Speyer Orgelalternative zum Bruckner-Zyklus im Dom

Christian Schmitt: Er spielt am 11. August.
Christian Schmitt: Er spielt am 11. August.

Sommerzeit ist an vielen Orten Orgelzeit. In Speyer wird am 10. August im Dom der Bruckner-Zyklus mit der Siebenten und Christian von Blohn fortgesetzt. Etwas mehr im Süden gibt es in Karlsruhe Orgelmusik teilweise anderer Art, prominent besetzt.

Die Rede ist vom Internationalen Orgelsommer Karlsruhe, der bis 18. August zum 28. Mal in der Evangelischen Stadtkirche am Marktplatz läuft. In dieser Reihe spielen traditionell international renommierte Organistinnen und Organisten an den beiden Orgeln der Kirche: einem französisch-barocken Instrument der Orgelbaufirma Rémy-Mahler und einer romantischen Orgel der Firma Steinmeyer. Dank Videoübertragung auf Großleinwand hat das Publikum zudem die Konzertierenden bestens im Blick.

Vor jedem Orgelkonzert gibt es außerdem in der Talk-Runde „Das Blaue Sofa“ (ab 19.30 Uhr) die Möglichkeit, mit der Organistin oder dem Organisten des Abends ins Gespräch zu kommen und zugleich eine Einführung in das Konzertprogramm zu erhalten.

Das Konzept ist also den Konzerten beim Orgelzyklus im Dom zu Speyer nicht unähnlich: das Spiel an zwei Orgeln und das vorgeschaltete Gespräch. In diesem Jahr nun sind die Konzerte in Speyer in der Hauptsache auf Anton Bruckner mit Orgelfassungen seiner Sinfonien in der Reihe „Kathedralklänge“ im Kultursommer Rheinland-Pfalz ausgerichtet (www.dommusik-speyer.de, www.kathedralklänge.de).

Beim Orgelsommer in Karlsruhe gibt es dagegen keinen Bruckner. In den drei kommenden Konzerten gibt es auch keinen Bach oder andere Barockmeister, dafür etwas Romantik und Spätromantik, vor allem aber Musik des 20 und 21. Jahrhunderts. Und darunter sind dann aparterweise auch Werke der Filmmusik von John Williams und Hans Zimmer.

Die Filmmusik gerade dieser Meister hat ja zuletzt immer mehr Einzug in der „klassische“ Repertoire gefunden. Es ist spannend, ihr nun auch auf der Orgel zu begegnen.

Organistin aus der Ukraine

Am Sonntag, 4. August, um 20.30 Uhr spielt Dariia Lytvishko aus Luzk/Herford unter anderem Werke von Mendelssohn, Duruflé, Widor und Skoryk, aber eben auch nicht nur für Harry-Potter-Fans eine Fantasie über „Hedwig’s Theme“ von John Williams und eine Orgelfassung von Camille Saint-Saens’ „Danse macabre“ (der erklang gerade erst auch bei der Eröffnungsfeier zu den Olympischen Spielen von Paris).

Dariia Lytvishko wurde in Luzk in der Westukraine geboren und erhielt dort ihre musikalische Ausbildung. Später studierte sie Kirchenmusik in Herford. Als Organistin konzertierte sie bereits in vielen Ländern Europas sowie in Kanada. Meisterkurse bei namhaften Organisten und Mitwirkung bei Radio/Videoproduktionen trugen zu ihren zahlreichen Erfahrungen bei. Derzeit ist Dariia Lytvishko „Artist in Residence“ bei dem Event „De Principaal“ in Gent sowie Kirchenmusikerin in Herford. Seit Kriegsbeginn hat sie mit einer russischen Kollegin Benefizkonzerte veranstaltet und konnte über 60.000 Euro sammeln und an verschiedene Hilfsorganisationen spenden.

Schüler bei Roth und Kraemer

Das Konzert am Sonntag, 11. August, um 20.30 Uhr spielt ein guter Bekannter, der auch schon im Dom zu Speyer mehrfach gespielt hat: Christian Schmitt. Längst ist er einer der gefragtesten Organisten unserer Zeit. Christian Schmitt studierte zunächst bei Daniel Roth in Paris, dann in Saarbrücken bei dem früheren Speyerer Domorganisten und -kapellmeister Leo Kraemer und in Boston. Er ist heute international aktiv. Zurzeit ist er Professor für Orgel an der Codarts University Rotterdam und hat mit namhaften Dirigenten wie Paavo Järvi, Jakub Hrusa und Philippe Herreweghe zusammengearbeitet. Weitere Konzerttätigkeiten führten ihn in die USA, Kanada, Schweden, Japan und Deutschland. Außerdem ist er als Orgelsachverständiger tätig und arbeitet so etwa mit der niederländischen Orgelbaufirma Mixtuur zusammen, um die Orgel der Philharmonie Essen zu digitalisieren.

Werke von Widor, Liszt, Franck, Schnaus, Janácek und dem in Mainz geboren Theo Brandmüller.

Star-Organistin von der Insel

Das spektakulärste Konzert ist das zum Abschluss des Zyklus am Sonntag, 18. August, um 20.30 Uhr mit einem veritablen Orgel-Star unserer Tage: der englischen Organistin Anna Lapwood aus London.

Anna Lapwood ist als künstlerische Mitarbeiterin und Organistin an der Royal Albert Hall in London tätig und konzertiert unter anderem mit namhaften Orchestern in Europa und den USA. Außerdem ist sie Rektorin des Pembroke College in Cambridge und dabei in den Medien äußerst präsent. So beispielsweise im BBC-Radio oder als Jurymitglied der Sendung „BBC Young Musician“. Anna Lapwood ist Preisträgerin internationaler Wettbewerbe und die erste Frau in der 560-jährigen Geschichte des Magdalen College Oxford, die ein Orgelstipendium erhielt. Sie hat ,,Gregoriana“ editiert und somit einen Sammelband von zwölf modernen Orgelwerken von Komponistinnen herausgegeben. Darüber hinaus veröffentlichte sie verschiedene Alben wie Signum Classics, SONY Classical 2023 oder ,,Midnight Sessions at the Royal Albert Hall“. Sie will die Arbeit von Organistinnen befördern und hat den Hashtag #playlikeagirl begründet.

Sie spielt Musik von Komponistinnen, von Kristina Arakelyan, Olivia Belli und Florence Price, solche des Minimalisten Philip Glass und der französischen Orgelmeister Louis Vierne und Maurice Duruflé, aber auch Filmmusik von Hans Zimmer aus „Interstellar“ und Alan Menken aus dem „Glöckner von Notre-Dame“.

Info und Verlosung

www.musikanderstadtkirchekarlsruhe.de/veranstaltungen/orgelsommer/
Karten: www.tickets-stadtkirche.de
Die RHEINPFALZ verlost dreimal zwei Karten pro Konzert unter allen Einsendungen an redspe@rheinpfalz.de. Stichtag ist jeweils der Donnerstag vor den Konzerten, also der 1., 8. und 15. August, 23.59 Uhr

Die ukrainische Organistin Dariia Lytvishko.
Die ukrainische Organistin Dariia Lytvishko.
Die englische Star-Organistin Anna Lapwood.
Die englische Star-Organistin Anna Lapwood.
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