Speyer Musik mit vollem Körpereinsatz

Mit geballtem Sound hat die Gruppe Krüger Rockt! am Donnerstagabend das Speyerer Oldtime Jazz Festival eröffnet. Im voll besetzten Rathaushof entlockten die Musiker ihren Instrumenten alles, was an Tönen und Lautstärke möglich ist.

Als „die schärfste Rock’n’Roll Band seit Einführung der Anschnallpflicht“ hatte der künstlerische Festivalleiter Bernhard Sperrfechter das Heidelberger Quartett angekündigt. Prompt heizten Pianist und Namensgeber Harald Krüger, Schlagzeuger Walt Bender, Gitarrist Joachim Villwock sowie Kontrabassist Patrick Daniel dem Publikum gleich zu Beginn mit „Burning Love“ und „Highschool Confidential“ ein. Auf dem Programm standen Songs aus den 50er Jahren mit Stilelementen aus Boogie Woogie, Doo Wop und Rockabilly, die Sänger wie Chuck Berry, Elvis Presley und Buddy Holly bekannt gemacht hatten. Darüber hinaus erhielten zwei klassische Kompositionen von Peter Iljitsch Tschaikowsky neuen Glanz in Rockversionen. Krüger bearbeitete sein Klavier nicht nur mit den Händen, sondern setzte zeitweise auch mal Füße und andere Körperteile ein. Auch Bender, Villwock und Daniel lieferten eine großartige Show ab. So benutzten die Musiker während ihres Spiels gleichzeitig den Kontrabass als „Klettergerüst“. Mal stieg Krüger Saxofon spielend darauf herum, mal tat Villwock es ihm nach. Patrick Daniel lag mal obendrauf und schleuderte ihn durch die Luft, mal lag er unter dem Instrument und spielte dabei locker weiter. Vom Leben und Leiden eines Putzlappens sang das Quartett und buchstabierte „M-O-B-B-R-A-G-G“, wobei zudem traditionsgemäß das Waschbrett zum Einsatz kam. Zunehmend ergriff der Rock`n’Roll Besitz von allen Zuhörern, und es gab kaum jemanden, den Rhythmus und Groove nicht packten. Auf den wenigen freien Flächen im Rathaushof wurde getanzt, teilweise auch im Outfit der 50er mit Petticoat und Söckchen. Da ging es mit Getränken und Speisen in der Hand hüftwackelnd und tänzelnd zurück zum Platz. Selbst ein Mann, der eine Frau im Rollstuhl schob, vollführte dabei heftige Tanzbewegungen. Immer wieder krönten die Zuschauer die Darbietung der Band mit großem und tosendem Applaus. Nach einer zweiten Pause im Programm schien zwar nicht der Band, aber dem Publikum langsam die Puste auszugehen. Harald Krüger bezog es mit Gesang, Klatschen und Fingerschnippen mit ein, als er bekannte Oldies „auflegte“. Es war ein sehr beeindruckendes Konzert mit überragender musikalischer Leistung bei warmen Sommerwetter.

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