Bipontina-Berichte Abenteuerreise vor 500 Jahren nach Südamerika

Dieser reich illustrierte historische Band berichtet von einer Reise im 16. Jahrhundert ins heutige Brasilien.
Dieser reich illustrierte historische Band berichtet von einer Reise im 16. Jahrhundert ins heutige Brasilien.

Sascha Keßler hat die Bibliotheca Bipontina für seine Forschungsarbeit an der Uni Saarbrücken genutzt. Der Student erklärt, warum für ihn die Bipontina so bedeutend ist.

2022 war ich als Student Teil eines Projekts der Universität des Saarlandes (UdS) mit der Bibliotheca Bipontina. Letztere hatte gerade die Restauration einer frühneuzeitlichen Handschrift abgeschlossen und wollte diese der Öffentlichkeit präsentieren. Es handelte sich dabei um ein ganz besonderes Stück Regionalgeschichte: Hans Magnus von Wolframsdorf hatte 1578 in Birkenfeld einen französischen Reisebericht übersetzt. Dieser stammt von Jean de Léry, der die Erlebnisse seiner etwa einjährigen Reise ins heutige Brasilien festgehalten hatte.

Im Rahmen des Kolloquiums der germanistischen Mediävistik der UdS und eines Hauptseminars unter Leitung von Professor Nine Miedema erhielt ich mit weiteren Studierenden und Dozierenden die Möglichkeit, den Text zu erschließen und damit einen Blick in die Reisegewohnheiten und das Bild der Neuen Welt im 16. Jahrhundert zu erhalten. Gemeinsam mit der Bibliotheca Bipontina wurde dadurch eine Ausstellung in den Bibliotheksräumen möglich, die den Bewohner*innen im Raum Zweibrücken vor Ort Regionalgeschichte vermittelt hat. Beim Eröffnungsvortrag und im Laufe der Ausstellung wurde sehr deutlich, dass Interesse an dem Schriftstück besteht. Zahlreiche Besucher*innen aus der Region erhielten so Zugang zu einem knapp 500 Jahre alten Originaldokument und Stück Zeitgeschichte – wissenschaftlich, aber verständlich aufgearbeitet.

Schrift erfährt die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt

Eine vergleichbare Ausstellung wäre in dieser Form in den größeren umliegenden städtischen Zentren nicht möglich gewesen. Dass Lagerort der Handschrift und Ausstellungsraum in einer Institution vereint sind, hat eine effektive Planung, Koordination und Durchführung der Ausstellung erst möglich gemacht. Zudem fristen Projekte zur Regionalgeschichte dort häufig eher ein Schattendasein neben größeren Projekten für ein breiteres Publikum. In der Bipontina kam Hans Magnus’ von Wolframsdorf Handschrift die Aufmerksamkeit zuteil, die ihr gebührt.

Für mich und mein Studium war die Ausstellung sehr bedeutsam. Die Zusammenarbeit zwischen der Bipontina und dem Lehrstuhl für mediävistische Germanistik gab uns die Möglichkeit, bereits im Bachelor-Studium die Palette der Editionstechnik kennenzulernen und einzuüben.

Nur selten, beispielsweise im Rahmen von Abschlussarbeiten, können wir Studierenden mit solchen Originalen in Kontakt kommen und damit arbeiten. Das Erarbeiten einer Ausstellung von Konzeption bis zur Eröffnung ist ebenfalls nur selten ein Teil des Studiums. Die Bibliotheca Bipontina bot uns hier die Möglichkeit, theoretische Studieninhalte in der Praxis umzusetzen – hoffentlich nicht zum letzten Mal.

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