Speyer Neuer Chef bittet zum Tanz an der Tafel

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Der freundliche Krawattenträger strahlt beim Entgegenkommen, reicht freundlich die Hand, wirkt konzentriert und entspannt zugleich. Hartmut Loos fühlt sich wohl. Das ist ihm anzusehen und genauso klingt es, wenn er an seinem neuen Arbeitsplatz über denselben spricht. Wobei: Er spricht nicht, er schwärmt gleich. Zehn Jahre war der heute 58-jährige Pädagoge weg vom Gymnasium am Kaiserdom, kurz GaK. Jetzt ist er wieder da.

Loos zeichnete verantwortlich für das Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt. Seit Beginn des Schuljahres 2016/17 ist er zurück – als Schulleiter am GaK. Der Altphilologe folgt in diesem Amt dem Mathematiker und Physiker Peter Zimmermann. „Nach acht Tagen habe ich mich gefühlt, als wäre ich nie weggewesen“, berichtet er zufrieden. Die Flure, die Treppen, die Säle, es ist alles so vertraut. „Der Schritt war richtig“, hat er für sich schnell festgestellt. Dabei habe er gar nicht geplant, zu wechseln. Der Anstoß dazu sei aus Speyer gekommen. „Alles fließt“, zitiert der Oberstudiendirektor den griechischen Philosophen Heraklit in seinem ersten umfassenden – und neu gestalteten – Informationsbrief an Eltern, Lehrer und Schüler. Seit seinem letzten „Engagement“ an der Schule – Loos unterrichtete von 1985 bis 2007 Latein und Evangelische Theologie am GaK, hat dort auch die Reihe „Begegnungen mit der Antike“ organisiert – seien zwar „fast 100 Prozent andere Schüler da, 50 Prozent neue Lehrer, viele Lerninhalte, Lehrbücher sowie die Technik stark verändert“. Aber die Güter und Werte des humanistischen Gymnasiums sind dieselben geblieben. Das ist ihm wichtig: breite Ausbildung, Qualität des Unterrichts, Herangehen an die Materie, Förderung, persönliche Zuwendung, ganzheitliche Entwicklung. „Vernetztes Lernen wird bei uns ganz groß geschrieben“, sagt Loos. Er ist überzeugt davon, dass der frühe Lateinunterricht – die (für manche abschreckende) Spezialität am „Altsprachlichen“ – eine hervorragende Basis legt für das Erlernen moderner Fremdsprachen genauso wie für den Erwerb sogenannter Schlüsselqualifikationen ist. Loos sprüht vor Einsatzfreude für diese Ziele. Er weiß, dass er auf einem guten Fundament aufbauen kann. Engagierte Kollegen, interessierte, clevere Schüler, eingespieltes Verwaltungs-Team plus motivierte Eltern- und Schülervertretung zählt er dazu. „Die Übergabe durch meinen Vorgänger war hervorragend“, betont er. 60 Lehrer und Referendare sind derzeit für 653 Schüler da. „Das Verhältnis stimmt“, sieht er keinen Anlass zum Klagen. „Stabile Dreizügigkeit“ ist sein Ziel für optimalen Schulbetrieb. Loos ist Praktiker: Er geht gerne mitten hinein in den Schulalltag. Er war mit den Schülern der Nachmittagsbetreuung – 42 haben das noch neue Angebot gebucht, Tendenz steigend – im „Diak“ zum Essen. Er geht in der monatlichen „Power-Pause“ ans Buffet mit gesundem Frühstück, das helfende Eltern vorbereiten, auch wenn der drahtige Mann „normalerweise vormittags nichts isst“. Er unterrichtet – „Ich bin ja Lehrer“ – die Klassen sieben und neun in Latein. Der erfahrene Lehrer sieht Nachhilfe und „Helikopter-Eltern“ distanziert, weil beides falsche Sicherheit vorgaukele. Er fordert von sich und seinen Kollegen so zu unterrichten, dass Schüler bei normaler Mitarbeit mitkommen. Er rät zu sorgfältigem Erledigen der Hausaufgaben vom ersten Tag an. Er vertraut dem Urteil seiner Kollegen an den Grundschulen und bittet Eltern, das auch zu tun. Alles das und noch viel mehr will der „Neue“ am GaK klarmachen, vorleben, umsetzen, um „seine“ Schüler und Mitstreiter voranzubringen. „Banale“ Herausforderungen kommen hinzu wie der anstehende Umbau des Traktes mit den naturwissenschaftlichen Sälen in den kommenden Jahren – bei laufendem Unterrichtsbetrieb. Krawattenfan Loos, verheirateter Vater von zwei erwachsenen Kindern und inzwischen sehr gerne Opa von zwei Enkeln, pflegt zwei Hobbys: Er ist seit 2006 Vorsitzender des 6000 Mitglieder zählenden Deutschen Altphilologenverbandes. In seinem ersten Amtsjahr hat auf seine Anregung hin die kürzlich erst verstorbene frühere Bundesverfassungsrichterin Jutta Limbach den Humanismuspreis des Verbandes erhalten. Das andere Hobby ist das Tanzen. Loos wird sich als Schulleiter wohl noch ein paar Mal auf glattes Parkett begeben dürfen. Doch er hat nach mehr als 25 Jahren wöchentlichen Trainings nicht nur sämtliche Figuren drauf. Er kann inzwischen auch mal elegant ausweichen, wenn es zu eng auf der Tanzfläche wird. Termin Offizielle Amtseinführung: Dienstag, 4. Oktober, 17 Uhr, Stadthalle (Kleiner Saal) .

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