Speyer Wachsender Widerstand

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„Ich kriege echt Panik und vielen meiner Bekannten geht es genauso“, sagt Monika Walther aus Otterstadt. Sie ist eine der rund 150 Personen, die nach Schätzung der Organisatoren am Samstagvormittag an den Infostand der Interessensgemeinschaft (IG) gegen Erdölbohrung und Erdölforderung in Otterstadt gekommen sind.

„Wir haben das ganze Leben für unser Haus gespart, und wenn dann mal gebohrt wird und das Haus Risse bekommt, dann war keiner daran Schuld, und die Verantwortlichen sind vielleicht weg“, befürchtet Walther. Sie hat schon genaue Vorstellungen davon, was passieren könnte und ist froh, dass die Initiative etwas gegen die geplanten Bohrungen unternimmt. Auf der Liste, die auf den Stehtischen liegt, braucht sie nicht mehr zu unterschreiben, das hat sie schon bei der letzten Infoveranstaltung der Initiative im Sommer. Insgesamt haben schon 800 Bürger aus Otterstadt und Waldsee unterschrieben, 75 weitere Unterschriften sind am Samstag dazugekommen. Auch Margret Horländers Name steht jetzt drauf. Die Waldseerin ist auf dem Weg zum Einkaufen vorbeigekommen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Sie hat ebenfalls Angst, dass beim Bohren was schief gehen könnte. „Der Ölindustrie vertraue ich nicht“, sagt sie. „Außerdem gehe ich immer mit dem Hund spazieren, da möchte ich keinen Ölbohrturm sehen.“ Vielen der Bürger, die am Stand haltmachen, geht es wie Horländer und Walther: Sie wissen, dass ein Konsortium aus Palatina GeoCon und GDF Suez zwischen Otterstadt und Waldsee eine Probebohrung nach Erdöl durchführen möchte, und sie haben Angst. Von der Interessensgemeinschaft möchten sie wissen, wie die Lage im Moment ist. Andere kommen vorbei und haben zuvor noch nie etwas von der geplanten Erdölbohrung gehört. Sie sind erst durch das Flugblatt, das in den letzten Tagen in Waldsee und Otterstadt verteilt wurde und auf den Infostand hinwies, auf das Thema aufmerksam geworden. Nun lassen sie sich alles erläutern. „Das ist auch der Zweck der heutigen Veranstaltung. Wir möchten die Bürger informieren“ sagt IG-Mitglied Michael Ulmer. Er erklärt, wie es im Moment aussieht: Die Struktur und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt hat bereits genehmigt, dass auf dem bis jetzt landwirtschaftlich genutzten Gelände, auf dem gebohrt werden soll, ein Industriegebiet entstehen darf. Gegen den Bescheid dieses Zielabweichungsverfahrens hat die IG Widerspruch eingelegt, dem nicht stattgegeben wurde. Daraufhin haben sechs Familien geklagt. „Das ist keine Sammelklage im klassischen Sinn, wir sind eine Streitgemeinschaft“, erklärt Ulmer. Jeder klage für sich und auf eigene Kosten, betont er. Die Klageschrift umfasst mehr als 200 Seiten. „Wir haben alle Unterlagen selbst besorgt“, sagt Andre Nieser, der ebenfalls klagt. Die Kläger rechnen damit, dass es Ende des Jahres zur mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Neustadt kommen wird. Dann müsse man sehen, wie es weiter geht. Eins stellen die Erölgegner klar: „Wir sind nicht die Verzögerer, das ist nicht unsere Taktik. Wir wollen das Projekt nicht vor unserer Haustür.“ Die Gründe sind sehr vielfältig. Dazu zählt auch der Naturschutz, der ländliche Charakter soll erhalten bleiben. Nieser denkt weiter: „Was passiert denn, wenn tatsächlich Erdöl gefunden wird? Dann werden weitere Bohrplätze gebaut. Und ist es bei der jetzigen Energiepolitik überhaupt sinnvoll, Erdöl zu fördern?“ Ulmer und seine Kollegen sind sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Infoveranstaltung. „Es hat uns viel Auftrieb gegeben, dass die Bürger unsere Argumente nachvollziehen können“, sagt er. Im Herbst ist eine Bürgerversammlung geplant. Wenn die Unterschriftenliste dabei noch ein bisschen wächst, würde das die IG natürlich freuen. An wen die Liste letztlich überreicht werden soll, das stehe noch nicht fest (krx)

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