Speyer Ohne Wenn und Aber

Zugegeben – der vielleicht bekannteste Bassist der Welt steht nicht gerade im Hintergrund: Ian „Lemmy“ Kilmister übernimmt neben dem Bass auch den Gesang bei Motörhead, ist also Frontmann der britischen Band. Anders verhält es sich bei Tom Mayer; der Bassist der Speyerer Band Palace liefert zusammen mit Schlagzeuger Harry Reiter das Fundament für Harald „HP“ Piller (Gesang, Gitarre) und Jason Mathias (Gitarre) – bombensicher und gänzlich unprätentiös.

Palace steht für „traditionellen Heavy Metal – ohne Wenn und Aber“, heißt es auf der Internetseite der Band. Das ist ganz nach dem Geschmack von Mayer, der – wie die drei anderen auch – den Metal der 1980er Jahre liebt: „Die Sachen von Accept, Judas Priest, Saxon, Iron Maiden... Und von AC/DC zu Bon Scotts Zeiten – das ist absolut meins!“, bekennt der Bassist. „Die neuen Songs von AC/DC sind auch gut, und live ist die Band auch mit Sänger Brian Johnson ein Knaller. Da gibt es nichts, aber ich bin halt old school.“ Und ein Spätberufener... Mayer – 1967 in Hamburg geboren, in Mechtersheim und Speyer aufgewachsen, jetzt in Dudenhofen lebend – hat zwar im Alter von sechs bis 14 Jahren gelernt, Waldhorn zu spielen, ist aber erst mit 20 zum Bass gekommen: „Durch Zufall“, sagt er. „Ein Freund hat sich eine Bassgitarre gekauft, und ich habe probiert, sie zu spielen. Das hat mir gefallen; Noten lesen kann ich ja, und sich die Griffe beizubringen, ist kein Problem. So hat es angefangen.“ Auch bei Palace ist der Bassist spät eingestiegen: „Ich bin nicht von Anfang an dabei, sondern erst seit Juni 2012“, erzählt Mayer, der in einer Coverband gespielt habe, bis Piller – nur ein paar Meter weiter im Industriehof mit Palace probend – ihn gefragt habe, ob er aushelfen könne; klar, dass er das gekonnt habe, und es habe ihm Spaß gemacht, so Mayer. „Der Einstieg bei Palace ist das Beste, was mir je passiert ist! Wir sind nicht mehr die Jüngsten, aber den Spaß, den wir noch haben, den haben wir.“ So wie auf Tour mit der italienischen Metal-Band Sinheresy und Lordi (wir berichteten) – den meisten bekannt als „Schrecken“ des Eurovision Song Contests (2006). „Die Tour mit Lordi ist für mich das Größte, ein einmaliges Erlebnis; die Stars hätten eingebildete Schnösel sein können, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Ein freundschaftliches Verhältnis hat sich entwickelt – auch zur Crew“, betont Mayer, der bei den Konzerten mit der finnischen Hard-Rock- und Metal-Band im Februar dieses Jahres in Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei, in Deutschland, Österreich und der Schweiz so richtig Blut geleckt hat. „Von Stadt zu Stadt, Hotel zu Hotel und Bühne zu Bühne – das hat Suchtpotenzial“, sagt er. „Ich kann jeden verstehen, der immer wieder auf Tour gehen will.“ Verständnis haben auch sein Chef bei der Firma Haltermann und seine Frau, Anja Brunnert: „Er ist selbst Musiker, und sie steht voll hinter mir“, weiß Mayer, den die beiden und Fans des kompromisslosen Heavy Metals am 24. Oktober in Speyer live erleben können – bei einem Konzert zum 25-jährigen Bestehen von Palace. Und Motörhead wird 40... Die Serie Erste Geiger, Leadgitarristen und andere „Rampensäue“ – was aber wäre der beste Solist ohne die tragenden musikalischen Säulen im Hintergrund? Genau um die geht es in unserer Serie! In loser Folge holen wir unverzichtbare Teile des Ganzen aus dem Halbdunkel ins Licht.

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