Speyer Lena Feiniler von null auf 100

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Ketsch. Lena Feiniler scheint schon fast zum Inventar bei der TSG Ketsch zu gehören. Jedenfalls kennt sie jeden. Und jeder kennt sie. Dabei ist die 23-Jährige eine Speyererin, die einst auf die andere Seite des Rheins wechselte, weil es beim TSV keine Mannschaft in ihrem Alter mehr gab. Mittlerweile spielt sie erfolgreich mit der TSG Ketsch in der Zweiten Handball-Bundesliga.

Vielleicht wäre Feiniler nie Handballerin geworden, wenn sie nicht in jungen Jahren von einer Freundin zum Training zu den Minis beim TSV Speyer mitgenommen worden wäre. So aber ging sie mit – und hatte sofort Spaß an dem Sport. Bald schon folgte das erste Spiel, und schnell war klar, Handball ist ihre Sportart. Feiniler verlebte beim TSV Speyer eine recht behütete Handballjugendzeit. Es ging wenig um Leistung – und viel um Spaß. Das änderte sich erst nach dem Wechsel zur TSG Ketsch in der C-Jugend, der übrigens nur erfolgte, weil es damals keine Jugendmannschaft beim TSV Speyer in ihrem Alter gab und sie noch zu jung war, um bei den Damen mitzuspielen. Ihre neuen Kameradinnen auf der anderen Seite des Rheins wollten zwar auch Spaß haben, aber eben auch Erfolg, gingen Training und Spiele viel ambitionierter an als sie. „Da galt dann schon das Prinzip, bringst du die Leistung nicht, spielst du nicht“, sagt Feiniler. Sie hat sich dann aber recht schnell angepasst, Ehrgeiz entwickelt und gemerkt, dass sie im Handball richtig viel erreichen kann und dies auch geschafft: deutsche Vize-Meisterin im Länderpokal mit der Baden-Auswahl, deutsche Vize-Meisterin mit der B-Jugend 2009 und Vize-Meisterin mit der A-Jugend 2011 – auch wenn ihr der Titelgewinn stets verwehrt blieb. „Wir haben in Ketsch einfach eine Finalkrankheit“, meint Feiniler: „Einen Titel so knapp zu verpassen, war natürlich immer enttäuschend. Aber mit etwas Abstand realisiert man, was man erreicht hat.“ Nämlich, dass es viele Mannschaften, viele Spielerinnen ihres Alters gab, die weniger erreichten. So hat sie ihre durch den Handball geprägte Jugend auch sehr positiv in Erinnerung, auch wenn sie auf das eine oder andere verzichtete, der Handball oftmals ihren Tagesablauf dominierte – auch und vor allem an Wochenenden. „Ich habe es als sehr schöne Zeit in Erinnerung, weil ich durch den Handball so viel Schönes erlebt habe“, sagt sie. Auf den absoluten Höhepunkt der Jugendzeit, den ersten Vertrag für die Ketscher Damenmannschaft, folgte dann allerdings recht schnell Ernüchterung und die bislang schwerste Zeit ihrer Karriere – die ersten beiden Jahre im Drittliga-Team. „Da hatte ich eigentlich nie eine richtige Chance“, erzählt Feiniler. Ihr wurde immer wieder gesagt, sie sei jung, ihre Chance werde kommen. „Aber nach zwei Jahren willst du das irgendwann nicht mehr hören.“ Sie dachte über einen Vereinswechsel nach, entschloss sich aber dann doch zu bleiben. Es war wie ein Neubeginn für sie. Plötzlich gehörte sie zum Stamm, hatte maßgeblichen Anteil an der Drittligameisterschaft im vergangenen Sommer und dem Aufstieg in die Zweite Liga. „Es war, als ginge es plötzlich von null auf 100“, sagt Feiniler. Zufrieden mit dem Erreichten ist sie trotzdem nicht. Nie. Dafür ist die 23-Jährige viel zu sehr Perfektionistin. „Ich gebe mich selbst mit 100 Prozent nicht zufrieden“, sagt sie. Irgendetwas finden sie immer, das noch zu verbessern ist. Die Lehramtsstudentin ist eine, die gerne plant, strukturiert, sich Gedanken macht. Vor dem Start in die aktuelle Zweitligasaison grübelte sie, ob sie dem Niveau (schon) gewachsen ist. Nun, nach fast der Hälfte der Saison, ist festzustellen, sie ist es. Vielleicht erreicht sie in Zukunft sogar mal das Niveau, das für die Bundesliga nötig ist. Dort mit Ketsch zu spielen, wäre ein Traum für die Speyererin. Der Verein, zuletzt von 2005 bis 2008 in Deutschlands höchster Spielklasse aktiv, hat jedenfalls das Ziel, langfristig in die Bundesliga zurückzukehren. Die Freundin, über die Lena Feiniler in jungen Jahren zum Handball fand, hat übrigens recht schnell mit der Sportart aufgehört. Aber die beiden sind noch immer befreundet, gehen regelmäßig gemeinsam laufen und ins Fitnessstudio. „Manchmal“, sagt Feiniler und lacht, „ist es auch mal ganz angenehm, mit jemanden etwas zu unternehmen und dabei nicht ständig über Handball zu reden.“

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