Speyer Zur Sache: Das neue Konzept der „Brezelkönigin“ und die Geschichte der „Brezel-Christine“

Charme, gutes Aussehen, sicheres Auftreten und eine natürliche, lebensfrohe Ausstrahlung: Das sind einige der Voraussetzungen, die mindestens 18-jährige Speyererinnen sowie Frauen mit einem besonderen Bezug zur Stadt haben sollen, um am Samstagabend, 8. Juli, zur ersten Speyerer Brezelkönigin gewählt werden zu können. Gestern hat der Verkehrsverein das Konzept vorgestellt. Über die zweijährige „Regierungszeit“ entschieden wird am Brezelfestsamstag nicht von einer Jury, sondern per Applausometer – einer Vorrichtung zum Messen der Beifallstärke – vom Publikum im großen Festzelt. Dort werden sich nach einer um 17.30 Uhr beginnenden Fahrt in Cabrios vom Altpörtel zum Festplatz sechs in die engere Wahl gekommene Bewerberinnen von einem Moderator vorgestellt und befragt. Jede der Finalistinnen wird danach noch einmal vor die Gäste treten. Die Krönung nehmen der Verkehrsvereinsvorsitzende Uwe Wöhlert und Oberbürgermeister Hansjörg Eger vor. Jurist Dennis Peterhans soll den korrekten Ablauf überwachen. Danach wird tänzerisch die „Nacht der Tracht“ eröffnet. Die Pläne für die Premiere stellten gestern die Verkehrsvereins-Vertreter Christina Köhler, Petra Hochreither, Franz Hammer und Bernd Kopietz vor. Der „Projektzeitplan“ in Kurzfassung: 29. Mai erste Sitzung einer Elfer-Jury (Verkehrsverein/Stadt) mit erster Bewerberinnen-Auswahl im Büro des Verkehrsvereins im Judenhof, 30. Mai zweite diesbezügliche Sitzung, 31. Mai Mitteilung über Zu- und Absagen, 20. Juni Sitzung des Dirndl-Lederhosen-Komitees mit den ausgewählten sechs Bewerberinnen; 8. Juli Wahl auf dem Brezelfest. Kontakt Bewerbungsunterlagen ab sofort bis 22. Mai unter www.brezelfest-speyer.de oder telefonisch unter 06232 620490. Zusammen mit dem Speyerer Einzelhandel, der Stadtverwaltung und dem Verkehrsverein verhalf 1976 die RHEINPFALZ der Brezel-Christine zur Welt. Sie war die Vorgängerin der dieses Jahr zu wählenden Brezelkönigin. Mit Zeitungsanzeigen und auf Plakaten wurden Frauen ab 18 Jahren gebeten, sich am Brezelfest-Montag 1976 im Festzelt Tönnis zur Wahl zu stellen. Die Vorwahl fand einen Tag vorher im Restaurant der Stadthalle statt. Sieben Speyererinnen wagten es. Als Preis lockten für die Siegerin eine Flugreise übers Wochenende für zwei Personen nach London, für die nächsten zwei Bewerberinnen Warengutscheine über 200 und 100 Mark. Musikalisch begleitet von der Kapelle des Klaus Schmerbeck, befragt und regelrecht becirct von dem Festzelt-Conferencier Peter Burckhardt-Bellachini, begann die Jury um Oberbürgermeister Christian Roßkopf ihr nicht eben leichtes Geschäft. Das Stadtoberhaupt, der Stadtbeigeordnete Stefan Scherpf, die Einzelhandels-Vorstandsmitglieder Josef Beile und Ernst Kernern sowie von der RHEINPFALZ Redakteurin Else „Dixi“ Doll und Geschäftsstellenleiter Klaus Fortmann einigten sich schließlich auf Angelika Bandel, später Schwager, städtische Verwaltungsangestellte, die als erfolgreiche Ruderin drei Jahre zuvor in ihrer Heimatstadt Speyer schon „Sportlerin des Jahres“ geworden war. Die erste Reaktion nach dem Wahlerfolg: „Ich werd’ verrückt!“ Auf die erste Brezel-Christine, bei den Brezelfestumzügen stets eine der Hauptpersonen, folgten 1978 Alexandra Rottmann, heute Stengler, und 1979 Christine Kling. Ihre Wahl fand in der Sektkellerei statt. Seit 1980 gab es keine erneute Wahl mehr. Die Brezel-Christine hat ihren Ursprung in einem von zwei, mit dem „Nationalgebäck“ eng in Zusammenhang stehenden Speyerer Originalen, der Brezel-Christine eben und dem Brezel-Ferdinand. Beide waren auch wegen ihrer witzigen Bemerkungen beim Verkauf des Gebäcks beliebte Figuren im Stadtgeschehen. Der Ferdinand hieß Hellmuth mit Nachnamen; er starb 1876 mit 47 Jahren. Die Christine, deren Nachname nicht überliefert ist, starb 1906. |wk

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