Speyer Namen haben ihre Geschichte

Vom Speyerer Wolf Spitzer gestaltet: Büsten der Reformatoren Martin Luther (links) und Johannes Calvin. Die Anhänger der Kirchen
Vom Speyerer Wolf Spitzer gestaltet: Büsten der Reformatoren Martin Luther (links) und Johannes Calvin. Die Anhänger der Kirchenmänner mussten einst aus Frankreich und Belgien flüchten.

Auch in Speyer und Umgebung gibt es Nachnamen französischen Ursprungs. Zum Teil kommen sie von den Hugenotten, Protestanten, die im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts überwiegend aus Mittel- und Südfrankreich geflüchtet waren.

Hugenotten stellten im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts Teile einer der größten religiösen Migrationsbewegungen der Frühen Neuzeit dar. Das erläuterte die protestantische Dreifaltigkeitskirchengemeinde im vergangenen Mai in der Einladung zu ihrer Reise „Auf den Spuren der Hugenotten“ nach Südfrankreich. Ausgelöst worden war diese Massenflucht, als Sonnenkönig Ludwig XIV. 1685 das 1598 von Heinrich IV. erlassene Edikt zur Glaubensfreizeit aufhob, das Protestanten und Katholiken Gleichheit zugestanden hatte. Etwa 38.000 der rund 170.000 flüchtenden Hugenotten gelangten im Zuge dieser Entwicklung auf deutsches Gebiet, wohl ein paar Tausend in die Pfalz, vorwiegend in die Gegend in und um Landau sowie nach Frankenthal. Nach Speyer aber kamen nur wenige, so die Erkenntnis des Speyerer Oberkirchenrats i. R. Klaus Bümlein in seinem Aufsatz „Hugenotten in der Pfalz – ein Überblick“. Seine Auffassung wird auf Anfrage der RHEINPFALZ auch bestätigt von der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft in Bad Karlshafen (Hessen): „In Speyer eine dünne Beweislage.“ Roland Paul, früher Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, überliefert, dass ein Louis Bevier und seine aus Speyer stammende Frau Marie, geborene Le Blanc, 1675 mit mehreren anderen hugenottischen Familien in die englische Kolonie New York (heute USA) zogen. Sie gehörten zu denen, die im Tal des Hudson von Indianern ein Stück Land erwarben und die Siedlung „New Paltz“ gründeten. Die offenbar wenigen Hugenotten, die nach Speyer kamen, hinterließen ihre Ursprungsnamen wie Cherdron, Dupré, Disqué/Disquet, Magin oder eingedeutschte Nachnamen wie Klär oder Klehr (von Clair), Großhans (Grandjean), Oster (Paquet), Marx (Remacles). Auch Fuchs als deutsche Übersetzung von Renard ist möglich. Französische Familiennamen können in Speyer auch wallonischen Ursprungs sein. Wie die Hugenotten aus Frankreich flüchteten einst nämlich protestantische Wallonen aus dem heutigen Belgien. Ihre Heimat gehörte zu den Spanien angegliederten Spanischen Niederlanden. Dort führte der Herzog von Alba im Auftrag von König Philipp II. ein Schreckensregiment gegen den „neuen Glauben“, die Religionslehre des Reformators Johannes Calvin oder Jean Cauvin.

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