Speyer Tierischer Besuch im Seniorenheim: Wenn Eulen in die Seele blicken

Ganz zahm: Helgard Wanger streichelt eine Eule.
Ganz zahm: Helgard Wanger streichelt eine Eule.

Die „Falkner der Herzen“ haben am Mittwoch dem Seniorenzentrum am Germansberg einen Besuch abgestattet. Das Falkner-Ehepaar Häfner präsentierte fünf zahme Eulen. Dabei kamen die Bewohner den Tieren ganz nah.

Heimbewohnerin Helgard Wanger staunt nicht schlecht, als sie plötzlich das weiche Federkleid von Schleiereule Emma berührt. Ruhig sitzt das Tier auf der Hand der Pflegeauszubildenden Leonora Vojvoda. Das zahme Tier ist überaus zutraulich. Sie habe „überhaupt keine Angst“, erzählt Wanger. „Die Eule macht mir nichts, sie glotzt ja nur“, meint die Seniorin schmunzelnd. Sie bleibt nicht die einzige Bewohnerin, die sich von den Tieren verzaubern lässt.

Die „Falkner der Herzen“ aus Bisterschied im Donnersbergkreis besuchten am vergangenen Mittwoch das Seniorenheim der Diakonissen am Germansberg. Es ist eine von mehreren tiergestützten Veranstaltungen in der Einrichtung. „Im vergangenen Sommer hatten wir ein Pony im Garten“, sagt Stephanie Werner, Leiterin des sozialkulturellen Dienstes. Die Tiere hätten einen positiven Effekt auf die Bewohner. An diesem Mittwoch haben die Falkner Achim und Katharina Häfner fünf zahme Eulen mitgebracht.

Auch bei den Bettlägerigen zu Gast

Als erstes besuchen die Häfners die bettlägerigen Senioren im ersten Stockwerk. „Die Tiere strahlen Geduld und Sanftheit aus“, erzählt Katharina Häfner. „Sie haben einen besonderen Zugang zu Menschen, auch dann, wenn andere Menschen nicht mehr weiterkommen.“ Achim Häfner ergänzt: „Sogar Wachkomapatienten lassen sich durch die liebevollen Greifvögel erreichen.“

Im großen Aufenthaltssaal im Erdgeschoss des Seniorenheims warten derweil bereits rund 30 Bewohner. Während Katharina Häfner die Tiere nach und nach in den Saal bringt, ist Achim Häfner als Cheffalkner in seinem Element: Wortgewandt gibt er zunächst Anekdoten zu seiner Tätigkeit zum Besten. Auf seine Frage, was ein Steinadler fresse (Antwort: natürlich Steine!) breitet sich Heiterkeit im Saal aus. Nach und nach stellt Häfner dann die eigentlichen Stars der Veranstaltung vor: fünf Eulen, die sich in Art, Größe und Federkleid unterscheiden. Neben der dreijährigen Schleiereule Emma präsentiert sich auch Apollo. Zu dem Brillenkauz wartet der Falkner mit allerlei Fakten auf: „Er kann bis zu 25 Jahre alt werden und erlegt neben Mäusen auch Singvögel.“ Allen Eulen gemeinsam sei, dass sie nachts etwa 30 Prozent mehr als tagsüber hören.

Wie zutraulich die Tiere sind, zeigt sich schnell. Immer wieder setzt der Falkner die Greifvögel auf die Hände der Bewohner. Vor den spitzen Krallen schützt dabei ein Lederhandschuh. Die Senioren beobachten fasziniert die Tiere aus unmittelbarer Nähe. Der ein oder andere traut sich, „seine“ Eule anzufassen. Bald liegt auf den Gesichtern der Menschen ein Strahlen.

Vögel wachsen als Teil der Familie auf

Wie Katharina Häfner erzählt, sind alle Tiere bereits im Alter von zehn Tagen zu den Falknern gekommen. „Sie wachsen bei uns auf als Teil der Familie auf, begleiten uns im Alltag und entwickeln so ein großes Zutrauen zu Menschen.“ Auch hier erzählt Achim Häfner eine lustige Begebenheit: Im Baumarkt habe er eine Eule dabeigehabt und sie unvermittelt einer anderen Kundin auf den Arm gesetzt. „Die Frau war völlig perplex, als ich dann weggegangen bin. Sie kam hinterher und fragte, was sie jetzt mit der Eule machen solle.“

Das Ehepaar Häfner reist mit seinen Greifvögeln durch ganz Deutschland, um Heime, Krankenhäuser oder Palliativstationen zu besuchen und die Menschen in Kontakt mit seinen Eulen zu bringen. Bereits seit 20 Jahren seien sie in der palliativen Begleitung tätig. Zudem ist Häfner Botschafter des Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen.

Im Saal am Germansberg ist die Stimmung gut. Besonders, als es noch eine Überraschung gibt: Den Sibirischen Uhu Frodo Beutlin holt Katharina Häfner zwar nicht aus dem Auenland, dafür aus dem Transporter vor der Tür. Achim Häfner erklärt: „Dieser Greifvogel ist der größte Uhu, den es gibt. Er erreicht eine Flügelspannweite von 1,90 Metern.“ Der majestätische Vogel beeindruckt und erntet staunendes „Ah“ und „Oh“ aus dem Publikum. Cheffalkner Achim Häfner zeigt sich zufrieden: Die Eulen haben wieder „in die Seelen der Menschen geschaut“.

Im Netz

www.falknerderherzen.de

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