Speyer „Magie entsteht an den Grenzen der Komfortzone“

Gitarre und Hände: Diese Werkzeuge hat Heike Matthiesen versichert.
Gitarre und Hände: Diese Werkzeuge hat Heike Matthiesen versichert.

Heike Matthiesen ist als eine der besten Gitarristinnen Deutschlands bekannt. Dabei hat die in Braunschweig geborene Musikerin erst mit 18 Jahren angefangen, Gitarre zu lernen. Beim 22. Speyerer Gitarrensommer spielt sie am Sonntag, 17. September, 19 Uhr, im Alten Stadtsaal „Mozartvariationen“. Unsere Mitarbeiterin Antonia Kurz hat vorab mit ihr gesprochen.

Frau Matthiesen, worüber denken Sie beim Spielen nach?

Im Idealfall werde ich Teil des Publikums und höre einfach nur zu. Da ist dann wunderbare Musik, die zufällig von meinen eigenen Händen gemacht wird. Die vielen Stunden Üben sind für einen Profi ja nicht mehr der Versuch, etwas hinzubekommen, sondern es so abzusichern, dass es von alleine läuft, um eben diesen Zustand jenseits der Kontrolle und des Vorherdenkens herzustellen. Was ist Ihr Kriterium für ein gelungenes Konzert? Die glücklichen Gesichter meiner Zuhörer! Perfektion ist ja ganz nett, aber da konkurriert man mit „gephotoshopter“ CD-Makellosigkeit. Ein Livekonzert sollte ja immer ein besonderer Moment werden, einzigartig halt! Zuhause übe ich auf komplette Perfektion, aber auf der Bühne entsteht Magie erst, wenn man an die Grenzen seiner Komfortzone geht, also was riskiert! Auf dem Speyerer Programm stehen „Mozartvariationen“. Wurden diese von späteren Komponisten für Gitarre umgeschrieben? Es sind alles Bearbeitungen des 19. Jahrhunderts von großen Gitarrenkomponisten, also von Musikern, die in manchen Fällen sogar noch den Originalkomponisten kannten. Und es sind auch zum Teil eher Nachdichtungen, als wörtliche Übersetzungen. Gibt es ein Stück darunter, das besonders bekannt ist? Das „Regentropfenprelude“ von Frédéric Chopin, der langsame Satz der „Pathétique“ von Ludwig van Beethoven, ganz viele Melodien aus Mozartopern und „Leise flehen meine Lieder“ von Franz Schubert – das sind eine Menge „Klassik-Hits“. Ihre Hände sind Ihre Werkzeuge. Wie pflegt man Profi-Gitarristen-Hände? Also erstens für die Psyche: Man kann Hände versichern, das reduziert die Urangst um die Pfötchen. Nie Hausarbeit ohne Handschuhe. Falls mal irgendwo etwas überlastet ist, beim kleinsten Zipperlein zum Physiotherapeut des Vertrauens, damit sich nirgendwo etwas Gravierendes entwickeln kann. Und da mein „Tonproduzent“ ja auch die Nägel sind, immer Polierfeilen in der Handtasche und gesunde Ernährung. Man entwickelt da schon eine wirkliche Fürsorge. Sie hatten Klavier gelernt, aber erst mit 18 Jahren die erste Stunde Gitarrenunterricht überhaupt. Kurze Zeit später haben Sie schon Gitarre studiert. Wie macht man das? Die reinen Bewegungsabläufe bei Klavier und Gitarre sind sehr ähnlich, ich konnte durchs Klavier auch schon mehrstimmig denken, und es war durch das Klavier und meine Opernfamilie schon ein riesiges Wissen über Musik da. Mein erster Gitarrenlehrer, Professor Teuchert, gestand mir später, ihn hätte der interessante Fall gereizt, dass jemand eigentlich schon fertiger Musiker ist, aber eben noch keine Gitarre kann. Sie sind auch auf Facebook und Instagram präsent. Muss man das heutzutage als Profi-Musiker sein? Es führt an Social Media eigentlich kein Weg mehr vorbei. Außer man ist absoluter Weltstar! Und ich liebe Kommunikation mit Menschen, mir liegt es. Und um ein Leben als selbstständiger Nicht-Weltstar zu führen, muss man „auffindbar“ sein. Die Menschen müssen meine Arbeit und mich kennenlernen können, sie sollten leicht finden können, wann und wo ich spiele und was ich so mache. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internetadresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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