Speyer „Kirchenbote“ wird eingestellt, „Pilger“ bleibt

Bei der Landessynode: Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.
Bei der Landessynode: Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

Zwei der ältesten deutschen Kirchenzeitungen kommenaus Speyer. Für eine davon, den „Evangelischen Kirchenboten“, schlägt jetzt das letzte Stündlein.

Der „Evangelische Kirchenbote“, älteste Kirchenzeitung Deutschlands, erscheint letztmals am 24. Dezember 2023. Das bestätigte am Donnerstag die Protestantische Landeskirche in Speyer auf Anfrage. Sie gibt die Wochenzeitung heraus, seit vor einem Jahr der Evangelische Presseverband aufgelöst worden ist. „Es tut mir in der Seele weh, aber es gab keine Alternative“, so Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Chefredakteur Florian Riesterer über das Aus nach 177 Jahren: „Das Ende des Kirchenboten tut weh, vor allem, weil zuletzt viel Energie in das neue Format gesteckt worden ist.“ 2017 waren Zusatzmittel bereitgestellt worden, um die Marke zu erneuern.

Defizit droht

Jetzt sind laut Landeskirche jedoch der schwierige Zeitungsmarkt, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Inflation sowie der demografische Wandel zusammengekommen. Abo-Zahlen wie auch Einnahmen seien zurückgegangen. Die Wochenzeitung hatte demnach zuletzt 7100 Abonnenten sowie wöchentlich bis zu 20.000 Leser. Landeskirchen-Sprecher Felix Kirschbacher gibt Einblicke: Zwar werde dieses Jahr voraussichtlich knapp eine schwarze Null erreicht, jedoch zeichne sich für 2024 ein sechsstelliges Defizit ab – „trotz Personalabbau, Mantelkooperation und Preiserhöhungen“. Der Druck sei zu groß geworden. Die Kirchenregierung habe der Einstellung zugestimmt.

Hintergrund der Entscheidung ist demnach ein Beschluss der Landessynode aus 2021, die Ausgaben für Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche zu deckeln. Kirschbacher betont, dass die sechs Mitarbeiter des Kirchenboten nicht entlassen würden. Für sie gebe es neue Aufgaben. Ziel sei, künftig „mit digitalen und auch stärker dialogischen Formaten“ die Öffentlichkeit zu erreichen. Der Evangelische Pressedienst, bislang wie der Kirchenbote in der Speyerer Beethovenstraße tätig, bleibe in der Pfalz erhalten.

Nur zwei Jahre jünger als der Kirchenbote ist der „Pilger“, die katholische Kirchenzeitung des Bistums Speyer. Sie feiert am Wochenende ihr 175-jähriges Bestehen. Auf dem Programm: ein Festgottesdienst im Dom um 18 Uhr. Er habe „schlucken müssen“, als er von der Einstellung des Kirchenboten gehört habe, gesteht Pilger-Geschäftsführer Marco Fraleoni. Auf katholischer Seite gebe es „keinerlei Bestrebungen“ für einen ähnlichen Schritt, versichert er. „Wir würden jetzt nicht unser Jubiläum feiern, wenn jemand an eine Schließung denken würde.“

Der Markt für Zeitungen sei angespannt und für konfessionelle Presse nochmals angespannter. Das ist Fraleoni sehr bewusst. Pilger-Herausgeber Markus Magin, Generalsekretär des Bistums, sagt daher, dass sich der kirchliche Verlag an dieser gesellschaftlichen Entwicklung orientieren müsse. Die Kirchenzeitung sei aber in der klassischen Form mit einer Auflage von rund 10.000 nach wie vor wichtig für eine bestimmte Zielgruppe, betont Fraleoni. Und sie gehe längst auch neue Wege: In ihrem Verlag Peregrinus erscheint seit 2017 vierteljährlich das „Pilger-Magazin“. Es wird bundesweit verkauft und verzeichnet laut Geschäftsführer eine gegen den Trend wachsende Auflage. Zudem habe der Verlag ein digitales Standbein, indem er eine kirchliche Webseiten-Familie mit 21 Millionen Seitenzugriffen pro Jahr verwalte. Bei den Kostenstrukturen entlasteten die verbesserte Verzahnung mit der Medienarbeit des Bistums und weitere Kooperationen.

Bekenntnis zum „Pilger“

Beim „Pilger“ werde die wirtschaftliche Dimension „nicht isoliert betrachtet“, betont Fraleoni. Es werde auch geschaut, welchen Nutzen in die Arbeit der 14 Angestellten in der Hasenpfuhlstraße – davon vier Journalisten – im kirchlichen Medienmix entfalte. Sie sei so weitreichend, dass wohl Dienstleistungen eingekauft werden müssten, wenn es sie nicht gäbe. Herausgeber Magin gibt ein Bekenntnis zum Blatt mit wöchentlich 30.000 Lesern ab: „Die Pilger-Zeitung ist und bleibt ein zentraler und unverzichtbarer Baustein der Mitgliederkommunikation un

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