Speyer Zur Sache: Theater um den Hamsterfänger von Harthausen

Essen, Trinken, Musik und Gottesdienst gibt es (fast) überall auf Kerwen. Das Tabakdorffest kann jedoch darüber hinaus mit dem Oldtimertreffen und den Aufführungen der Theatergruppe des Kultur- und Heimatvereins aufwarten. Autor Andreas Heck schreibt Stücke mit historischem Hintergrund. Anlass für den „Mäusefänger von Harthausen“ war diesmal die Mäuse- und Hamsterplage von 1910. „Zeitgenössischen Berichten zufolge waren so viele Mäuse auf den Äckern und Wiesen anzutreffen, dass sie bei jedem Schritt aufstoben und wegrannten“, erzählt Heck. Um den Biestern Herr zu werden, bestellte die Gemeinde mehrere Flaschen mit Mäusetyphuserregern, mischte sie unter den Weizen, teilte an jeden Bauern vier bis fünf Körner aus. Nach Wochen waren die Nager verschwunden. „Soweit die Fakten“, sagt Heck. „Selbstverständlich lag der Gemeinde damals die Sicherheit der MitbürgerInnen am Herzen.“ Waren die Körner ausgebracht, sollten die Hände gründlich gewaschen werden. Bei Nichtbefolgung drohten Durchfall und Übelkeit. Der Autor: „Aber schauen wir doch mal, was auch hätte passieren können, wenn ein falscher Experte, ein Geschäftemacher, versucht hätte, die Leute mit leeren Versprechungen übers Ohr zu hauen.“ Hauptgegenstand ist bei seinen Stücken immer der unauflösliche Frau-Mann-Konflikt. Sie: „Ja und?“ Er: „Was: und?“ Sie (Elisabeth): „Kannst du nicht wenigstens die Mäuse im Hof fangen.“ Mit dem Argument keine Katze zu sein, vertagt er (Philipp) das Aktivwerden in die ferne Zukunft. Derweil wartet der Bürgermeister am Bahnhöfel auf das Eintreffen der Typhuserreger. Elisabeth macht sich mit einer Bekannten und einem Sackvoll Vorwürfen auf den Weg dorthin. Der Zug hält tatsächlich in Harthausen, die Obrigkeit steht nach Meinung der Damen „wieder mal nichtstuend, Hände im Sack, Bauch vorne raus“ am Gleis. Der Bürgermeister fordert von ihnen Geduld – die sie nicht haben. Die schnelle Lösung verspricht ein Vertreter. Die Damen sind angetan. Zumal er von Adel ist. Wie im wirklichen Leben: Jeder schimpft auf jeden, der Betrüger wird entlarvt, alles bleibt beim Alten, sie bei ihm. Mau sah es dieses Jahr beim Oldtimertreffen am Sonntagmorgen aus. Beim Blick aus dem Fenster machten sich von 130 kommenwollenden Besitzern alter Autos lediglich 25 auf den Weg nach Harthausen – einer auf dem Motorrad. Das erstmalige Angebot, für eine kleine Spende zugunsten des ambulanten Hospizdienstes, ein Stück mitzufahren, fiel ins Wasser. Mangels Masse die Vorstellung nur eines Exemplars der Oldtimer: Mit dem Chevrolet Bel Air, seinem Alltagsgefährt, hatte es Peter Argo von Römerberg nicht weit. Baujahr 1957, 140 PS, vier Liter Hubraum, 6-Sitzer, Farbe altrosa. Gefragt warum der Chevrolet: „Die Frau wollte ihn.“ Gekauft hat er den Wagen in Belgien, den Boden durchgesägt, neue Bleche eingeschweißt, etwa 150 Stunden in die Herrichtung investiert. Innen sei alles original, versichert er. |län

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