Speyer Speyerer Gastronomen bleiben cool im hitzigen Döner-Streit

Der Döner, wie man ihn in deutschen Imbissbuden kennt.
Der Döner, wie man ihn in deutschen Imbissbuden kennt.

Seit einiger Zeit schwelt ein kleiner Kulturkampf um den Döner. Der in der Türkei beheimatete „internationale Dönerverband“ (den gibt es tatsächlich) versucht, den Döner auf die Liste der „garantiert traditionellen Spezialitäten“ zu setzen. Das würde bedeuten, dass nur noch bestimmte Herstellungsarten und Zutaten erlaubt sind. Was erst einmal harmlos klingt, bekommt eine pikante Note dadurch, dass der Döner in der hierzulande gängigen Form eine Erfindung türkischer Gastronomen in Deutschland ist. Wo genau, darüber streiten die Historiker, die Spuren führen ins Berlin der späten 60er Jahre. Beim ursprünglichen, in der Türkei entstandenen Iskender Kebab fehlte noch der Salat und die Soße. Vereinfacht gesagt, handelt es sich beim allgegenwärtigen Fast-Food-Fleischsandwich in der jetzigen Form um eine Erfindung der „Almancis“, so werden die Deutsch-Türken in der Türkei genannt. Denen will nun der Verband der türkischen Drehspießbürger ins Handwerk reinreden.

Über 7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023 generierten die Imbisse hierzulande überwiegend mit Kalb- oder Hähnchenfleisch. Auch Truthahn ist gelegentlich zu finden, in Berlin sehr häufig sind auch Drehspieße mit Hackfleischbesatz. Sollte der türkische Verband mit seinem Antrag bei der EU Erfolg haben, wäre es damit vorbei. Dann dürfte nur noch Döner heißen, was aus Rindfleisch (von mindestens 16 Monate alten Tieren), Schaf oder Hähnchenfleisch hergestellt wird, mit vorgeschriebener Stärke der Fleischscheiben. Kein Wunder, dass sich Landwirtschaftsminister Cem Özdemir als freidrehender Spießgeselle outete und Ende Juli auf einem Nachrichtendienst eine Spitze gen Türkei richtete: „Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden dürfen. Da braucht es keine Vorgaben aus Ankara.“

Die Speyerer Kebapçi haben sich von der Aufregung nicht anstecken lassen und überlassen das Überdrehen den Politikern. Im Mato Grillhaus, das bereits seit mehr als fünf Jahren am St.-Guido-Stifts-Platz zuhause ist, hat man sich bereits vor acht Monaten vorbereitet und den Döner in Drehspieß umbenannt, so Geschäftsführer Halil Demir. „Unser Drehspieß ist reines Hähnchenfleisch und wir werden unsere Rezeptur nicht ändern. Daher haben wir bereits den Namen geändert, für unsere Kunden ändert sich dadurch nichts. Es heißt eben Drehspieß statt Döner. Auch die Preise können wir stabil halten.“

Ein paar Meter weiter vorne in der Wormser Landstraße hat im März Mibo's Döner-Pizza aufgemacht. Betreiber Ibrahim Güngören hatte von dem anstehenden EU-Verfahren noch nichts gehört, aber ebenfalls eine klare Meinung: „Mein Dönerfleisch schmeckt den Leuten, ich würde den Namen ändern, wenn das so kommt. Mein Rezept bleibt, wie es ist. Wenn ich mich darauf einlasse, ändern sie morgen etwas Neues“, nimmt es Ibrahim gelassen.

Der Star Döner in der Theodor Heuss-Straße macht sich deswegen ebenfalls keine Sorgen. „Bei uns heißt das schon immer Drehspieß, wir verwenden Putenfleisch und wenn die Regelung in Kraft tritt, dann berührt uns das nicht. Wir müssen weder die Speisekarte noch den Spieß ändern. Aber ich hoffe, die machen das nicht“, lacht Ferit Kanatli.

Als Aufregerthema im Sommerloch eigentlich wie gerufen, lässt es die Speyerer Dönergastronomie überwiegend kalt. Die drehen weiter gemütlich Runde um Runde vorm Gasgrill und sofern nicht schon geschehen, wird sich höchstens der Name auf der Speisekarte ändern, sollte dem Antrag aus Ankara in der EU stattgegeben werden. Bestellt werden kann er trotzdem weiterhin ganz volkstümlich als „Döner mit alles“, oder – wer es grammatikalisch korrekt mit einer Prise Dativ im Salat bevorzugt – „mit allem“.

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