Schweyen 60 Jahre Fanfarenzug Schweyen

Immer freitags wird geprobt: (hinten v. li.): Bernard Muller, Jérémy Muller, Thomas Schwartz, Loïc Muller, René Brix, Aurore Mul
Immer freitags wird geprobt: (hinten v. li.): Bernard Muller, Jérémy Muller, Thomas Schwartz, Loïc Muller, René Brix, Aurore Muller, Martial Fabing, Serge Fabing, Nathan Kriegel, Joël Rohr, Claire Schwalbach, Emile Muller und Jörg Flierl; vorne (v. li.): Freddy Muller, der sechsjährige Maxence Hauck und Albèrt Fabing.

Sein 60-jähriges Bestehen feiert am Wochenende der Fanfarenzug im französischen Grenzort Schweyen. Was die Musiker aus dem 300-Seelendorf in all den Jahrzehnten auf die Beine gestellt haben, kann sich sehen lassen.

Zusammen mit befreundeten Musikkapellen diesseits und jenseits der Landesgrenzen wird das Jubiläum an zwei Tagen bei freiem Eintritt gefeiert. Los geht es am Samstag mit einem Musikabend im Bierzelt auf der Festwiese. Am Sonntag beginnt das Zeremoniell ab elf Uhr mit einem Frühschoppen. Den ganzen Tag über gibt es ein musikalisches Unterhaltungsprogramm. Musikleiter Bernard Muller rechnet mit 1000 Festbesuchern.

„Gegründet wurde der Fanfarenzug vor 60 Jahren hier in Schweyen“, wie Bernard Muller mitteilt. Damals seien das zehn Musiker unter der Leitung von Albert Vogel gewesen, die fast alle zur örtlichen Feuerwehr gehörten. Auch Muller steht der Schweyener Feuerwehr als Wehrführer vor. Mittlerweile besteht der Fanfarenzug aus 25 Mitwirkenden. Die jüngsten Mitglieder sind gerade mal zehn und sechs Jahre alt. „Wir haben auch eineinhalb Deutsche darunter“, sagt Muller mit einem Schmunzeln. Einer davon heißt Jörg Flierl und kommt aus dem saarländischen Mandelbachtal. Der andere – der „halbe“ – sei Albèrt Fabing und pendele zwischen Hornbach und Schweyen. Man könne sagen, Albèrt ist ein deutscher Franzose oder ein französischer Deutscher. Beides treffe zu.

Nicht alle Musiker kommen direkt aus Schweyen, sondern einige davon aus den umliegenden Nachbardörfern wie Loutzviller, Eschviller oder Epping. Geprobt wird jeden Freitag ab 20 Uhr im Konferenzraum der Feuerwehr. Zum Instrumentarium gehören Waldhorn, Flügelhorn, Trompete, Sousaphon, große Pauke und Percussion. Elektronische Musikinstrumente gebe es keine. Zwischen 22 und 25 Auftritte in bordeauxroten Jacketts, schwarzen Hosen und hellgrauen Hemden stehen jährlich in den Terminbüchern der Musiker. Und die Orte der Aufführungen liegen nicht alle gerade um die Ecke, wie man vermuten könnte. „Unser Aktionsradius erstreckt sich rund 60 Kilometer,“ sagt Jörg Flierl. Auftritte gebe es bei befreundeten Musikvereinen diesseits und jenseits der Grenze. „Man lernt dann immer mal wieder neue Vereine kennen, die dann mal bei uns zu Gast sind oder wir bei denen“, bringt es Albèrt Fabing auf den Punkt. Zu hören sind die Schweyener Musikanten meistens auf Musikfesten, Weihnachtsmärkten, bei Straßenumzügen, Einweihungen und Jubiläen oder an typischen französischen Feiertagen wie beispielsweise dem Nationalfeiertag am 14 Juli.

Mit seinem französischen Nachbarn Hornbach besteht seit 1977 ein ganz enger Kontakt: Seit dieser Zeit begleitet der Fanfarenzug aus Schweyen die alljährliche St. Martins Prozession, die an der Friedenslinde beginnt und in der Bahnhofstraße zwischen Pirminiushalle und Feuerwehr ihren Abschluss findet. Gut in Erinnerung geblieben ist auch der 70. Geburtstag des Stadtbürgermeisters Reiner Hohn, dem die französischen Musiker ein Ständchen spielten, die Einweihung des Hornbacher Klosterhotels Anfang der 2000er Jahre, die Übergabe der L700 oder das Zweibrücker Stadtjubiläum im Sommer 2002. Auch bei so mancher Kerwe in der Region sorgten die Musiker für rhythmische Klänge. Besonders stolz sind sie heute noch auf die Einladungen zur Landwirtschaftsmesse in Paris, wo der Schweyener Fanfarenzug zwei Mal ein Gastspiel hatte.

Über so manche Kuriosität müssen die Betroffenen selbst heute noch lachen. „Nach einem Sommerfest-Auftritt in Dudweiler haben meine Kameraden vergessen, mich mitzunehmen und haben mich stehen lassen“, erinnert sich Albèrt Fabing. Muller ergänzt: „Ja, wir hatten vor der Heimfahrt mit dem Bus noch zwei, drei Bier getrunken und gesungen, weil wir gerade Fußballweltmeister wurden. Erst in Althornbach hatten wir bemerkt, dass unser Albèrt gar nicht im Bus saß!“

Unvergesslich für die Musiker war auch ihre musikalische Begleitung bei der Einweihung des Europäischen Mühlenradwanderwegs bei Hornbach in Richtung Eschviller Mühle. Dort hatten Unbekannte auf halber Strecke bei Brenschelbach Reißbrettstifte auf dem frischen Asphalt verteilt. Fast jeder zweite Radfahrer hätte damals einen Platten bekommen. Die Feuerwehr musste anrücken und einen Großteil der Fahrräder auf einem Hänger wieder mit zurücknehmen.

Programm

Samstag: ab 18 Uhr Musikabend im Bierzelt mit den drei Bands „Verveine Menthe“, „Aprés la sieste“ und „Les Peglegs“.
Sonntag: ab 11 Uhr musikalischer Frühschoppen, 12 Uhr Mittagessen am Festplatz, ab 14 Uhr Unterhaltungsmusik mit acht verschiedenen französischen und deutschen Musikkapellen, ab 17 Uhr Pizzas und Flammkuchen à la Carte, ab 19 Uhr Konzert mit der Band „ESM Brass“ Eintritt ist an beiden Tagen frei.

 Aufnahme aus dem Jahr 1966, ganz rechts der damalige Musikleiter Albert Vogel.
Aufnahme aus dem Jahr 1966, ganz rechts der damalige Musikleiter Albert Vogel.
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