Speyer „Wir haben die Verteidigung stabilisiert“

Daumen hoch: Andreas Merk in der Saison 2017/18.
Daumen hoch: Andreas Merk in der Saison 2017/18.

Die SG TV Dürkheim/BI Speyer II befindet sich auf Höhenflug in der Oberliga. Neun Siege in zehn Spielen bedeuten Tabellenplatz eins. Die Mission Meisterschaft und Regionalliga-Aufstieg ist im Frühjahr in greifbarer Nähe. Uwe Eid hat sich mit SG-Trainer Andreas Merk über die bisherige Saison, den Kader, das Erfolgsgeheimnis und die Perspektiven unterhalten.

Woran liegt es, dass die Spielgemeinschaft plötzlich auf Titelkurs liegt?

Der Hauptunterschied zu den Jahren zuvor liegt darin, dass unser Kader mit 15 Spielern in dieser Saison viel breiter aufgestellt ist. Wir konnten alle Leistungsträger halten. Mit Stephan Beck, Lawrence Mugagan und Roland Leidag haben wir drei sehr starke Neuzugänge hinzubekommen. Wir haben eine deutlich höhere Qualität im Team. Das merkte man vor allem bei den Begegnungen, in denen wir nicht komplett sein konnten. Fehlten früher ein, zwei wichtige Spieler, hatten wir keine Chance. Jetzt konnten wir sogar im Topspiel gegen den härtesten Rivalen MJC Trier drei fehlende Leistungsträger kompensieren und haben gewonnen. Diese Situation zeigt deutlich, dass wir eine sehr ausgeglichene Truppe haben, insgesamt auch reifer geworden sind. Was gab den Ausschlag für die Siege in den Schlüsselspielen? Wir können aufgrund unserer Tiefe mit einer großen Rotation agieren. Das ist zwar nicht immer leichter, als sich auf sechs bis sieben Spieler zu konzentrieren, sorgt aber dafür, dass wir auch im vierten Viertel hohes Tempo gehen können. Das schafft keine andere Mannschaft so gut. Viele Spiele haben wir nicht deutlich gewonnen, waren aber immer im entscheidenden Moment hellwach. Einen Kräfteverlust gab es nicht. Die Konzentration blieb stets über die gesamte Partie hoch. In welchen Bereichen hat sich das Team verbessert? Die Offensive war ja noch nie unser Problem. Letzte Runde zum Beispiel erzielten wir als Sechster mit durchschnittlich fast 85 Punkten pro Match die meisten Treffer, kassierten aber auch fast genauso viele. Da gab Co-Trainer Matthias Grunenberg in der Vorbereitung einen wichtigen Impuls. Den Fokus haben wir dieses Mal klar auf den Defensivbereich ausgerichtet. Wir haben hier die Stellhebel neu justiert, unsere Verteidigung dadurch deutlich stabilisiert und kassierten prompt bisher die zweitwenigsten Gegentreffer. Das ist eine enorme Verbesserung. Da wir vorne genauso so gut wie vergangenes Jahr treffen, hat sich eben alles zum Guten hin entwickelt. Agieren Sie mit neuen Systemen? Wir trainieren natürlich auch eine Zonen-Verteidigung, weil wir oft gegen diese Defensivvariante angreifen müssen. Selbst nutzen wir die meiste Zeit aber eine direkte Mann-Mann-Verteidigung. Entscheidend hierbei ist, wie intensiv und auch nachhaltig wir das in den Begegnungen tun. Wir nehmen die Gegenspieler meist ab der Mittellinie auf, gestatteten ihnen kaum Freiraum. Manchmal überraschen wir auch mit einer Presse für wenige Minuten oder nutzen dieses Element, wenn wir zurückliegen, wie zum Beispiel in Nieder-Olm, als wir dadurch zehn Zähler wettmachen konnten. Das Zweikampf- und Reboundverhalten hat sich insgesamt deutlich verbessert und auch im Kollektiv klappt das Abwehrverhalten sehr gut. In der Offensive favorisieren wir das freie Spiel. Zwei Systeme gegen eine gegnerische Zonen-Verteidigung und auch einstudierte Laufwege mit sehr vielen verschiedenen Ausstiegsoptionen gegen Mann-Mann-Verteidigungen haben wir allerdings auch in petto. Das muss sein, wenn es mal nicht rund läuft. Erste Devise ist aber immer der Schnellangriff mit einfachen Überzahlabschlüssen. Gibt es ein weiteres Erfolgsgeheimnis? Die Chemie stimmt, auch die Zusammensetzung aus vielen erfahrenen Kräften und jungen, hungrigen Talenten. Schnelligkeit, Sprungkraft und Athletik bringen unsere Jungen gut ein. Valentin Rappold, Lawrence Mugagan und Steven Hartinger sind gute Beispiele. Sie trainieren und spielen auch bereits mit unserer Regionalliga-Mannschaft. Der Fokus liegt aber bei ihnen klar auf der Spielpraxis in der Oberliga. Nils Gesmann hat sich gut entwickelt, und zwei andere Youngster wie Bertram Lind aus Freinsheim oder Neuzugang Aron Bauer bringen eine gute Größe unter die Körbe. Super wichtig sind natürlich auch die Routiniers wie Sebastian Fischer, Mathias Röder oder Stephan Beck. Und einen Kapitän wie Philip Karst mit seiner ausgeprägten Scorer-Mentalität im Team zu haben, ist auch ein besonderes Geschenk. Philip hat eigentlich das Zeug dazu, zwei Klassen höher zu spielen. Ihn hält in der Oberliga kaum jemand. Wollen Sie etwas verbessern? Das geht natürlich permanent und ist auch wichtig, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Nicht so zufrieden bin ich bisher mit den Trainingsabläufen. Zwar sind die meisten Jungs sehr oft in der Halle, trainieren individuell und mit verschiedenen Teams. Wir teilen uns diese Saison gemeinsam mit der U18-Mannschaft die Übungseinheiten. Das macht sich bezahlt, da immer genügend Leute in der Halle sind. Als Oberliga-Team trainieren wir aber leider meist pro Woche nur eine halbe Stunde donnerstags, wenn einige unserer Nachwuchstalente anschließend noch mit der Regionalliga-Mannschaft trainieren. Könnten wir länger und intensiver zusammenarbeiten, würde das Zusammenspiel noch besser. Sollten wir die Meisterschaft gewinnen, und das ist unser Ziel, müssen wir das gemeinsame Training auf jeden Fall intensivieren. Für die Zweite Regionalliga wäre das aktuelle Pensum definitiv zu wenig. Reichen die vier Punkte Vorsprung? Wichtig ist, dass wir alles in der Hand haben. Doch erreicht ist noch nichts. Es stehen noch zehn Spiele aus. Da kann viel passieren. Wir müssen konzentriert bleiben. Bei einer einzigen Niederlage könnte es im letzten Meisterschaftsspiel in Trier zu einem Endspiel kommen. Das wollen wir vermeiden und vorzeitig alles klar machen. Wichtig wird deshalb der Einstieg 2019 mit dem BBC Horchheim am 12. Januar. Bei den Herausforderungen im Januar gegen TBS Saarbrücken und ASC Mainz warten unbequeme Gegner. Um topfit in diese richtungsweisenden Partien zu gehen, starteten wir direkt nach Neujahr wieder ins Training. Unsere Jungs haben das Zeug, Regionalliga zu spielen. Da unsere Erste den Aufstieg in die Zweite Liga anstrebt, wäre die Zweite Regionalliga ein wichtiger Unterbau. Wir sind auf gutem Weg.

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