Speyer Wochenchronik:

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Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat bereits seinen nächsten Pressesprecher. Bis der amtierende, Markus Herr, in Rente geht, ist Ali Maaomar sicher groß genug. Der Einjährige somalische Flüchtling ist beim Besuch der Presse in seinem Domizil Vikarienhof ganz professionell auf die Journalisten zugegangen, hat posiert und sich das Radio-Mikro geschnappt, um hineinzurufen: „Ich bin jetzt hier.“ Er hatte die Lacher auf seiner Seite. Schön, wenn eine Kindheit, die traurig angefangen hat, nämlich mit schlechten Bedingungen in der Heimat und mit Flucht, nun doch noch in eine hoffentlich schöne Zukunft mündet. Der Besuch bei den Flüchtlingen war bewegend. Die Menschen dort sind herzlich und aufgeschlossen. Vor allem einer hat sich ins Gedächtnis eingegraben: der Großvater der Familie. Er saß die ganze Zeit still und aufmerksam beobachtend mit seiner Frau in der Ecke. Am Ende des Pressegesprächs lief er auf die RHEINPFALZ-Redakteurin zu, nahm mit tränenfeuchten Augen ihre Hand, drückte sie an sein Herz und sagte: „Danke“. Am Donnerstag vermeldeten einige Medien, dass junge Deutsche, also die zwischen 18 und 29 Jahren, eher ihren Eltern als ihrem Partner vertrauen. Satte 80 Prozent. Was sagt das bloß über die Qualität der Beziehungen aus? Oder die Beziehungsfähigkeit? Frei nach dem Motto, wenn du dich auf jemanden verlässt, wirst du nur verlassen ... Oder das Abnabeln vom heimischen Nest? Es ist eben nichts mehr wie früher, als alles anders war. Selbst die Speyerer Räuber haben das Vertrauen verloren. Bei ihnen sind es allerdings weniger die Lebensgefährten als die branchenüblichen Kontakte – also die zu den Banken. Heutzutage werden nicht mehr die Kreditinstitute, sondern Restaurants überfallen. Erst war zweimal ein Pizza-Lieferservice in der Wormser Landstraße dran, Anfang der Woche dann der Burger King in der Iggelheimer Straße neben dem Bauhaus. Ob das an den Negativzinsen liegt oder an dem Aufruf der Regierung, jetzt fleißig zu hamstern und sich mit Essen sowie Bargeld ausreichend einzudecken? Man weiß es nicht. Eins steht jedoch fest: Es ist halt auf nix mehr Verlass. Selbst auf die Ganoven nicht. Es wird ja immer seltener gelacht. Zu dem Schluss kommt zumindest die Speyerer Heilpraktikerin und Yogalehrerin Melanie Grund. Deshalb hat sie mit ihrer Kollegin Annmarie Ziel nun den ersten Pfälzer Lachtreff gegründet. Ziel ist darin bestens ausgebildet: Sie ist Lachyogatrainerin. Wem das Lachen vergangen ist, der kann sich in der Rulandstraße 10 melden. Jeden Donnerstag um 17.30 Uhr kann man es dort üben. In homöopathischen Dosen. Am Wochenende ist mächtig was los in Speyer. Gut, das passiert öfter. Aber dieses Mal stehen gleich zwei Großveranstaltungen an: das Mittelalterliche Spectaculum auf und rund um die Domwiesen sowie die Airliner Classics auf dem Flugplatz. Auf dem riesigen Mittelaltermarkt gibt es Rasensprenger und Gartenduschen, damit die Gäste nicht überhitzen. Der Veranstalter wirbt für sein Spectaculum schon mit der Überschrift „Karibik MPS“ in Facebook. Speyer als Karibik der Pfalz – der Titel ist neu, aber gut. Bei den Airliner Classics hingegen überschattet der Tod des am Donnerstag abgestürzten Piloten die Veranstaltung. Das Unglück hat viele Speyerer bewegt, auch außerhalb des Flugplatzes. Nicht einfach, damit auch als Veranstalter angemessen umzugehen. Es wird eine Schweigeminute geben, Rundflüge des Vereins Flugwerk wurden abgesagt. Die Gedanken werden beim Verunglückten und seiner Familie sein. Der Pilot wird weiter leben in den Herzen der Flieger und der Freunde der Fliegerei. Vielleicht ein kleiner Trost ... Trotz allem ein angenehmes Wochenende wünscht | Rebecca Ditt

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