Speyer Vielversprechend: Das Programm von „Jazz im Rathaushof“

Ein kongeniales Duo: Michael Herzer am Bass und Laurent Leroi am Akkordeon.
Ein kongeniales Duo: Michael Herzer am Bass und Laurent Leroi am Akkordeon.

Vom 22. bis 25. August läuft wieder das Festival „Jazz im Rathaushof“ in Speyer. Auf „Jazz-Genuss vom Feinsten“ könne sich das Publikum dabei freuen, teilt die Stadt mit. Bei insgesamt fünf Konzerten stehen regional, überregional sowie international bekannte Musikerinnen und Musiker auf der Bühne im Innenhof des Historischen Rathauses.

Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler würdigt das Festival laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung mit diesen Worten: „Der ,Jazz im Rathaushof’ ist ein musikalisches Highlight im Veranstaltungskalender der Stadt Speyer. Exzellente Bands im Zusammenspiel mit der herrlichen Kulisse des Rathaus-Innenhofs sowie pfälzischen Gaumenfreuden sorgen für die einzigartige Atmosphäre.“

Seit 2014 hat Bernhard Sperrfechter, der Leiter der Musikschule Speyer, „Jazz im Rathaushof“ geprägt und durch sein Engagement zu einem beliebten Festival gemacht. In diesem Jahr gibt er den Staffelstab an Matthias Debus weiter. Kulturbürgermeisterin Monika Kabs betont: „Den Erfolg des Speyerer Jazz-Festivals verdanken wir Bernhard Sperrfechter. Zehn Jahre lang war er als künstlerischer Leiter das Gesicht des Festivals; er hat es maßgeblich weiterentwickelt. In diesem Jahr verabschiedet er sich vom Publikum und übergibt die Federführung an Matthias ,TC’ Debus. Debus ist gebürtiger Speyerer und fester Bestandteil der regionalen Jazzszene. Er war unser Wunschkandidat für die Nachfolge.“

Höllischer Swing zum Auftakt

Das aktuelle Festivalprogramm haben Sperrfechter und Debus gemeinsam geplant: Mit den South West Oldtime All Stars, den New Orleans Shakers, der Blue note BIG BAND, den Square City Stompers und dem Duo Laurent Leroi/Michael Herzer stehen preisgekrönte Bands und gefeierte Musiker auf der Bühne im Rathaushof – von samtweichen Klängen bis hin zu sattem Bläsersound sei alles dabei.

Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 22. August, um 19.30 Uhr mit den South West Oldtime All Stars. Seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 2018 habe sich das Ensemble zu einer festen Größe in der europäischen Traditional-Jazz-Szene etabliert und sei schon zum zweiten Mal in Speyer zu Gast. Trevor Richards (New Orleans), sorge durch sein unverwechselbares authentisches Spiel für einen wunderbaren Bandsound. Thilo Wagner pflege einen ,höllisch swingenden“ Klavierstil, ist Ehrenbürger der Stadt New Orleans werde gerne als der ,Schwäbischer Oscar Peterson“ bezeichnet. Martin (Ludwig) Auer lehrt Jazztrompete an der Musikhochschule Leipzig und ist mit Louis Armstrongs Musik als Kind aufgewachsen. Gary Fuhrmann ist freiberuflicher Klarinettist, Saxophonist und Preisträger des Jazzpreises der Stadt Worms. Felix Fromm ist Soloposaunist bei der HR Big Band und außerdem musikalischer Leiter der Blassportgruppe. Matthew Bookert schließlich, ist weltweit der einzige Sousaphonspieler, der seinem Instrument nicht nur geschmeidig samtweiche Töne wie ein kleines Miezekätzchen, sondern auch brüllende Raubtierklänge entlocken kann.

Moderner New-Orleans-Jazz

Beim Konzert am Freitag, 23. August, um 19.30 Uhr will Torsten Zwingenberger mit den New Orleans Shakers wieder einmal beweisen, dass er in vielen Spielarten des Jazz zuhause ist. Bereits 1976 gründete er mit Thomas L’Etienne diese Band, bevor er sich nach drei Jahren anderen Projekten zugewandt hat. Ein Zufall habe die Band nach 30 Jahren Pause anno 2009 wieder zusammengeführt. „Im Sinne der saftig-erotischen Konnotationen des frühen Jazz weiß der verschmitzte Klarinettist Thomas L’Etienne, dass Jazz nur dann authentisch ist, wenn er mit dem rechten Schmuddelfaktor gespielt wird“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Torsten Zwingenberger sorge dabei mit seiner virtuosen Schlagzeugtechnik „Drumming 5.1“ für das leicht federnde „Swing-feeling“. Für eine New-Orleans-Band ist es eine unübliche Besetzung, statt drei Bläsern gibt es nur einen.

So wie auch jedes Jahr der Mardi Gras in New Orleans neu erlebt und gelebt wird, so spüre man bei den Konzerten der New Orleans Shakers eine mitreißende Lust am Leben und an der Veränderung, die die Zuschauer immer wieder begeisterten.

Die vielen Facetten des Jazz

Am Samstag, 24. August, will ab 11.30 Uhr die Blue note BIG BAND aus Neustadt den Rathaushof zum Klingen und Swingen bringen. Auf dem Programm stehen Meilensteine der Jazzgeschichte bis hin zu modernem, orchestralen Jazz. Das Repertoire der Band umfasst ein breites Spektrum an Stilepochen und Komponisten: Zeitlich erstrecken sich die Stücke von den 40er Jahren bis zur Gegenwart, stilistisch zwischen Arrangements von Count Basie, Sammy Nestico, Bob Curnow, Bob Mintzer und Peter Herbolzheimer. Bernd Gaudera, ehemaliger Landesmusikdirektor von Rheinland-Pfalz, leitet die Bigband seit ihrer Gründung 1986 und formte sie mit seiner anspruchsvollen, unermüdlichen Arbeit zu einem homogenen Klangkörper.

2014 gewann die Bigband den Internationalen Big Band Wettbewerb (IBBC) in Hoofddorp/Amsterdam in der „First Class“, der als größter Bigband-Wettstreit Europas gilt. Gespielt wird in der Besetzung fünf Saxofone, vier Trompeten, vier Posaunen, Bass, Gitarre, Piano und Drums. Dazu kommen die Stimmen der beiden Sänger.

Am Abend des 24. August um 19.30 Uhr nehmen die Square City Stompers Platz auf der Jazz-Bühne im Innenhof des Historischen Rathauses. Jung, dynamisch und voller Begeisterung: Die Square City Stompers zeigten, dass Jazz kein veraltetes Museumsstück aus vergangenen Tagen der Musikgeschichte, sondern vielmehr eine der stimmungsvollsten und bewegtesten Musikrichtungen sei, die auf keiner guten Party fehlen dürfe. Heiße Rhythmen, perlendes Klavierspiel, tanzende Kontrabasslinien und ein traditioneller Saxofon-Sound, der sich mit dem sentimentalen Klang einer Klarinette abwechselt, bildeten das instrumentale Fundament der Square City Stompers.

Präsentiert wird die Show von der Sängerin Seyda Sibel, die das Publikum mit ihren kraftvoll swingenden Versen mitzureißen vermag. Fernab von der Idee des banalen Coverns werden bekannte Instrumentalstücke teils mit neuen Gesangseinlagen versehen. Auch auf die eine oder andere Eigenkomposition und gemeinsame Aktionen sowie Euphorie dürfe das Publikum gespannt sein.

Tango mit Klangzauber

Mit dem Duo Leroi/Herzer endet das Festival am Sonntag ab 11.30 Uhr. Eine Krone und ein Herz zieren die Musik dieses Duos. So klassisch-traditionell beginnen manchmal ihre Stücke, dass manch einer nach ein paar Takten die Stimme von Carlos Gardel erwartet. Doch die Musik ist rein instrumental, ja, absolut minimalistisch instrumentiert – nur mit dem Kontrabass von Michael Herzer und dem Akkordeon von Laurent Leroi.

Die eingespielte Zweierbesetzung lasse viel Freiraum für Experimente, auch für den Rollentausch von Rhythmus und Melodie zwischen Akkordeon und Bass. Laurent Leroi, 1960 in Straßburg geboren, studierte Akkordeon. 20 Jahre später in Ludwigshafen sesshaft geworden traf er in Mannheim auf Michael Herzer, der 1962 dort geboren wurde und Kontrabass studierte. Beide spielen und komponieren als Theatermusiker auf den großen Bühnen der Region, arbeiten als Studio- und Bandbegleitung. Vor allem aber spielen sie seit gut 40 Jahren zusammen, in eigenen Bandprojekten wie bei etwa „Les Primitifs“ oder eben als Duo Leroi/Herzer.

Info

Die Eintrittskarten für die Abendkonzerte kosten 18 Euro (ermäßigt 13 Euro) bzw. 45 Euro im Abonnement und sind online unter www.reservix.de, bei der Tourist-Information Speyer sowie allen anderen Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich. Der Eintritt zu den Konzerten am Samstag- und Sonntagmittag ist frei.

Leitet die Blue Note BIG BAND: Bernd Gaudera.
Leitet die Blue Note BIG BAND: Bernd Gaudera.
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