Speyer Zurück zu den Wurzeln

Ist froh, die Rolle des Wochenend-Papas hinter sich gelassen zu haben: Christian Hofstetter.
Ist froh, die Rolle des Wochenend-Papas hinter sich gelassen zu haben: Christian Hofstetter.

Die gestapelten Umzugskartons im kleinen Büro von Dr. Christian Hofstetter erzählen von Zeitnot. „Momentan arbeite ich wirklich ziemlich viel“, sagt der neue Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin im Speyerer Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus. Für den 48-Jährigen ist das kein Problem. Denn er hat vor knapp vier Monaten zurückgefunden zu seinen Wurzeln.

Zuvor war Hofstetter vier Jahre Chefarzt im Rotkreuzklinikum München. „Auch da haben sich die Leute für die Ärzte interessiert“, sagt er lachend. „Viele kommen ja auch irgendwann im Leben mit ihnen in Kontakt.“ Beispielsweise auf der Intensivstation. „Mein Fachgebiet macht viel zu oft Angst und Sorge“, bedauert Hofstetter. „Dabei ist es Hoffnung und Leben.“ Hofstetter ist in Heidelberg geboren und aufgewachsen. Das Abitur hat er in Sandhausen abgelegt. Sein frühes Engagement im Rettungsdienst des Roten Kreuzes habe ihn zum Berufswunsch geführt, erklärt der Facharzt für Anästhesiologie, Spezielle Intensivmedizin und Notfallmedizin mit Zusatzqualifikation OP-Management. Studiert hat er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Damals war die Stellensituation viel schlechter als heute“, sagt er. „Auf eine Stelle kamen mindestens 15 Bewerber.“ Als das erste seiner zwei Kinder ein Jahr alt wurde, wechselte er von München an die Uniklinik Frankfurt. „In die Nähe der Familie.“ Die wohne auch heute noch in Schwetzingen. Ab 2009 war Hofstetter fünf Jahre lang leitender Oberarzt am Klinikum Mannheim. Danach trat er die Chefarzt-Stelle in München an. „Wenn man so weit gekommen ist, möchte man irgendwann in der ersten Reihe stehen“, erklärt er. Die Nachfolge von Chefarzt Dr. Klaus Lander im Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus habe sich beruflich und privat als ideal erwiesen, betont Hofstetter. „Ich bin sehr froh, in dieser exzellent geführten Klinik angekommen zu sein“, sagt er. Kennengelernt habe er sie schon in seiner Zeit als Notarzt für den Bereich Schwetzingen. „Ich habe hier Strukturen mit Entwicklungspotenzial vorgefunden“, beschreibt er seine Begeisterung. Das medizinische Spektrum sei durchaus mit dem in München vergleichbar. Dass die bayerische Ärzteverordnung bis heute für die Pfalz zuständig ist, macht es Hofstetter auch auf diesem Gebiet leicht. Seine Lederhose hat der Chefarzt aus München mitgebracht. Die habe er sich für die jährliche Einladung zum Oktoberfest zugelegt, sagt er. Ob er sie kommendes Jahr zum Speyerer Brezelfest ausführt, lässt er offen. Dass die Gastronomie in der Region ausgereifter ist als in München, hat der Chefarzt bereits festgestellt. „Auch der Wein schmeckt hier besser.“ Münchner hält Hofstetter in diesem Bereich für unkritischer als Pfälzer. Vor allem freut er sich, die Rolle des Wochenend-Papas hinter sich gelassen zu haben. „Die Familie ist das Wichtigste“, betont der Chefarzt. Sollten die Umzugskisten irgendwann geleert sein und er etwas Zeit übrig haben, will Hofstetter die Golfschläger auspacken. „Der Sport bringt Abstand und Entspannung“, sagt er. „Manchmal brauche ich dafür aber auch einfach nur mal meine Ruhe.“

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