Speyer Matinee im Paradiesgarten

Michael Wagner singt Operetten-Klassiker. Im Hintergrund Geiger Robert Frank.
Michael Wagner singt Operetten-Klassiker. Im Hintergrund Geiger Robert Frank.

„Das ist aber kein Barock“, stellte ein Besucher fest, als das PalatinaKlassik-Barockensemble in beschwingtem Walzertakt die zweite Hälfte des Konzerts im Paradiesgarten eröffnete. Da hat der Mann zwar recht, aber den Zuhörern gefiel auch die Musik, die Kapellmeister Leo Kraemer dann als „leichte Muse“ präsentierte. Besonderer Gast war Tenor Michael Wagner. Es klang anders, als gewohnt.

Eigentlich spielt das Barockensemble ja Kammermusik, rein akustisch und unverstärkt. Aber die natürliche Lautstärke der Geigen von Robert Frank und Susanne Phieler, der Bratsche von Stephanie Phieler und dem Cello von Roland Kuntze hätte sicher nicht gereicht, um alle Zuhörer im sehr gut besuchten Paradiesgarten zu erreichen. Also wurden die akustischen Instrumente mikrofonisch abgenommen und verstärkt, Kraemer spielte ein elektronisches Keyboard. Der Effekt war interessant: Das Cembalo klang recht authentisch, vermutlich waren das digital gespeicherte Originalklänge. Großer Unterschied: Durch die Abmischung für das Lautsprechersystem war das Instrument deutlich vernehmbar präsent. Das ist bei unverstärkten Konzerten solcher Ensembles nur in kleinen Räumen zu erleben und wenn man relativ nahe vorne sitzt. So aber konnte man auch im Paradiesgarten recht deutlich hören, wie Maestro Kraemer bei den barocken Werken die Akkorde zum Basso Continuo setzt.

Die Bassstimme des Cellos war ebenfalls deutlich vernehmlich und wenn man sehr streng ist, konnte man lediglich den Celloklang ein wenig flach finden. Das ist aber verzeihlich, wenn man bedenkt, dass der Gesamtklang des Ensembles auch noch in der letzten Reihe transparent und gut vernehmlich angekommen ist.

Große „Kleine Nachtmusik“

Die Telemann-Sonate mit ihrem lebhaften Schlusssatz hat das Publikum bestens eingestimmt, auf die mit Spannung erwarteten „Hits“. Es gibt wohl kaum ein passenderes Stück zur Saison als den „Sommer“ aus Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“. Es ist immer wieder spannend zu hören, wie bildhaft Vivaldi sommerliche Hitze, zwitschernde Vögel, säuselnden Wind einen ganzen Sommertag in Klang umgesetzt hat. Und dann zieht ein Gewitter auf. Die dramatische Steigerung zu erleben war ein Genuss. Nur einer hat falsch eingesetzt: Der tatsächliche Wind im Kirchengarten pustete etwas zu früh los und brachte die Noten durcheinander, wie Kraemer schmunzelnd anmerkte, während die Musiker ihre Blätter schnell sortierten.

Mozarts „Kleine Nachtmusik“ heißt zwar „klein“ - aber sie ist ein großes Werk, oder mit Kraemers Worten: Ein Wunder. Deshalb kann man sie auch bei einer Matinee spielen. Lebhaft und frisch klang das und die heitere Leichtigkeit, die das Werk durchzieht, wurde schön vermittelt.

Schwere „Leichte Muse“

Im zweiten Teil des Konzerts legte Kraemer die Betonung auf „leichte Muse“ - und wie er selber sagte, ist das Schwere daran, die Anmutung der Leichtigkeit den Hörern zu geben. „Es ist viel schwerer, einen schönen Walzer zu schreiben, als eine mittelmäßige Sinfonie“, hat Richard Strauss mal gesagt und das auf den Walzerkönig Johann Strauss Sohn gemünzt. Mit dessen Konzertwalzer „Rosen aus dem Süden“ begann die zweite Hälfte der Matinee. Und das ließ sich auch in der kleinen Besetzung des Barockensembles hören und verfehlte seine Wirkung nicht.

Ein besonderer Höhepunkt des Programms war der Auftritt von Michael Wagner. Der Speyerer CDU-Landtagsabgeordnete dist Vorsitzender des Fördervereins PalatinaKlassik und ein beachtlicher Tenor. Er sang beliebte Operettenmelodien. Das „Wolgalied“ aus Franz Lehárs „Der Zarewitsch“ klang innig und gefühlvoll, ebenso „Ich bin nur ein armer Wandergesell“ aus der lustigen Operette „Der Vetter aus Dingsda“ von Eduard Künneke. Höhepunkt seiner Beiträge war „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“. Für Violinsolist Robert Frank gab es mit dem berühmten Csárdás von Vittorio Monti noch einmal ein Bravourstück, in dem er seine Virtuosität zeigen konnte.

Die Künstler verzichteten auf eine Gage, so war das Konzert ganz besonders eine Benefizveranstaltung für die Aktion „Speyer.Kultur.Support“, deren Erlös Speyerer Künstlern zugute kommt. Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) und der Leiter der Fachabteilung Kultur Matthias Nowack sprachen Grußworte und dankten allen Organisatoren und Helfern sowie Publikum und Spendern.

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