Speyer Zarte Lyrik und festliche Pracht

Der Speyerer Rotarier und Würzburger Trompetenprofessor Helmut Erb spielt bei dem von ihm organisierten Konzert selbst mit: bei
Der Speyerer Rotarier und Würzburger Trompetenprofessor Helmut Erb spielt bei dem von ihm organisierten Konzert selbst mit: bei Wagners »Meistersinger«-Vorspiel übernimmt er den Part der dritten Trompete (ganz recht hinter der Altarschranke).

Zündend-melodiöse Klänge zauberte das Galakonzert des Rotary Clubs Speyer am Samstag in die randvoll besetzt Dreifaltigkeitskirche. Mit Ari Rasilainen und Tobias Feldmann standen ein zupackend arrivierter Dirigent und ein mitteilsam aufstrebender Violinsolist Akteure vor dem profiliert aufspielenden Würzburger Hochschulorchester.

Auch ein weiterer gestandener Musiker reihte sich in die formidable Equipe ein: Helmut Erb, Würzburger Musikprofessor und Sprecher der Speyerer Rotarier, sprang nicht nur im „Meistersinger“-Vorspiel als dritter Trompeter ein, sondern erinnerte beim Besucher-Dank auch an den Anfang seiner Musikerkarriere vor 50 Jahren in dieser Barockkirche mit Diethelm Kaufmann an jener Orgel, der der Erlös diesmal zugute kommt, sowie an die ersten Benefiz-Abende mit Leo Kraemer in der Bilderkirche. Um die lokalen Bezüge zu runden: Im Würzburger Hochschul-Sinfonieorchester geigte Erb-Enkel Paul Stauch-Erb als derzeitiger Würzburger Violinstudent mit. Das für die in Scharen herbei geströmte Hörerschaft attraktive Programm huldigte diesmal der klassischen Formel Ouvertüre-Instrumentalkonzert-Sinfonie von Wagner über Saint-Saens zu Dvorak. Der junge Würzburger Violinprofessor Thomas Feldmann wartete als Solist in Camille Saint-Saens` drittem Violinkonzert mit einem breiten Spektrum in der Tonbildung auf. Seine Varianten reichten vom silbrig-feinen Schimmer in der Höhe über süffige Töne in den mittleren und tieferen Lagen bis zum satten Csardas-Sound. So wurde er den folkloristischen Ausflügen Saint-Saens` mit deren tänzerischer Lebhaftigkeit durch sein rhythmisch profiliertes Spiel voll gerecht. Dramatische Gesten kostete Feldmann breit aus. Das liedhaft wiegende Andantino indes empfand er feinsinnig und intensiv nach. Kontraste ließ der mit seiner Schüler- und Kollegenschaft aufmerksam sekundierende Würzburger Dirigierprofessor Ari Rasilainen auch in den reinen Orchesterwerken markant zu. Großartig agierten die feinsinnigen Holzbläser, deren Spiel im Geigenkonzert-Andantino auf verträumte Momente in Antonin Dvoraks G-Dur-Sinfonie hoffen ließen. Diese Hoffnung lösten Rasilainen und seine Musikanten dann mit einem behutsamen Farben-Relief voll zarter Lyrik im Adagio bei Dvoraks Achter voll ein. Andererseits schraubten sie den balladesken Satz zu festlicher Höhe auf. Auch die übrigen Dvorak-Sätze waren sowohl von sonorer Wärme als auch von Dramatik und straffer Rhythmik durchzogen. Dvoraks Gedankenreichtum erhielt eine höchst plastische Ausformung. Rasante Entwicklungen entfalteten der auch in Konstanz als Philharmonie-Chefdirigent tätige Rasilainen (er war von 2002 bis 2009 Chef der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz) auch und seine jungen Musiker flott und zügig. Die hymnischen Aufschwünge wurden nicht überzogen. Auch das einleitende Vorspiel zu Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ lief akustisch nicht aus dem Ruder. Die Fortissimo-Gewalt in der Coda des Dvorak-Kopfsatzes dröhnte in der Holzkirche aber doch etwas laut - und manche triumphale Geste im Finale geriet etwas geballt. Bei der für den begeisterten Beifall zugegebenen Strauß’schen Pizzicato-Polka blieben die Würzburger dann wieder klangfein.

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