Speyer Ungeheuer viel über Licht gelernt

Überzeugt mit vielen Nuancen: neue Innenbeleuchtung der Gedächtniskirche, die mit einem Orgelkonzert präsentiert wurde.
Überzeugt mit vielen Nuancen: neue Innenbeleuchtung der Gedächtniskirche, die mit einem Orgelkonzert präsentiert wurde.

Was lange währte, wurde endlich gut: Am Freitagabend ist die neue Innenbeleuchtung der Gedächtniskirche eingeweiht worden – stilecht, mit einem Orgelkonzert von Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger, zu dem das neue Lichtkonzept „Stimmung machen“ konnte. Sehr viele Interessierte wollten sich das Ereignis nicht entgehenlassen.

Neun Jahre hatte es schließlich gedauert von den ersten Beratungen beim Bauverein im Jahr 2008 bis zur Vorstellung an diesem Novemberabend, die Dekan Markus Jäckle einleitete mit den Worten: „Heute ist ein großer Tag für uns!“ Sein Vorgänger Friedhelm Jakob schilderte die Anfänge. Die früheren drei Kronleuchter hatten nicht ganz zur Kirche gepasst und den Blick zu den Fenstern verstellt, außerdem mussten LED-Leuchten angeschafft werden. Wie Markus Jäckle erzählte, habe der Bauverein dann in dem Mannheimer Beleuchtungsspezialisten Johannes Bähr jemanden gefunden, der ein neuartiges Konzept erarbeitet und umgesetzt habe, steuerbar über W-Lan und mit der Möglichkeit, Farb-Effekte zu gestalten. Er habe inzwischen ungeheuer viel über Licht gelernt, meinte er rückblickend. Nun gibt es den großen Lichterkranz und zehn mit Lichtern besetzte Ringe oben an den Säulen, 48 Strahler sind nach oben ins Gewölbe gerichtet, 16 nach unten. Robert Sattelberger hatte für das Konzert spektakuläre Orgelstücke von sehr verschiedenem Charakter ausgewählt, um die Möglichkeiten des Lichtkonzepts zu zeigen. Mit der „Suite gothique“ von Leon Boellmann begann er. 1895 und damit neun Jahre vor der Einweihung der Gedächtniskirche komponiert, passte sie genau zu Baustil und Alter der Kirche. Während der Spielzeit der drei unterschiedlichen Sätze wechselte die Beleuchtung ohne Farbeffekte zwischen verschiedenen Helligkeiten, architektonische Details des Gotteshauses wurden dadurch hervorgehoben. Der Choral von Johann Sebastian Bach „Allein Gott in der Höh“ ließ die Gewölbe zwischen goldgelb und rotgoldenen Tönen wechseln. Bachs mächtige „Toccata und Fuge in d-moll“ verlangte nach einem wahren Leuchtfeuerwerk im Gewölbe, erst rot wie in Flammen stehend, dann übergehend in violett und später in grüne und blaue Farbtöne wechselnd. Olivier Messiaen war Synästhet, er sah nach eigenem Bekunden Farben, wenn er Musik hörte. Zu seinem Stück „Apparition de l’eglise eternelle“, einem ruhigen Klangstrom, spielte die Beleuchtung mit der Grundfarbe Violett, der sie manchmal rötliche Tone beimischte. Das Konzert klang aus mit dem „Carillon“ von Louis Vierne, das auf dem Glockenspiel von Westminster in London beruht, und über rötlichgelbe Farbtöne ging die Beleuchtung wieder in die Ausgangslage der „Normalbeleuchtung“ zurück. Es waren sehr überzeugend auf die Musik, aber auch auf den Raum abgestimmte Licht- und Farbvisionen, ohne grelle Töne zu erleben. Sie zeigten, dass die neue Beleuchtung der Kirche allen künftigen Veranstaltungen gewachsen sein dürfte.

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