Speyer Speyerer spielen bei Ausbau regenerativer Energie wichtige Rolle

Hier kommt die Wärme aus Mannheim an: Jörg Breitsch am Übergabepunkt bei der Kläranlage.
Hier kommt die Wärme aus Mannheim an: Jörg Breitsch am Übergabepunkt bei der Kläranlage.

Fragen & Antworten: Bis 2030 wollen die Stadtwerke Speyer (SWS) so viel Ökostrom in eigenen Anlagen produzieren, wie ganz Speyer benötigt.

Wie nah sind die SWS den „100-Prozent-regenerativ“-Zielen inzwischen gekommen?

Mit Inbetriebnahme einer Windkraftanlage bei Kaiserslautern sei im Dezember 2017 ein „erster Meilenstein“ erreicht worden, sagt Geschäftsführer Wolfgang Bühring auf Anfrage: Aus eigenen Anlagen unterschiedlicher Art komme umgerechnet ausreichend Ökostrom für sämtliche 25.000 Speyerer Haushalte. Das seien rund 70 Millionen Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Gewerbe und Industrie hinzugenommen, seien aber 200 Millionen erforderlich. Projekte im Ausmaß des Verbrauchs der kleineren Gewerbebetriebe (20 bis 30 Millionen) seien „in der Pipeline“. Dabei werde vor allem auf Windkraft gesetzt, so Bühring. Es gehe nicht nur um den reinen Bau von Windkraftanlagen. Er werde in diesem Jahr – zunächst dem Aufsichtsrat – Details vorstellen. Für die andere Hälfte des Strombedarfs seien verbesserte Technologien und neue politische Rahmenbedingungen erforderlich, mit denen Bühring fest rechnet. Wenn „als Steuerungsinstrument“ der Kohlendioxid-Verbrauch der jeweiligen Energieart besteuert würde, würden Anlagen rentabel, „die heute noch nicht wirtschaftlich sind“. Bei der Wärme seien die Ziele noch „sportlicher“. Grundansatz: mehr Gebäudedämmung, sodass der Gesamtbedarf sinke, etwa auf 70 Prozent, und Aufwertung des Fernwärmenetzes. Mit welchen Projekten soll es weitergehen? Angefangen bei der Fernwärme: Das heute 21 Kilometer lange Transportsystem soll erweitert werden. Die SWS seien dazu im Gespräch mit dem Großkraftwerk Mannheim als Lieferant und potenziellen Kunden. Erste Blickrichtung: Anlagen von Wohnungsbaugesellschaften in der Weststadt – etwa an der Kurt-Schumacher-Straße zum Woogbach hin. Noch befinde man sich dabei in einer „Vorstufe der grünen Wärme“. Wenn aber erst einmal ausreichend Überschussstrom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehe, könne das Fernwärme-Wasser „grün“ erwärmt werden, sagt Bühring. Zunächst am SWS-Kraftwerk in der Butenschönstraße sollen Wärme-Großspeicher gebaut werden. Auch andere Speichertechnologien und Photovoltaik-Module würden günstiger. Überschussstrom könnte auch für die Herstellung synthetischen Erdgases eingesetzt werden, nennt Bühring ein weiteres Projekt. Wie sieht es mit dem Thema Erdwärme aus? „Da muss man abwarten“, sagt Bühring. Zusammen mit den Stadtwerken Schifferstadt ist zwischen beiden Städten ein Aufsuchungsfeld definiert worden. „Es gibt noch keine konkrete Planung und auch noch keinen Bohrplatz“, betont Bühring, der in frühestens einem Jahr mit einer Vorentscheidung rechnet. Derzeit würden in Schifferstadter Federführung Gutachten zur Bodenbeschaffenheit analysiert. Die passenden Ergebnisse daraus seien eine erste Voraussetzung, eine Garantie, „dass es nicht zu Erdbeben kommt“, sei eine zweite. Dazu müsse das Okay von Politik wie Bürgern kommen – die Probleme in Landau seien ein abschreckendes Beispiel. Trotzdem wollten die SWS „eine Option haben, dass hier nicht fremde Dritte ein solches Projekt machen“. Weitere Einschränkungen seien Personal und Finanzen: „Wir haben viele andere Projekte, müssen uns nicht auf eines stürzen, das unsicher ist.“ Welche Rolle spielen die Bürger? Ohne sie seien die Ziele nicht erreichbar, so Bühring. Die SWS wollten sie mit guten Angeboten mitnehmen. Konkret gehe es etwa um Photovoltaik-Anlagen, am liebsten um Speicherbatterien ergänzt (Bühring: „Das wird wirtschaftlicher werden“). Dazu kommen Tarifmodelle, mit denen die SWS die politischen Ziele vorantreiben wollen: „Sonnenstrom komplett“ heißt eines, das es seit einem Dreivierteljahr gibt. Man liege da noch unter 20 Kunden, sehe aber große Potenziale, gerade bei der Preisentwicklung, so der Firmenchef. Ab Februar werde ein E-Mobilitäts-Stromangebot hinzukommen, das die Betankung von E-Autos vergünstige. Irgendwann werde er einsetzen, der „richtige Run“ auf regenerative Energie, ist Bühring überzeugt: „Wir müssen uns von den Vorstellungen lösen, wie wir die vergangenen 60 Jahre versorgt worden sind.“ Wie passt das SWS-Verkehrskonzept zu den Bemühungen? Sehr gut, meint Geschäftsführer Bühring – weil auch die konsequente Förderung von E-Mobilität zum Klimaschutz beitrage. Seit drei Jahren hätten die SWS dabei das Tempo verschärft. Speyer habe heute schon das dichteste Netz an Ladestationen in der Region und baue dieses weiter aus. In diesem Jahr sollten eine bis drei Schnellladestationen hinzukommen; wichtigste Standorte: am Naturfreundehaus und am Edeka. Gestartet werde auch ein erster Versuch im E-Mobilität-Carsharing. Dabei sollten zwei Autos am oberen Domparkplatz zur Vermietung platziert werden. Auch Bauträger und Bauherren sollten zur Investition in Ladeinfrastruktur, Reedereien zur Nutzung solcher Anlagen am Rhein ermutigt werden. Auch in die Gas-Tankstelle werde weiter investiert.

Auf dem Werksgelände: Solaranlage Smartflower.
Auf dem Werksgelände: Solaranlage Smartflower.
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