Speyer Orgelkonzert bei Dommusiktagen

Gereon Krahforst spielt heute im Dom Wagner, Schubert und Brahms – und improvisiert.
Gereon Krahforst spielt heute im Dom Wagner, Schubert und Brahms – und improvisiert.

Das Orgelkonzert mit Gereon Krahforst aus Maria Laach bei den Internationalen Musiktagen steht im doppelten Sinn in der Mitte des Festivals.

Nur im Konzert am Samstag mit der Deutschen Staatsphilharmonie unter Chefdirigent Michael Francis gibt es nur Bruckner mit der vierten Sinfonie. Sonst erklangen und erklingen bei dem Festival immer auch Werke von Vorbildern und Antipoden, wie über dem Orgelkonzert heute Abend steht.

Dieses ist in vielerlei Hinsicht einer der Höhepunkte der diesjährigen Dommusiktage, nicht nur des Renommees des Interpreten und der Tatsache wegen, dass hier Bruckners ureigenes Instrument erklingt.

Heute Abend wird dem zu Lebzeiten gefeierten Orgelimprovisator Bruckner gehuldigt und es wird Musik der „Vorbilder“ Schubert und Richard Wagner, den Bruckner bekanntlich tief verehrt hat, und des Antipoden Johannes Brahms gespielt. Dessen Choralvorspiel „Herzlich tut mich erfreuen“ op. 122/4 ist dabei das einzige originale und notierte Orgelwerk des Programms. Daneben gibt es den Pilgerchor aus Wagners „Tannhäuser“ in einer Orgeltranskription von Edwin H. Lemare. In Linz hatte gerade diese Oper auf Bruckner großen Eindruck gemacht. Vom Franz Schubert wird das Rondo A-Dur D 951 in einer Orgeltranskription von Albert Lister-Peace zu hören sein – und Brahms’ Klavier-Intermezzo a-moll op. 116/2 in einer Orgeltranskription von Gereon Krahforst. Gerahmt und unterbrochen wird diese Folge von Improvisationen des in diesem Genre anerkannten Organisten. Gereon Krahforst wird ein Capriccio im Stil von Brahms improvisieren. Vor allem aber gibt es seine Improvisationen in memoriam Anton Bruckner in Gestalt einer imaginären Sinfonie mit dem Teilen Introduktion und Allegretto, Adagio religioso, Scherzo sowie Fuge & Finale.

Eine kompakte Sinfonie

Diese wird nun nicht, wie Krahforst selbst betont, die Ausdehnung einer Bruckner-Sinfonie haben, sondern eine kompaktere Gestalt aufweisen, so als habe man Bruckner die Aufgabe gehabt, sich kürzer zu fassen.

Dass Wagner für Bruckner ein großes Vorbild war, ist bekannt. Schließlich hat er ihm seine dritte Sinfonie (mit Wagner-Zitaten in der Erstfassung gewidmet). Für Gereon Krahforst ist aber auch Franz Schubert ein wichtiges Vorbild, besonders die Große C-Dur-Sinfonie. Er sieht deren Form und Struktur durchaus nahtlos in Bruckners Sinfonien übergehend. Die von Schumann bei Schubert beschriebene „himmlische Länge“ findet ja in der Tat erst bei Bruckner eine Entsprechung, von weiteren Analogien einmal ganz abgesehen.

Brahms’ Tränen bei Bruckners „Trauerfeier“

Das Antipodentum mit Johannes Brahms hält der Organist für ein bisschen hochgepuscht. Und er erinnert an die Beobachtung von Bernhard Paumgartner (Mitgründer der Salzburger Festspiele), dass auch Brahms bei der Trauerfeier für Bruckner zugegen gewesen wäre und geweint habe.

Gereon Krahforst wurde 1973 in Bonn geboren. Nach einer frühen musikalischen Ausbildung und dem Abitur studierte er 1990-2000 Komposition bei Hans Werner Henze und Günter Fork, Musikwissenschaft, Kirchenmusik, Klavier (Günter Ludwig und Roswitha Gediga) und Orgel in Köln und Frankfurt (Orgellehrer waren vor dem Studium Markus Karas und John Birley, während des Studiums Clemens Ganz und Daniel Roth).

Zahlreiche Meisterkurse und private Studien etwa mit Marie-Claire Alain, Jon Laukvik, Petr Eben, Wolfgang Seifen, Tomasz A. Nowak, Franz Lehrndorfer, Bernhard Haas und vielen anderen ergänzten seine Studien. Bereits 1987 gewann er als 14-jähriger einen landesweiten Kompositionswettbewerb mit einem Konzert für Klavier und Orchester. Zahlreiche weitere, auch internationale Preise, in Komposition, Klavier und Orgel schlossen sich an. Nach einer Reihe von kirchenmusikalischen Anstellungen in Bonn (Kreuzbergkirche), Mönchengladbach (Münsterbasilika), Minden (Dom) und als Domorganist in Paderborn (Dom) wanderte er nach Südspanien aus und war dort Organist der national bedeutenden „Organo del Sol Mayor“ in Marbella an der Costa del Sol. Bis dahin lehrte er gleichzeitig acht Jahre lang eine Orgel-Improvisationsklasse an der Musikhochschule Hannover. 2012-2014 amtierte er als Cathedral Organist und Associate Director of Music an der Cathedral Basilica of Saint Louis, Missouri – einer der bedeutendsten katholischen Kathedralen Amerikas. Aus familiären Gründen kehrte er 2014 nach Deutschland zurück und arbeitete zunächst als Kirchenmusiker in Mettlach sowie freischaffend. Im April 2015 wurde er vom Benediktinerkonvent der weltberühmten Abtei Maria Laach als Abteiorganist und künstlerischer Leiter der Internationalen Laacher Orgelkonzerte berufen. Besonders als Improvisator konnte er sich einen Namen machen. Daneben spielt er ein breit gefächertes Repertoire ab bekannten und unbekannten, lohnenswerten Komponisten aller möglichen Länder und Epochen.

Info

Das Orgelkonzert mit Gereon Krahforst ist am 27. September um 19.30 Uhr im Dom zu Speyer. Um 18.45 ist ein Vorgespräch mit dem Künstler, das Praeludium, auf dem Königschor.

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