Speyer Redaktion vor Ort: Kopfschütteln über Egoisten am Steuer

Viel Besuch am RHEINPFALZ-Stand: die Redakteure Timo Konrad (links) und Patrick Seiler im Gespräch.
Viel Besuch am RHEINPFALZ-Stand: die Redakteure Timo Konrad (links) und Patrick Seiler im Gespräch.

Die „Redaktion vor Ort“ der RHEINPFALZ auf dem Berliner Platz ist am Freitag Treffpunkt und Nachrichtenbörse. Bei gutem Wetter steuern viele Bürgerinnen und Bürger gezielt den Stand am Rand des Wochenmarkts an. Der Verkehr im dichtbesiedelten Speyerer Westen ist dabei immer wieder Thema – aber nicht nur dort.

Während auf dem Berliner Platz Menschen ihre Einkäufe erledigen, fließt drumherum der Verkehr. Es ist laut und geht mitunter eng zu in der Kurt-Schumacher-Straße, Im Erlich und der Friedrich-Ebert-Straße. „Die Schnelligkeit stört uns“, betont Herbert Pick, der im nahen Mühlweg wohnt. Viel zu wenige beachteten die Tempo-30-Zonen im Erlich. Das habe auch mit der Beschilderung zu tun, ist er überzeugt: Sie sei zu zurückhaltend nur an den Zufahrten und teils falsch platziert. Er fordert große 30er-Piktogramme auf dem Asphalt. „Die gab es früher bereits. Jetzt sieht man sie nicht mehr. Das Argument der Stadt, sie seien in 30er-Zonen nicht erlaubt, halte ich für vorgeschoben.“

Die Raserei stört auch Jutta Ackermann-Moeschke. „Seit vielen Jahren ist die Rede davon, dass die Stadt das Blitzen übernimmt, und immer wieder verzögert sich das.“ Sie habe dafür kein Verständnis mehr. „Mein Eindruck ist, dass der Wille fehlt.“ Bedarf wäre an vielen Stellen: Ohne groß zu überlegen, nennt sie die Achse am Berliner Platz, die Wormser Landstraße und die Franz-Kirrmeier-Straße. Besonders oft ein Problem seien Taxis, Motorradfahrer und hochmotorisierte „Poser“. Sie wünsche sich eine Weiterentwicklung der Stadt bei Verkehrsthemen, sehe diese aber aktuell nicht: Auch dauere die Einführung von E-Bussen zu lange, und die Parkpolitik sei von gestern. „Es ist ein Ammenmärchen, dass mehr Parkplätze dem Handel mehr Umsatz bringen.“

Sorge um die Laufkundschaft

Anderer Meinung ist am Redaktionsstand Jürgen Schmitt: „Die Parkgebühren sind inzwischen zu hoch in Speyer.“ Bei Kosten von 3 Euro in der Stunde gehe dem Handel Laufkundschaft verloren. Er komme aus Speyer-Nord nicht mehr so gerne zum Einkaufen in die Innenstadt. Auch der Zustand der Fahrradwege sei schlecht und die Verkehrssituation am Doppelgymnasium hochgefährlich.

Wiltrud von Pabrutzki wohnt am Hirschgraben. Dessen Ausbau vor wenigen Jahren habe negative Auswirkungen, bedauert sie: „Da ist nicht 30 Kilometer pro Stunde, sondern eine Rennstrecke.“ Poser ließen dort regelmäßig ihren Motor aufheulen. Sie habe sich schon an die Polizei gewandt, die auch eine Stunde kontrollierte – allerdings tagsüber von 11 bis 12 Uhr, und deswegen niemanden erwischte. Die Verkehrsrowdys fielen jedoch besonders nachts auf, dann ergebe eine Kontrolle mehr Sinn. Sie bedauert außerdem den Wegfall von Anwohnerparkplätzen in diesem Bereich. Ihre Forderung: die Anwohnerparkbereiche auch auf die kostenpflichtigen Plätze im Hirschgraben auszuweiten.

Raphael Gaber ist die Situation in der Industriestraße ein Dorn im Auge. Auf Höhe der Stadtwerke wäre aus seiner Sicht dringend eine Überquerungshilfe erforderlich, um das Unternehmen und das Bürgerbüro mit Zulassungsstelle sicherer erreichen zu können. Auch Radler litten unter den rasenden Lastwagen dort. Er schlägt vor, für sie einen eigenen Radweg in Richtung Innenstadt zu bauen.

Busverbindungen als großes Thema

Ebenfalls ein großes Thema: die Busverbindungen in Speyer. Beate Fritzsche steigt hin und wieder ein. Früher habe sie sich dafür eine Monatskarte für Senioren zum Preis von 40 Euro gekauft. Diese gebe es nicht mehr: Sie fände die Einführung eines Tickets für ältere Speyerer Bürger zu diesem Preis gut. Der Einzelpreis von 2,60 Euro sei zu teuer. Auch das 49-Euro-Ticket, dessen Preis bald steige, nutze sie nicht. Und auch die Fahrplanänderung Ende 2023 beschäftigt sie: „Die Regelung vorher war viel besser.“ Sie sehe nun laufend Busse, die jedoch oft ziemlich leer seien.

Auch Jutta Schumacher wundert beim neuen Busliniensystem einiges: die Fahrten durch die Schützenstraße, wo es der Bahnübergang oft unmöglich mache, den Fahrplan einzuhalten, die Bedienung der Burgstraße nur in einer Richtung und der „Stau“ in der Gilgenstraße, wo zu viele – teilweise leere – Busse hintereinander die Kreuzungen verstopften. Auch bei der Barrierefreiheit für Fußgänger liege noch einiges im Argen. Ein Problem in dieser Hinsicht gerade in Speyer-West haben Roswitha und Daoud Hattab identifiziert: das beidseitige Parken in engen Straßenzügen, das sowohl auf den Gehwegen als auch für Rettungsdienste auf der Straße zu wenig Platz lasse. Karl-Heinz Brech bemängelt, dass zu viele Lieferwagen von Handwerksbetrieben nachts am Straßenrand abgestellt würden. Irmengard Werner sorgt sich um die Sicherheit an der „Siemensbrücken“-Kreuzung. Sowohl für Radfahrer, die aus der Kurt-Schumacher-Straße kämen (zu wenig Platz), als auch für solche aus der Landwehrstraße (problematische Ampelschaltung, schlechte Einsehbarkeit) sei diese „teuflisch“. Abhilfe sei dringend erforderlich.

Sorgenfalten bei Besuchern

Gleich mehrere Themen treiben Inge Trageser-Glaser um. Sie ist politisch aktiv, saß für die SPD im Stadtrat. Dass die AfD bei den Wahlen in ihrem Stadtteil West so viele Stimmen bekommen hat, beschäftigt sie. Dabei „geht es den Leuten hier doch ziemlich gut“, sagt sie. Auch das Miteinander sei gut, der Berliner Platz sei ein „Treffpunkt der Kulturen“. Zudem sei der Kampf gegen eine mögliche Gütertrasse für Speyer-West wichtig.

Jede Mühe sei auch der Einsatz gegen unschöne Hinterlassenschaften von Hunden wert, betont Karl-Heinz Brech. Er führt diesen für den Nachbarschaftsverein der Baugenossen an vorderster Front. Gerade in den Stichstraßen des Erlich gebe es trotzdem viele unvernünftige Hundehalter. Ein nächster Schritt sei, mit Schildern an deren Vernunft zu appellieren.

Auch das Dilemma um den Russenweiher im Speyerer Süden ist Thema bei der „Redaktion vor Ort“. Der See ist vor rund zwei Wochen wegen Sauerstoffmangels „umgekippt“, viele Fische verendeten. Der Weiher versande gerade „sang und klanglos“, bedauert Rike Krüger. Dabei sei er einer der wenigen Orte in der näheren Umgebung, der noch für Abkühlung sorge. „In Speyer ist es heiß, und jeder Beitrag, der dem entgegenwirkt, ist zu begrüßen“, betont sie. Sie fordert mehr Engagement der Stadt und sieht keine Alternative zum Ausbaggern des Weihers – auch wenn das zusammen mit der Entsorgung teuer sei.

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