Speyer Zeit sich einzuklinken

An seinem Lieblingsplatz in der Verbandsgemeinde Rheinauen: Tobias Hook am Marxweiher zwischen Altrip und Waldsee.
An seinem Lieblingsplatz in der Verbandsgemeinde Rheinauen: Tobias Hook am Marxweiher zwischen Altrip und Waldsee.

«Altrip/Waldsee.»„Kostet es mich mehr Kraft wegzuschauen oder hinzugucken?“ Diese Frage hat sich Hook gestellt und entschieden, dass es an der Zeit wäre, sich einzuklinken und für das Bürgermeister-Amt zu kandidieren. Die Entscheidung sei zum Jahreswechsel gefallen. Er sei schon immer politisch interessiert. Hooks Großvater war mal ehrenamtlicher Bürgermeister von Altrip, sein Vater Walter Hook war unter anderem SPD-Kreistagssprecher. Wenn er Bürgermeister wird, will der Diplom-Ingenieur die Menschen frühzeitig einbeziehen, zum Beispiel bei Bauprojekten. Den Bürgern solle mit Modellen schon früh vermittelt werden, wie ein Bauvorhaben aussieht. Dass sie bei der Offenlage von Bebauungsplänen bereits jetzt die Möglichkeit haben, ihre Meinung kundzutun, hält Hook für nicht ausreichend. Die Bedenken würden weggewogen, wie es im Fachjargon heiße. „Zu diesem Zeitpunkt kann keiner mehr einen Strich durch machen“, hat Hook erlebt. Er wirbt auch für mehr Innovation bei der Abwasserbeseitigung: „Das Beste wäre, wenn wir unser Regenwasser nicht nach Speyer oder Ludwigshafen pumpen müssten.“ Ihm schwebt vor, Anreize für Bürger zu schaffen, damit diese das Regenwasser auf ihren Grundstücken versickern lassen. Unter einer energieeffizienten Gebäudebewirtschaftung versteht er, dass für die neue Klimaanlage im Rathaus in Waldsee auch hätte geprüft werden können, ob die Kälte aus dem Grundwasser und nicht durch Strom gewonnen werden kann. „Alles, was das Ding weniger qualmen lässt, ist gut“, sagt Hook, der seit November zwar dem Altriper Ortsverband der Grünen angehört, aber als Einzelbewerber zur Wahl steht. Mit dem „qualmenden Ding“ meint er den Turm des Kraftwerks in Mannheim, auf den er täglich blickt, wenn er zu seinem Architekturbüro in Altrip geht. In der Verbandsgemeinde sieht Hook großes Potenzial in Sachen Naherholung und sanftem Tourismus: „Jeder, der seinen Urlaub hier verbringt und nicht wegfliegt, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt er. Um die Verbandsgemeinde erlebbar zu machen, kann er sich einen Rheinauen-Tag und einen Steg über den Neuhofener Altrhein vorstellen. Bürgerforen, Sportveranstaltungen und Feste sollen helfen, eine „Rheinauen-Identität“ zu bilden. Die Idee für ein rund 52,6 Hektar großes Wohn- und Gewerbegebiet zwischen Otterstadt und Speyer sieht der 56-Jährige kritisch. Dieser Bereich solle dem Natur- und Landschaftsschutz vorbehalten sein. Auch der geplanten Erdöl-Bohrung steht Hook negativ gegenüber. Die Region sei schon sehr durch den Kiesabbau geprägt. Weil sich das Zeitalter des Erdöls dem Ende zuneige, sollte man das Öl im Boden lassen, findet der Altriper. Den Polder lehnt Hook strikt ab. „Für jedes Einfamilienhaus muss man einen zweiten Rettungsweg sicherstellen und für 8000 Einwohner nicht“, sagt er zur Planung, die auch für unzureichende Fluchtwege bei Hochwasser kritisiert wird. Bei einem Wahlerfolg will Hook die Öffnungszeiten der Bürgerbüros ausweiten. Zudem sollte es möglich sein, dass in bestimmten Fällen Verwaltungsmitarbeiter zu Bürgern nach Hause kommen. Hook erzählt von seiner 85-jährigen Mutter, deren Personalausweis abgelaufen war. Wenn sie nicht ins Rathaus gekommen wäre, hätte sie keinen neuen bekommen, sagt er. Ihm schwebt auch ein Bürgerbus vor, der zu Ärzten, Supermärkten und ans Rathaus fährt – denn obwohl es Supermärkte in den Orten gebe, seien diese für ältere Menschen schwer zu erreichen. Außerdem will er sich für eine bessere Vernetzung des ÖPNV an die S-Bahnhöfe, an die Fähre sowie an die Straßenbahnlinien in Mannheim einsetzen. „Man kann das Verkehrsproblem nicht mit Individualverkehr lösen“, sagt er. Mit Blick auf die Verwaltung schwebt dem Architekten vor, Verstärkung für die Bauabteilung zu suchen und jeder Ortsgemeinde einen geschäftsführenden Beamten zur Unterstützung der Ortsbürgermeister zuzuteilen. Hintergrund ist, dass nach der Wahl in Waldsee ein ehrenamtlicher Ortsbürgermeister im Amt sein wird und nicht wie zuvor ein hauptberuflicher. Hook sieht es als Vorteil, dass er bei einem Wahlsieg als Außenstehender in die Verwaltung kommt. Das sei leichter, als wenn der Kollege zum Chef werde. Er glaubt, dass er der richtige Mann für das Amt ist, weil er unabhängig sei, sich mit der Region identifiziere und durch seinen Beruf ein breites Wissen habe.

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