Speyer Mit Charme gegen Radwegparker

Uffbasse: Die Handzettel gibts auch auf Pfälzisch.
Uffbasse: Die Handzettel gibts auch auf Pfälzisch.

Zum kleinen Ortstermin haben am Mittwoch Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) und Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Speyer an die Schneckennudelbrücke am Hauptbahnhof geladen. Ort und Anlass waren perfekt aufeinander abgestimmt. Zwar hatte die städtische Klimaschutzmanagerin Fabienne Körner zu Demonstrationszwecken ihr eigenes Auto dabei, doch angesichts der großen Anzahl der „Ischwilldochbloskorz“-Radwegparker wäre das gar nicht nötig gewesen. Im Minutentakt pflanzten sich gehfaule Automobilisten auf den Radweg Richtung Hauptbahnhof. Um diesem Unwesen wenigstens ein bisschen was entgegenzusetzen, haben ADFC und die Stadt postkartengroße Handzettel angefertigt, die man den Autofahrern an die Windschutzscheibe klemmen kann. Darauf steht, je nach Fassung entweder in Hochdeutsch (für die Auswärtigen) oder Pfälzisch (weil’s etwas charmanter klingt, so Körner): „Nochmal Glück gehabt – heute gibt es keinen Strafzettel“ kombiniert mit der Aufforderung zu mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr und beim Parken. Denn die Radwegparkerei ist nicht nur eine Gefahr für die Benutzer des Radwegs, sondern auch eine Ordnungswidrigkeit, die mit Bußgeld ab 20 Euro geahndet wird. Speyer setzt da erstmal auf den guten Willen und Kommunikation. Eingebettet in das Konzept einer Fahrradstadt ist die Konzeption und Sicherung von Radwegen zentrales Thema. Fraglich ist nur, ob das viel hilft, denn schließlich ist sich kaum einer der „Ischwilldochbloskorz“ irgendeiner Schuld bewusst. Die schiere Masse der Automobilisten erzeugt schließlich erst das Problem. Sie wechseln sich an Brennpunkten wie Bäckereien, Schulen und Eisdielen in so schneller Folge ab, dass es letztlich keine Rolle spielt, ob 60 Autos je fünf Minuten parken oder ein Auto viereinhalb Stunden stehenbleibt. Der Radweg ist blockiert und die Unfallgefahr steigt für jeden, der dem Hindernis ausweichen muss. Meist seien die Verkehrsteilnehmer recht offen, sagt Karl-Heinz Hepper, Fahrradbeauftragter der Stadt. Allerdings seien ihm auch schon Prügel angedroht worden, wenn er Leute ermahnt, sich an die Verkehrsregeln zu halten. Doch wenn man ruhig bleibe, dann sähen die meisten ihren Fehler ein. Das gelte auch für einige Radfahrer, die rote Ampeln neuerdings nur als unverbindliche Hinweise anzusehen scheinen, oder Radwege in entgegengesetzter Richtung befahren. Mit den appellierenden Kärtchen ist jedenfalls mal ein Anfang gemacht, gerade in engen Städten wie Speyer eine dringend notwendige Verkehrswende weg vom Automobil herbeizuführen. Solange sich die Mehrheit, weil es auf dem Rad zu unsicher ist, weiter mit der Blechkarre durch die Gegend wälzt, bleibt es natürlich unsicher. Erst wenn die Kurzstrecken mit dem Rad oder den halbvergessenen Gehwerkzeugen erledigt werden, dann wird das Radfahren sicherer.

x