Montagsumfrage 30 Jahre Amazon: Online-Welt oder klassischer Einzelhandel?

Versandmitarbeiter im Amazon-Logistikzentrum Pforzheim verpacken Waren in Pakete
Versandmitarbeiter im Amazon-Logistikzentrum Pforzheim verpacken Waren in Pakete

Amazon wird dieses Jahr 30. Die RHEINPFALZ hat Passanten in der Zweibrücker Fußgängerzone gefragt, ob, wie oft und warum sie bei Amazon bestellen.

„Ich bestelle viel bei Amazon“, erzählt Gabriela Petka. Von Möbeln bis zu Waren für ihr Geschäft

Gabriela Petka
Gabriela Petka

wie Tüten oder Kartons, Haarshampoo und Kosmetik bestellt sie fast alles bei dem großen Onlinehändler. „Nur keine Kleidung“, stellt die Zweibrückerin klar und lacht. Textilien verkauft sie nämlich selbst. „Aber auch nur online.“

Reiner Ritter
Reiner Ritter

„Ich bin der große Amazon-Kunde“, beschreibt sich Reiner Ritter aus Berlin, der in diesen Tagen zu Besuch in Zweibrücken ist. Jeden Tag komme bei ihm daheim zwar kein Päckchen an, „aber schon öfter in der Woche“. In Reiner Ritters Warenkorb landen häufig Produkte, die er im Einzelhandel nach eigener Aussage nur schwer findet. „Dann weiß ich nicht, ob es die im Laden gibt und ich müsste in zwei, drei oder vier Läden gucken. Dann denke ich, das kann ich gleich auch online bestellen. Und es ist auch bequemer.“ Was Ritter nicht im Internet bestellt, sind Lebensmittel und Kleidung – wenngleich Essen und Trinken von Amazon in Berlin sogar am selben Tag ausgeliefert werden. „Die will ich aber im Laden schon noch sehen und anfassen, bevor ich sie kaufe.“ An seine erste Bestellung bei Amazon erinnert sich Reiner Ritter nicht mehr. „Das ist schon zehn oder zwölf Jahre her.“

 Dorothea Pick
Dorothea Pick

Dagegen wird Amazon von Dorothea Pick ganz bewusst boykottiert. „Umweltfeindlich, schlecht zu den Angestellten, schlechte Verträge“, begründet die Maßweilerin ihre Abneigung gegen das Unternehmen. Generell versucht sie, das Online-Shopping auch bei anderen Händlern zu vermeiden. „Ich bin nach wie vor ein Fan des Einzelhandels. Ich will das unterstützen, auch die Arbeitsplätze schützen. Einfach schön Shoppen gehen, mit den Leuten reden.“ Und was ist, wenn der gewünschte Artikel im Einzelhandel partout nicht zu finden ist? „Diese Frage stelle ich mir nicht. Ich habe alles, was ich brauche. Ich konsumiere nicht mehr so viel, habe Regale voller Bücher. Und für CDs habe ich einen kleinen Shop, die mir alles bestellen, was ich brauche.“

Reinhold Bauer
Reinhold Bauer

„Hin und wieder kaufe ich bei Amazon ein. Aber keine fünf Hosen, von denen ich vier wieder zurückschicke. Das habe ich noch nie gemacht und das werde ich auch nie machen“, ist sich Reinhold Bauer sicher. Beim Onlinehändler bestellt er dann, wenn er ganz bestimmte Artikel sucht. Teures kauft der Zweibrücker aber lieber im Einzelhandel. „Ich würde mir nie einen Fernseher im Internet bestellen.“ An seine allererste Bestellung bei Amazon erinnert sich Bauer nicht mehr. „Das ist schon ein paar Jahre her. Es sind aber immer Artikel, die nicht so hoch im Preis sind; normalerweise immer unter 100 Euro.“

Roland Beetz
Roland Beetz

Roland Beetz kauft überhaupt nicht im Internet ein. „Wenn wir dort mal etwas bräuchten, würde unser Sohn das alles für uns machen“, sagt der Zweibrücker. Ein Grund dafür, dass Beetz nichts bei Amazon kauft, ist, dass er kaum im Internet unterwegs ist. „Internet haben wir nur auf den Handys und nur daheim. Computer und so ein Zeug haben wir nicht.“ Die von Amazon propagierte schöne neue Onlineshopping-Welt, in der rund um die Uhr eingekauft wird, hat Beetz noch nie gereizt. „Wir sind da noch etwas altmodisch“, lacht er.

Friedrich Füßgus
Friedrich Füßgus

„Ich bevorzuge immer noch den Einkauf im Geschäft, aber so nach und nach steigert sich das Online-Bestellen“, erzählt Friedrich Füßgus. Inzwischen spielen sich etwa 20 Prozent der Einkäufe des Contwigers im Internet ab. In der Regel sind das Artikel, die Füßgus im Einzelhandel nicht finden kann. „Aber neulich haben wir uns einen neuen Fernseher gekauft. Dann gehe ich zum Radio Schwarz. Dann weiß ich, wenn was dran ist, habe ich vor Ort einen Ansprechpartner.“ Fernseher und teure Elektronik würde Friedrich Füßgus niemals im Internet bestellen. Dasselbe gilt für Bekleidung: auch die will der Contwiger im Geschäft vorm Kauf anprobieren. Dass der Onlinehandel immer größere Auswirkungen auf den Einzelhandel hat, stimmt Füßgus traurig. „Die Masse bestellt immer mehr online. Das hat zur Folge, dass der Klein- und Mittelbetrieb zugrunde geht. Ich bedauere das sehr. Gehen Sie doch mal durch die Straßen und suchen Sie Geschäfte für bestimmte Warengruppen. Es wird immer weniger, und Sie müssen immer weiter fahren, bis Sie solche Läden finden.“

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