Speyer Wir über uns: Feldvorteile für die Redaktion

Ohne Maus am kleinen Laptop: Die Arbeit im Homeoffice ist mit Nachteilen behaftet.
Ohne Maus am kleinen Laptop: Die Arbeit im Homeoffice ist mit Nachteilen behaftet.

Wie wird eigentlich die Zeitung gemacht? Einmal im Monat berichten Mitglieder der Lokalredaktion Speyer in dieser Rubrik über ihren Arbeitsalltag, über neue Entwicklungen und andere Themen von „hinter den Kulissen“.

Der gestrige Montag beginnt nach einem langen Arbeitswochenende erst mal im Homeoffice, einem Relikt aus dem Corona-Lockdown. Das Verfassen der folgenden Zeilen erfordert einfach absolute Ruhe und höchste Konzentration. Der Laptop hängt am Netzteil. Die Spannung steigt. Welches Wlan ist wie stabil? Welche Überraschungen hält die Anmeldung heute parat? Das Bildschirmfoto zeigt den Sequoia-Nationalpark in den USA: „Gefällt mir.“

Ich melde mich an und aktiviere die nächste App. Kennwort stimmt. Der berühmte blaue Kreis, Nachfolger der Eieruhr, dreht sich, der Rechner lädt. Mein Kaffee hier schmeckt anders als in der Redaktion. Heute geht’s eine halbe Stunde früher als gewöhnlich los, schon kurz nach 9. Der Zwölf-Minuten-Spaziergang ins Büro entfällt vorerst. Es ist möglichst viel vorbereitet für die Dienstagsausgabe, geplant, gestaltet, geschrieben, redigiert, gegengelesen, die Homepage www.rheinpfalz.de bestückt, in Facebook gepostet. Im Mail tauchen halbe-halbe interne und sportliche Mitteilungen auf.

Kurzer Schockmoment: Das Grafikbüro ist an diesem Tag nicht besetzt. Gut, unsere Rubrik „Torjäger der Region“ hat auch noch bis morgen Zeit. Die Infos dazu sind eh noch nicht da. Aber das (Sport-)Leben geht weiter. Fußballer kicken, Volleyballer schmettern, Tennisspieler schlagen auf, Schützen zielen ...

Drucker fehlt

Den heimischen Drucker schließe ich erst gar nicht an. In der Redaktion hätte er nun Arbeit: Es ist mühsam, eine Ergebnisliste mit vertauschten Vor- und Nachnamen in Textform zu zaubern. Texte bearbeiten am kleineren Laptop mit nur einem statt in der Redaktion zwei und etwas matteren Bildschirm sowie ohne Maus ist schwieriger. Aber kein Laubbläser, kein Besucher, der zu den Büronachbarn im Haus will, stört hier die Konzentration.

Am meisten fehlt mir das Maus-Rädchen, das die Ganzseitenansicht aufruft. Jetzt muss ich erst mal ein mickriges Dreieck erwischen. Auch funktionieren nicht alle Tastenkombinationen zuhause. Die Abstände zwischen Texten, Artikeln und Fotos, alles schwerer zu erkennen. Höre ich draußen etwa doch einen Laubbläser? Das Geräusch wird aggressiver, scheint näher zu kommen. Egal. Auf welcher Seite und wo und in welcher Länge sollen diese Zeilen überhaupt erscheinen?

Weg gespart

Statt die fünf Meter zu den Kollegen zu gehen, schicke ich dem stellvertretenden Redaktionsleiter Patrick Seiler eine Nachricht auf den Bildschirm: „Moin, welche der hässlichen Hüllen kriegt der hübsche Martin?“ Die möchten doch nicht wirklich 114 Zeilen? Doch in der Stadtredaktion müssen sie umplanen, ich kann mal losschreiben.

Mitarbeiter Marek Schwöbel meldet sich per Whatsapp, wie wir mit dem anstehenden Fußballderby Mechtersheim gegen Speyer verfahren. Mit erhobenem Daumen signalisiert er völliges Einverständnis zu meinen Überlegungen. Florian Kober, Sportlicher Leiter des Fußballvereins Dudenhofen, versucht’s auf die gleiche Tour. Klar, ich habe jederzeit Luft für ein Telefonat. Kober ist zufrieden: „Super, Merci!“, tippt er.

Lachen fehlt

Abpfiff: Das Duell Homeoffice gegen Büro in der Heydenreichstraße endet unentschieden mit Feldvorteilen für den innerstädtischen Arbeitsplatz. Konzentration und Effizienz sind daheim höher. Kommunikation, Absprachen und die Möglichkeit, im Zweifelsfall mal einen schnellen Ratschlag einholen, das ist im Kollegenkreis besser. Vor allem fehlen aber die spezielle Atmosphäre in einer modernen Zeitungsredaktion und das Büro, in dem so viel gelacht wird. Und dorthin breche ich jetzt auch wieder auf.

Zur Person

Martin Erbacher (51) kümmert sich seit 1999 um den Lokalsport in der Speyerer Rundschau der RHEINPFALZ.
x