Speyer Speyer: Großer Streit bei der „Mahlzeit“

2015 noch einträchtig bei Lidl: Dekan Markus Jäckle (links), Stefan Wagner (Mitte) und Lidl-Betriebsleiter Oliver Broßius.
2015 noch einträchtig bei Lidl: Dekan Markus Jäckle (links), Stefan Wagner (Mitte) und Lidl-Betriebsleiter Oliver Broßius.

Unterschiedliche Vorstellungen über Ablauf und Entwicklung des Projekts haben laut einer Presseerklärung zu der Trennung geführt. Die Initiative „Mahlzeit“, die dafür sorgt, dass Bedürftige in Speyer viermal in der Woche für 1 Euro ein komplettes Mittagessen erhalten, wird von der Protestantischen Gesamtkirchengemeinde Speyer, den Diakonissen sowie der Interessengemeinschaft Behinderter und ihrer Freunde (IBF) getragen. Die Presseerklärung haben Dekan Markus Jäckle und Wagner unterschrieben. Jäckle dankt Wagner in der Presseerklärung für sein großes und außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement. Wagner habe sich in außerordentlicher Weise, mit vielen Ideen und immer mit einem offenen Ohr für das Projekt eingesetzt. Weiter wolle er sich zu der Angelegenheit nicht äußern, betonte Jäckle gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage. Wagner berichtete auf Nachfrage über wiederholte Versuche Jäckles, private Meinungsäußerungen einzuschränken. Exemplarisch dafür sei sein Interview mit dem ZDF für die Dokumentation „Am Puls Deutschlands“, die am Donnerstag, 10. August, ausgestrahlt wird. Der Projektträger habe von Anfang an Kenntnis davon gehabt, betont Wagner. Jäckle habe ihn nach den Dreharbeiten Mitte Juni im Martin-Luther-King-Haus gebeten, seine Einverständniserklärung für das Interview zu widerrufen. „Ein paar Tage später hat er diese Bitte dann wieder zurückgenommen“, sagt Wagner – ein für ihn unverständliche Vorgehen. Es habe Gespräche gegeben, eine Annäherung sei jedoch nicht gelungen, sagt Wagner. „Mit der gewollten Einschränkung meiner Meinungsfreiheit war für mich eine Grenze erreicht.“ Dennoch sei er am Montagabend über seinen Schatten gesprungen, so Wagner. „Im Sinne des Projekts und der ,Mahlzeit’-Gäste habe ich Jäckle meinen weiteren Einsatz angeboten. Der Dekan hat das abgelehnt.“ Daraufhin sei es auf Veranlassung des Projektträgers zur „einvernehmlichen“ Presseerklärung und zur Information der Helfer sowie Gäste am Dienstag gekommen. Ein Gast berichtet, Jäckle habe zugesichert, die „Mahlzeit“ in vollem Umfang weiterhin im Martin-Luther-King-Haus anzubieten. Künftig sei er der Ansprechpartner für Helfer – es gibt rund 30 Ehrenamtliche – und Gäste, habe der Dekan gesagt. Einen Plan B hat Wagner nicht. Wenn er über die „Mahlzeit“ spricht, wird der 44-Jährige emotional. Bis zu 71 Gäste seien an den Tagen, an denen die Speyerer „Tafel“ geschlossen habe, gekommen, erzählte er gestern. Für ihn hätten immer die Menschen gezählt, ihre Wertschätzung und Bedürfnisse. Für sie hat der Träger des SWR-Preises „Ehrensache“ eine kostenlose Möbel-Kleider-Dienstleistungsbörse eingerichtet, die Öffnungszeiten erweitert, eine Kooperation mit Lidl vorangetrieben, bei der Angestellte aushelfen, oder die „Sternpflückeraktion“ zu Weihnachten initiiert. Sich jetzt von Gästen und Mitstreitern verabschieden zu müssen, falle ihm sehr schwer. Er werde sich weiter für die Schwachen der Gesellschaft einsetzen, betonte Wagner. Unter einem anderen Träger auch jederzeit wieder für die Speyerer „Mahlzeit“. „Ehrensache.“

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