Speyer „Wären wir auch für Gott immer online?“

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Dudenhofen. Zu einem besonderen Gottesdienst lädt die evangelische Kirchengemeinde Dudenhofen für Sonntag, 5. März, ein. Das Thema: Immer online. Über das außergewöhnliche Angebot hat sich unser Mitarbeiter Markus Müller mit Gemeindediakon Werner Bücklein (56 Jahre) unterhalten, der die Veranstaltung mitorganisiert hat.

Herr Bücklein, „Immer online“ ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, das ich mit einem Gottesdienst in Verbindung bringen würde. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Wir haben einmal jährlich ein Mitarbeitertreffen, bei dem wir Themen für das nächste Jahr festlegen. Viele Menschen sind heutzutage ständig online und beklagen sich zugleich über den Stress, den das auslöst. Die Verbreitung der Handys beziehungsweise Smartphones betrifft uns auch selbst, hat unseren Alltag verändert. Deswegen rutschte das Thema „Immer online“ weit nach oben auf unserer Liste. Das heißt, Sie sind selbst auch immer im Internet verfügbar? Ja, ich bin immer online, auch wenn ich mein Handy nicht immer dabei habe. Das ärgert meine Frau manchmal (lacht). Doch selbst wenn ich es dabei habe, schaue ich nicht ständig nach, ob ich zum Beispiel neue WhatsApp-Nachrichten bekommen habe. Und es ist ja auch oft nützlich. Gruppen lassen sich mit WhatsApp viel effizienter organisieren, als wenn ich die ganzen Leute der Reihe nach anrufen müsste. Es gibt aber auch Gelegenheiten, zu denen ich grundsätzlich kein Handy mitnehme. Zum Beispiel? Hausbesuche. Dabei möchte ich den Menschen das Gefühl geben, dass ich in diesem Moment ausschließlich für sie da bin. Fallen Ihnen gelegentlich während eines Gottesdienstes Besucher auf, die auf ihr Smartphone oder Tablet starren, anstatt Ihnen zuzuhören? Bei normalen Gottesdiensten mit der Kerngemeinde eher nicht. Die Leute wissen, dass wir analog beten. Es gibt nur einige Ärzte oder Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten, bei denen es eben hin und wieder piept oder klingelt. Das lässt sich nicht vermeiden und ist in diesen Ausnahmen in Ordnung. Manchmal erwische ich auch einen Konfirmanden, der lieber zockt, als der Predigt zu lauschen. Stört Sie das beziehungsweise ermahnen Sie die Betreffenden dann? Das kommt drauf an. Manchmal kann man einfach darüber hinweg predigen, aber wenn wir beispielsweise zum stillen Gebet gehen und es klingelt ein Handy, stört es. In diesen Fällen kann das nicht unkommentiert bleiben. Der Betreffende soll dann schon wissen, dass das gerade nicht okay war. Man ist ja auch gewissermaßen an einem heiligen Ort, da braucht man kein Handy. Wird der Gottesdienst am Sonntag passend zum Thema online stattfinden? Nein. Wir haben uns zwar schon immer überlegt, ob wir unsere Gottesdienste im Internet übertragen, sind aber der Meinung, dass sie analog besser ankommen. Wir möchten die Menschen vor Ort bei uns haben. Wir zeichnen die Gottesdienste aber als Video auf und stellen sie anschließend ins Netz. Auf unserer Homepage können sie dann über einen YouTube-Link angeschaut werden. Die Überlegung am Sonntag ist, wären wir auch für Gott immer online? Wenn er uns etwa eine Push-up-Nachricht schicken würde? Interessanter Gedanke. Was genau erwartet die Besucher dabei? Der Gottesdienst wird ganz anders als sonst, und es ist eher ein Gottesdienst für Ausgeschlafene. Zielgruppe sind Menschen, die durchaus mal in die Kirche gehen würden, wenn es denn nur Spaß machen würde. Dafür haben wir haben eine Band da, die wirklich ordentlich spielen kann. Wir werden die Liedtexte mit einem Beamer an die Wand projizieren, und es wird ein witziges Theaterstück aufgeführt. Nach der Predigt können die Besucher außerdem Fragen aufschreiben, die ihnen zum Thema einfallen oder durch den Gottesdienst aufgekommen sind. Die soll der Prediger am Ende jeweils in etwa einer Minute beantworten. Und wir haben noch einen weiteren Höhepunkt. Welchen? Klasse bei uns ist, dass jeder eine Kleinigkeit zu essen mitbringt. Das wird alles auf einen großen Tisch gestellt. Nach dem Gottesdienst, der ungefähr eineinhalb Stunden dauert, essen wir alle zusammen. Es dürfen selbstverständlich auch diejenigen mitessen, die nichts mitgebracht haben. Es gibt immer genug. Das ist ein niederschwelliges Angebot in sehr angenehmer Atmosphäre. Wer mit Kindern kommt, kann sie getrost in unser Programm „Go 4 kids“ geben, das zeitgleich läuft. Das klingt alles sehr aufwendig … Ja. Es sind gut 30 Leute, die diesen besonderen Gottesdienst vorbereiten. Termin Gottesdienst „Immer online“ am Sonntag, 5. März, 11 Uhr, in der evangelischen Kirche in Dudenhofen. |mamü

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