Speyer Zum 270. Todestag von Paul Egell

Von Paul Egell mitgestaltet: das Treppenhaus.
Von Paul Egell mitgestaltet: das Treppenhaus.

Die Paul-Egell-Straße in Speyer parallel zur B39 ist immer dann vielbefahren, wenn auf der Bundesstraße nichts mehr geht. Viele Einheimische und Gäste dürften allerdings Mühe haben, zu sagen, nach wem die Straße benannt ist. Wir klären es hier auf.

Paul Egell war ab 1721 Hofbildhauer beim Kurfürsten Carl Philipp von der Pfalz. Dieser regierte von 1716 bis 1742. Am 10. Januar vor 270 Jahren ist Paul Egell in der Quadratestadt gestorben.

Paul Egell, der 1691 in Waibstadt im Kraichgau geboren wurde, entstammte einer streng katholischen Familie, die nach dem Dreißigjährigen Krieg aus der Schweiz in die Kurpfalz zog. Er machte eine Ausbildung bei Balthasar Permoser (1651-1732), einem der bedeutendsten Bildhauer des Barock, der unter anderem am Hof von Kurfürst August von Sachsen in Dresden wirkte.

Ab 1721 war Paul Egell dann am kurpfälzischen Hof als Hofbildhauer angestellt, der Höhepunkt seiner Karriere: Er stattete mehrere Schlossräume, das monumentale Treppenhaus und die Schlosskirche der neu entstehenden Residenz von Kurfürst Karl III. Philipp mit Stuckreliefs aus. Mit seinen Arbeiten prägte er die barocke Residenz in Mannheim, deren Grundstein 1720 gelegt worden war. Er hinterließ er eine beachtliche Auswahl an feinsten Stuckarbeiten und Federzeichnungen. Im Barockschloss Mannheim hat sich eine Vielzahl seiner filigranen Ornamente und Bildreliefs erhalten.

Sinn für feine Kunst

Paul Egells Sinn für die feine Kunst war so brillant, dass er mit weiteren Ornamente im Innenbereich und mit Bauplastiken, wie der Fassade der Hofkapelle, beauftragt wurde. Außerdem schuf er Schnitzereien an Möbeln für den kurfürstlichen Hof. Bis zu seinem Tod lebte er in Mannheim und erhielt eine feste Besoldung vom Hof. Sein Sohn Augustin Egell, der bei ihm in die Lehre gegangen war, übernahm die Position des Hofbildhauers. Er arbeitete bis 1778 in Mannheim. Dort war er beispielsweise für die Schnitzereien im Bibliothekskabinett der Kurfürstin verantwortlich.

Paul Egell übernahm ab 1728 mit dem berühmten Münchner Barockmaler Cosmas Damian Asam (1686-1739) die Arbeiten in der Schlosskirche, im Rittersaal und im Haupttreppenhaus. Im Rittersaal, dem Herzstück der Residenz und großen Festsaal, schmückte Paul Egell die Saalwände mit üppigen Stuckaturen: Zwischen den Pilastern, den der Wand vorgelegten Pfeilern, sind von Ost nach West die Baukunst, die Musik, die Bildenden Künste und die Heilkunst zu sehen.

Egells Apoll in Schwetzingen

Die Statuen der Ceres und des lykischen Apolls, die Paul Egell fertigte, wurden später durch die heutigen Marmorskulpturen ersetzt: die Herrscherfiguren des Kurfürstenpaares Carl Theodor und Elisabeth Auguste. Egells Apoll fand einen neuen Platz im Schwetzinger Schlossgarten.

Der Rittersaal wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und nach 1947 rekonstruiert. Die Stuckaturen sind ebenfalls originalgetreu rekonstruiert und nicht minder eindrucksvoll.

1728 begann Paul Egell mit der Gestaltung des repräsentativen Treppenhauses, ein wichtiger Auftrag für Egell, denn das Treppenhaus spielte im barocken Hofzeremoniell eine große Rolle. Dessen Größe und prunkvolle Gestaltung war dem Kurfürsten besonders wichtig. Sowohl die Deckengemälde von Cosmas Damian Asam als auch der Stuck an den Wänden erzählen Geschichten, die den Kurfürsten in Szene setzen: Sie sind mit verspielten und reichen Stuckornamenten verziert.

Allegorie des Ruhms

Die Wandfelder zwischen den Fensterachsen zeigen die vier Elemente: Die Luft wird durch einen Blasebalg dargestellt, das Wasser durch Meerestiere, das Feuer von Schmiedewerkzeug flankiert und die Erde durch einen Adler und durch Blitze in Form von Pfeilen charakterisiert. An den Wänden der Zwischenpodeste sind die Darstellungen des Morgens und des Abends zu sehen. Über der Tür zum Balkon ist die Allegorie der Fama, des Ruhms, zu sehen. Sie hält eine Kartusche mit den Initialen C(arl) P(hilipp) in den Händen. Die Kriegstrophäen wie Trommel, Krummsäbel und Turban verweisen auf die militärische Laufbahn des Kurfürsten.

Sein Können stellte Paul Egell auch im Ersten Vorzimmer des Kaiserlichen Quartiers im östlichen Flügel des Hauptgebäudes unter Beweis: Für diesen Raum schuf Egell verschiedenste Stuckbilder von menschlichen Köpfen, platziert in Bogenfeldern, sogenannten Lünetten, bis hin zum Rankenwerk und filigranen Kartuschen. Bis 1731 wurde die am Eingang des Ehrenhofes gelegene Schlosskapelle, das repräsentative Gotteshaus und zugleich Grablege der Pfälzer Kurfürsten, fertiggestellt. Paul Egell schuf das Giebelrelief über dem Eingang. Es zeigt die in barocker Glorie herrschende Dreieinigkeit Gottes. Als Pendantbau wurde später die Hofbibliothek errichtet; auch sie war mit einem Giebelrelief von Egell ausgestattet.

Service

Das Schloss Mannheim ist bis Donnerstag, 31. März 2022, jeweils Donnerstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Für den Besuch des Barockschlosses Mannheim ist der 2-G-Plus-Nachweis erforderlich. www.schloss-mannheim.de

Arbeit von Paul Egell: Detail aus dem Rittersaal.
Arbeit von Paul Egell: Detail aus dem Rittersaal.
Herzstück im Mannheimer Schloss: der Rittersaal.
Herzstück im Mannheimer Schloss: der Rittersaal.
x