Speyer „Viel besser als Schmerzmittel“

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Obwohl bei einem 29 Jahre alten Römerberger über 260 Gramm Marihuana gefunden worden sind, ist er vom Amtsgericht Speyer gestern nicht wegen Drogenhandels verurteilt worden. Stattdessen bekam er wegen des Besitzes einer „nicht unerheblichen Menge“ Betäubungsmittel eine Strafe von neun Monaten, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung.

Es war ein schwerer Verkehrsunfall, der dem Angeklagten vor über zwei Jahren „den Boden unter den Füßen wegzog“, wie er es vor Gericht ausdrückte. Der 29-Jährige musste danach mehrere Operationen über sich ergehen lassen, hatte monatelang mit starken Schmerzen zu kämpfen, bis heute ist er arbeitsunfähig. Gegen seine Beschwerden habe er starke Schmerzmittel genommen, erklärte der Angeklagte vor Gericht, trotzdem habe er so stark gelitten, dass er nachts nicht schlafen konnte. Es sei dann seine Freundin gewesen, die ihn auf eine Idee gebracht habe. „Sie hat das Elend gesehen und gemeint, probier’ es doch mal mit einem Joint.“ Seine Freundin habe damals gelegentlich gekifft und ihn an einen Bekannten vermittelt, der ihm eine Probe gegeben habe. „Das hat mir so gut geholfen, viel besser als die Schmerzmittel“, sagte der Angeklagte. Also habe er sich für einen Großeinkauf entschieden und 300 Gramm gekauft. Im vergangenen März wurde seine Freundin mit 20 Gramm Marihuana erwischt. Polizisten durchsuchten daraufhin die gemeinsame Wohnung des Paares und fanden dabei die 263 Gramm Marihuana, zum Großteil eingeschlossen in einem Tresor. Wegen der großen Menge warf die Staatsanwaltschaft dem 29-Jährigen zuerst auch Handel mit Betäubungsmitteln vor. Der Angeklagte erklärte den Großeinkauf mit dem günstigen Preis, den er dadurch bekommen habe. „Das war weniger als halb so teuer, als hätte ich nur eine kleine Menge gekauft.“ Außerdem habe er so nur einmal zu dem Dealer gehen müssen. Der Staatsanwalt räumte schließlich ein, dass der Handel nicht nachgewiesen werden könne, „auch wenn viel dafür spricht“. Er verstünde auch nicht, warum der Angeklagte sich das Marihuana nicht einfach vom Arzt habe verschreiben lassen, wenn es ihm so gut gegen die Schmerzen geholfen habe. „Das ist in Deutschland mittlerweile möglich“, sagte er. (seed)

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