Speyer Unchristliches Ende für den Heiligen Cäsar

Franz von Assisi: historische Darstellung des Heiligen. Von seinen Speyerer Gefährten sind keine Porträts überliefert.
Franz von Assisi: historische Darstellung des Heiligen. Von seinen Speyerer Gefährten sind keine Porträts überliefert.

Ein Blick in den Heiligenkalender zeigt für heute, 9. Februar, wohl am häufigsten die Namen Apollonia oder Anna Katharina. In einigen Kalendern ist aber auch der heilige Julian von Speyer zu finden, dessen Namenstag heute ebenfalls begangen wird. Julian ist nicht der einzige Heilige mit Speyerer Wurzeln: Auch sein Zeitgenosse Cäsar von Speyer wird im Heiligenkalender geführt. Gedenktag: 1. April.

Theologe und Publizist Klaus Haarlammert hat sich mit den beiden aus Speyer stammenden Heiligen befasst und die spärlichen Informationen zusammengetragen. Demnach lebten die beiden zur Zeit des Franz von Assisi (1181 bis 1226) und gehörten zur Gemeinschaft von dessen Anhängern. Der Franziskanerorden, oder „Orden der Minderen Brüder“ hatte damals regen Zulauf. Julian ist Ende des zwölften Jahrhunderts in Speyer geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts überliefert. Er studierte in Paris und wurde zunächst Kapellmeister am französischen Königshof. 1225 trat er in den Franziskanerorden ein und wurde in dessen Pariser Gemeinschaft Chormeister. Er hat bedeutende geistliche Werke verfasst: das „Officium Sancti Francisci“ mit gereimten Gesängen über Franziskus für das Stundengebet, das „Officium Sancti Antonii“ über Antonius von Padua, den ersten großen theologischen Lehrer der Franziskaner. Zudem schrieb Julian in Reimform je eine Biographie über Franziskus und Antonius: die „Vita Sanctii Francisci“ und die „Vita Sancti Antonii“. Julian lebte bis zu seinem Tod um das Jahr 1250 in Paris. Die Stadt verließ er nur einmal für längere Zeit: Im Jahr 1227 brach er auf, um Ordensbruder Simon Angelicus nach Deutschland zu begleiten, der dort der deutschen Provinz des Ordens vorstehen sollte. 1230 nahm er in Assisi an der Bestattung des heiligen Franziskus teil, den er im Gegensatz zu Cäsar von Speyer zu Lebzeiten nie persönlich kennengelernt hat. Cäsar wurde ebenfalls Ende des zwölften Jahrhunderts in Speyer geboren, wahrscheinlich ein paar Jahre vor Julian. Er war Schüler bei Konrad von Speyer, der Dekan und Bußkanoniker am Dom war. Von 1217 bis 1220 hielt er sich im „Heiligen Land“ auf und lernte durch Vermittlung des dortigen Provinzials Elias von Cortona Franziskus persönlich kennen. Cäsar und Franziskus kehrten 1220 zusammen nach Italien zurück. Im folgenden Winter unterlegten sie zusammen die Ordensregeln mit Texten aus der Heiligen Schrift. 1221 schickte Franziskus Cäsar mit 30 Gefährten nach Deutschland zum Missionieren. Die Ordensmänner gründeten in Augsburg ihre erste Niederlassung. Von dort aus schickte Cäsar seine Leute in mehrere Städte, darunter auch nach Speyer, um Ordenszellen zu schaffen. Diese kleinen Gemeinschaften vergrößerten sich rasch. 1222 hielt Cäsar in Worms das erste Provinzkapitel ab; seither führte er die „Provincia Teutonica“. Ein Jahr später kehrte er nach Assisi zurück und bat Franziskus, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, um als Einsiedler in Umbrien leben zu können. Er geriet aber in Streit mit Elias von Cortona, Generalminister des Ordens, der die Ideale des Franziskus immer mehr aufweichte. Elias ließ Cäsar verhaften. Bei einem Fluchtversuch soll er 1239 erschlagen worden sein. Zur Person Klaus Haarlammert (69) ist katholischer Theologe und Publizist. Seit 1976 ist er im Dienst der Diözese Speyer. Von 1986 bis 2002 war der Chefredakteur der Bistumszeitung „Der Pilger“, seit 2002 ist er deren theologischer Berater.

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