Zweibrücken Atilla Eren will Oberbürgermeister werden

Der traditionell rote Wahlkreis geht an die CDU, ein Freier Wähler fährt das drittbeste Ergebnis ein, und ein Kandidat klagt über mangelnde Unterstützung seiner Partei: Wie lässt sich das erklären? Die RHEINPFALZ hat am Tag nach der Wahl mit Kandidaten und Parteifunktionären gesprochen.

„Es liegt an Christoph Genschs Persönlichkeit“, erklärt Christof Reichert den Wahlausgang. Reichert führt den CDU-Kreisverband Südwestpfalz, der Gensch als Kandidaten unterstützt hatte. Dass die CDU in der ganzen Südwestpfalz die Direktmandate holte, habe er „mit sehr großer Freude“ verfolgt, sagte Reichert. Bleibt die CDU in Mainz Oppositionspartei, dann sei Gensch sicher jemand, der wie Susanne Ganster (Wahlkreis 47) die Regierung „vor sich hertreiben“ könne. „Er ist halt nicht so populär wie ich damals war, allein durch meine berufliche Tätigkeit“, versuchte der scheidende Landtagsabgeordnete Fritz Presl (SPD) gestern eine Erklärung, weshalb Stéphane Moulin mit seinem Ergebnis weit hinter den SPD-Erwartungen zurückblieb. Moulin sei „qualifiziert und kompetent“, doch sei das möglicherweise bei den Wählern zu spät angekommen. Sollte Christoph Gensch, je nach Koalition, in Mainz in den Reihen der Opposition sitzen, „dann kann er Anfragen stellen, und die werden auch beantwortet“, so Presl, „aber man ist irgendwie abgehängt“. Für den Wahlkreis sei es „bitter“, dass man nun keinen SPD-Abgeordneten mehr in Mainz habe. Stéphane Moulin hatte das Wahlergebnis am Sonntagabend mit regionalen Themen in Verbindung gebracht. „Der Bürger hat uns das eine oder andere angelastet, auch was wir nicht zu verantworten haben“, sagte Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) gestern und nannte die B 10 sowie den Zweibrücker Flughafen als Beispiele. Aber: „In einer Demokratie ist ein Wechsel kein Weltuntergang.“ Moulin sei der richtige Kandidat gewesen − auch wenn sich Genschs Vorsprung schon bei den Personenstimmen bei der Stadtratswahl 2014 abgezeichnet hatte. „Stéphane hat gekämpft, hat sich eingebracht, aber er hat eine andere Art als Christoph Gensch“, so Pirmann. In der Zweibrücker Politik sei die SPD jedoch nach wie vor die stärkste Kraft. Gensch müsse in Mainz versuchen, „aus der Opposition heraus Dinge für die Stadt einzufordern“, so Pirmann. Hinter Gensch und Moulin folgte in der Gunst der Wähler Martin Eichert. Mit 10,4 Prozent der Erststimmen gelang dem Freien Wähler ein Ergebnis, mit dem er zufrieden ist. „Zehn Prozent hatte ich mir vorgenommen, aber dass ich das wirklich erreiche, hätte ich nicht gedacht“, resümiert der Kandidat. Was letztendlich etwa jeden Zehnten überzeugte? „Ich denke, es hängt mit dem persönlichen Auftreten zusammen, der Natürlichkeit und der Präsenz vor Ort.“ Er habe sich bemüht, auf die Themen einzugehen, die den Wählern am Herzen liegen, statt das Parteibuch auswendig zu lernen. Enttäuscht ist Eichert vom Zweitstimmenergebnis (2,8 Prozent im Wahlkreis): „Die Wähler konnten wohl keinen Bezug herstellen zwischen den Direktkandidaten und der Landesliste. Das hat sich selbst im kleinen Schauerberg abgezeichnet.“ In dieser Gemeinde, in der Eichert Bürgermeister ist, habe er zwar viele Erststimmen bekommen, aber die Freien Wähler lange nicht so viele Zweitstimmen. Künftig will er sich weiter als Bürgermeister seinen Aufgaben in der Gemeinde widmen. Alles andere müsse man abwarten. Atilla Eren, Direktkandidat der Linkspartei im Wahlkreis Zweibrücken, gelang mit acht Prozent ein Achtungserfolg bei der Landtagswahl am Sonntag. Wie sein Abschneiden zu erklären ist, weiß Eren nicht so genau. „Vielleicht, weil ich so ehrlich bin“, vermutet er und lacht. Er will sich auf jeden Fall weiter in der Politik engagieren, ist aber nicht sicher, ob er das auch künftig für die Linkspartei tun will. Die habe ihm nur wenig Unterstützung gewährt. „Von Mainz ist nichts gekommen“, klagt Eren. Stattdessen hätten ihn Freunde und Bekannte im Wahlkampf unterstützt. „Dass ich chancenlos bin, war von Anfang an klar. Ich wollte gut abschneiden, und das habe ich geschafft“, sagt Eren. Das schlechte Ergebnis der Linken auf Landesebene erklärt er mit mangelnder Bürgernähe. Man dürfe nicht den Eindruck erwecken, „abgehoben“ zu sein. Eren hegt bereits weitere politische Pläne: „Wahrscheinlich werde ich bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl antreten. Das habe ich vor.“ Kurt Pirmann ist bis 2020 gewählt. (sbn/mefr/Fotos: Archiv Moschel (2), Archiv Füssler (1), Moschel (1), privat)

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