe“ oder „Sekundenkleiber“ kann er sich wie an „Grölsardine“ oder „Sauerdampfer“ erfreuen.

Tier des Tages

Im einmal jährlich im Rendsburger Zeichnerei-Seminar veranstalteten einwöchigen Kurs der komischen Kunst ist der Ausstellungstitel „Tier des Tages – Bestiarium der Rendsburger Zeichnerei“ entstanden, berichtet Leiterin Charlotte „Lotte“ Wagner von der Titel gebenden Lockerungsübung für die Kursteilnehmer zum Tagesbeginn. „Themen wie diese werden zum Arbeitsstart am Zeichentisch täglich neu und frei interpretiert“, erklärt die Dortmunter Illustratorin und leidenschaftliche Vertreterin der komischen Kunst. Ihre lustigen Charaktere und Wimmel-Szenen entstehen mit dem Tuschefüller, den sie durch die komische Welt der Bildenden Kunst führt.

Für Wagner ist die Rendsburger Zeichnerei die Woche im Jahr, in der sie die Welt um sich herum vergessen kann. So entwickeln die Teilnehmer ein „Bilderbuch in zehn Minuten“, lassen ihrer Fantasie freien Lauf oder zeichnen sich gegenseitig. Im Tiernamen erfinden sind die Künstler unschlagbar, ihre Zeichenstile sind so unterschiedlich wie ihr Humor, der schräg, hintergründig oder als Angriff auf die Lachmuskeln daherkommt. So trägt Künstlerin Anna Zimmermann mit sieben lustigen und schillernden „Leuchtgarnelen“ zur Ausstellung bei

Spaß am Material

Diese und weitere Ergebnisse der komischen Seminare sind in der Speyerer Ausstellung zu sehen. Wagner arbeitet oft mit dem Gruppenmitglied der ersten Stunde und Cartoonist Ari Plikat zusammen. Plikat unterlegt einige seiner Zeichnungen mit Geräuschen, die er der lustigen Liste anfügt. Der Dortmunder Künstler veröffentlicht Cartoons in Titanic, Eulenspiegel, Zitty, Pardon, taz, Stern und im Berliner Tagesspiegel, ist also – wie auch Lotte - einer der Profis der Rendsburger Zeichnerei. „Ganz wichtig ist uns der Spaß am Material“, betont Wagner.

„Wer unsere Ausstellung besucht, sollte unbedingt einen Abstecher in das „Caricatura“, das Frankfurter Museum für komische Kunst machen“, empfiehlt Plikat ein kulturelles Zusatzprogramm zum „Tier des Tages“. Die aktuelle Ausstellung zeigt posthum Arbeiten des Wuppertaler Cartoonisten und Illustrators André „Polo“ Poloczek.

Ausstellung

  • Zu sehen von Freitag, 28. Juni bis Sonntag, 1. September in der Städtischen Galerie, Kulturhof, Flachsgasse 3, Speyer. Geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
  • Eröffnung Freitag, 28. Juni, 18 Uhr. Begrüßung Bürgermeisterin Monika Kabs, Einführung Franz Dudenhöfer. Musik Duo Fuhr – Eichenlaub. Rund zwölf Künstler sind anwesend.
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