Speyer „Rechnungen hüpfend lösen, Begriffe mit Körper darstellen“

„Bildung braucht Bewegung“, lautet das Thema eines Vortrags, den Helga Pollähne heute (19 Uhr, Salier-Grundschule Speyer) hält. Pollähne ist Sportpädagogin an der Universität Koblenz-Landau. Der Abend steht zum Auftakt der Initiative „Bewegte Köpfe denken schneller“ des Landessportbunds (LSB). Martin Erbacher hat sich im Vorfeld mit Pollähne unterhalten.

Warum braucht Bildung Bewegung?

Bewegte Köpfe denken schneller. Das Motto der Initiative von Landessportbund Rheinland-Pfalz und Sparda-Bank kann man beinahe wörtlich nehmen. Körperlich fitte Kinder sind auch kognitiv flexibler. Sie können sich unter anderem schneller auf neue Aufgaben einstellen. Zudem schaffen Sport und Bewegung Voraussetzungen, damit Lernen besser gelingen kann, indem zum Beispiel die Selbstkontrolle und das Selbstkonzept der Kinder positiv beeinflusst werden. Möchten Sie fernöstliche Verhältnisse mit stundenweise verordneter Gymnastik? Ich finde freiwillig und spontan bewegen auf alle Fälle besser. Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, auch als Ausgleich zu anstrengenden Schulstunden, sich zu bewegen und zu spielen. Am besten sollte dies an der frischen Luft stattfinden. Daher ist die Aktion von LSB und Sparda-Bank, Schulen Bewegungsmaterialien für die Pausengestaltung zur Verfügung zu stellen, nur zu unterstützen. Gibt es an unseren Schulen genügend Bewegung? An den inzwischen fast 1200 Ganztagsschulen im Land finden zahlreiche Sport-Arbeitsgemeinschaften auch in Kooperation mit Sportvereinen heute schon statt. Viele Pausenhöfe sind so gestaltet, dass sie den Kindern viele Bewegungsmöglichkeiten bieten. Noch wichtiger ist es aus meiner Sicht aber, dass der reguläre Sportunterricht, nach Möglichkeit drei Stunden in der Woche, nicht so häufig ausfällt und mit dafür ausgebildeten Lehrkräften stattfindet. Wie sieht es an den Universitäten aus? Wir würden uns wünschen, dass es mehr Studierende und später dann Lehrkräfte für die wichtige Bewegungsarbeit mit den Kindern gibt. Noch gibt es Grundschulen, die keine einzige ausgebildete Lehrkraft für das Fach Sport im Kollegium haben. Gerade im Grundschulalter sollen die Kinder jedoch vielfältige Bewegungserfahrungen sammeln können, klettern, springen, Ball spielen, Einblicke in Sportarten erhalten und vieles mehr. So werden sie fit, stärken sie ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Wie lässt sich Bildung mit Bewegung am besten verbinden? Bewegung, Spiel und Sport bieten viele Möglichkeiten. So können Lernaufgaben in Fächern wie Deutsch oder Mathematik direkt mit Bewegungsaktivitäten verknüpft werden. Begriffe lassen sich mit dem Körper darstellen, oder Rechenaufgaben können hüpfend gelöst werden. Was haben Sie beim Praxisteil am Donnerstag in Speyer vor? Wir werden unter anderem gemeinsam eine Übung zur Verbesserung des Gleichgewichts machen. Dabei steht man auf einem Bein und beschreibt mit dem anderen Bein eine Acht in der Luft. Wem das gut gelingt, kann mit einem Arm noch eine Acht in die Luft zeichnen. Wer dann noch nicht umfällt, kann auch noch die Augen schließen. Das Gleichgewicht hat einen großen Einfluss, unter anderem beim Schreiblernprozess. Ein Kind, das ein gutes Gleichgewichtsvermögen hat, fühlt sich auch sonst sicherer und ist eher in Balance mit sich selbst. Wie beurteilen Sie das bewegte Ganztagsangebot der Salierschule Speyer? Da ich bislang kaum Kontakte mit dieser Schule hatte, kann ich hierzu leider nichts sagen. Wie kam der Kontakt zum Themenabend zustande? Seit vielen Jahren beschäftige ich mich auch wissenschaftlich mit den Themen Bewegte Schule und Bewegtes Lernen. Die Einladung für diese Veranstaltung lief über den Sportbund Pfalz, für den ich neben meiner Tätigkeit an der Universität Koblenz-Landau seit Jahren in der Übungsleiterausbildung aktiv bin. Wie sieht es umgekehrt aus: Braucht Bewegung auch Bildung? Unsere Sportvereine leisten seit langer Zeit auch Bildungsarbeit. Die derzeitige Kampagne des LSB rückt dies noch einmal in den Fokus der Aufmerksamkeit. Kinder, wie Jugendliche und Erwachsene erleben und erfahren, was es bedeutet, fair miteinander umzugehen, als Team miteinander zu arbeiten, ganz bei der Sache zu sein und sich anzustrengen. In diesem Sinne werden also auch wichtige Bildungsinhalte im Sport, sei es in Schule oder Verein, vermittelt.

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