Speyer Vom neuen Licht aufgeschreckt

Wird von manchen Anwohnern als störend und gefährlich für die Gesundheit befunden: neue LED-Straßenbeleuchtung in der Mehlgasse.
Wird von manchen Anwohnern als störend und gefährlich für die Gesundheit befunden: neue LED-Straßenbeleuchtung in der Mehlgasse.

Anwohner beschweren sich über das "kalte Licht“ der LED-Lampen in der Straßenbeleuchtung in der Altstadt.

Überrascht und entsetzt haben Ulrike und Wolfgang Simon reagiert, als sie das „neue“ Licht nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub in der Mehlgasse entdeckten. Die beiden Speyerer warnen vor möglichen Gesundheitsgefahren, eventuellen Schädigungen der Sehkraft. Die Stadtwerke (SWS) weisen die Kritik zurück. Kaltes LED-Licht sei längst Vergangenheit. Zu möglichen Gefahren sagt SWS-Sprecherin Angela Sachweh: „Die Leuchten, die in Speyer zum Einsatz kommen, sind vom Bundesumweltministerium geprüft und zugelassen.“ Das Ehepaar Simon hat eine E-Mail an die Redaktion geschickt. „Uns traf fast der Schlag. (...) Unsere Straßenbeleuchtung wurde auf LED-Technologie umgestellt. ,Das kalte Herz’ von Speyer wird durch die voranschreitende LED-Aufrüstung immer größer. Die Stadtwerke stehlen die warme und heimelige Atmosphäre der Altstadt, durch das blaukalte LED-Licht. Nun bekommt man dieses helle und kalte Licht ins Auge, ins Wohnzimmer und ins Schlafzimmer gedrückt – ohne Wohlfühlfaktor. (...) Ein weiterer gewichtiger Faktor sind die vielen Risiken des LED-Lichts für die eigene Gesundheit, insbesondere durch das blaue Licht, das das Absterben von Sehzellen fördert.“ Das Ehepaar Simon bezieht sich damit auf die ARD-Sendung „Plusminus“ vom 2. Mai dieses Jahres und führt weitere vergleichbare Veröffentlichungen und Studien an. Das Licht von LED-Lampen kann demnach laut einer Studie altersbedingte Makuladegeneration (Erkrankungen, bei der der zentrale Punkt des schärfsten Sehens auf der Netzhaut, die Makula, betroffen ist) fördern. Die SWS weisen Kritik zurück. Für das Programm seien von Stadt und SWS gemeinsam Leuchten ausgesucht worden, die in die Altstadt passen, betont Sachweh. „Die Leuchten für die Altstadt werden extra für Speyer produziert. Sie haben warmweißes Licht und einen matten Schirm. Die von der Stange bestehen aus Klarglas“, betont Sachweh. Eine in Speyer praktizierende Augenärztin kennt die Diskussion um mögliche Gefahren fürs Auge. Sie weist auf Anfrage jedoch darauf hin, dass es bislang noch keine gesicherten Langzeitstudien zu den Auswirkungen von LEDs gebe. Die Blaulichtanteile in IPads und Handys und Autostrahlern halte sie für „diskussionswürdiger“, sagt sie. Die beste Empfehlung als Schutz vor eventuellen Auswirkungen sei, nicht direkt in das Licht zu schauen. „Man schaut ja auch nicht permanent in die Straßenbeleuchtung.“ Laut Sachweh läuft seit Januar die jüngste Etappe der Modernisierung der Straßenbeleuchtung. Bis Oktober sollen rund 315 alte Straßenleuchten ausgetauscht werden – unter anderen im unteren Domgarten, am Festplatz, rund um die Hasenpfuhlstraße, Klipfelsau, Mörschgasse, Mehlgasse, in Bahnhofstraße, Fischergasse, Große, Kleine Gailergasse, Große, Kleine Pfaffengasse, Korngasse, Wormser Straße. Dadurch werden laut SWS jährlich rund 1300 Tonnen CO2 eingespart. Im Stadtgebiet gibt es etwa 5600 Leuchten. Mit dem Austausch sinkt der Energieverbrauch in den sanierten Gebieten um über 70 Prozent. Das Austauschprogramm wird vom Bundesumweltministerium gefördert. Die Förderhöhe beträgt 20 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. „Wir geben für die reine Umrüstung auf LED in diesem Jahr von 180.000 Euro aus, wovon 20 Prozent gefördert werden“, betont SWS-Sprecherin Sachweh.

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