Zweibrücken Bei Tadano droht der Dauerstreik

Rund 1000 Beschäftigte ziehen vom Werk Dinglerstraße durch die Fußgängerzone auf den Schlossplatz.
Rund 1000 Beschäftigte ziehen vom Werk Dinglerstraße durch die Fußgängerzone auf den Schlossplatz.

Im Konflikt um Tadano in Zweibrücken blieben erste Gespräche der Geschäftsführung mit den Arbeitnehmern ergebnislos. Am Freitag kam es zum Streik. Weitere sollen folgen.

Die Mitarbeiter-Abordnung um den Betriebsratsvorsitzenden Eduard Glass, die am Donnerstag stundenlang mit Vertretern der Tadano-Firmenleitung verhandelt hat, zeigte sich anschließend ernüchtert. Denn die Entscheider hielten weiterhin „stur“ an ihren Plänen fest. Die Geschäftsführung des Kranbauers will 400 Mitarbeiterstellen streichen, eines der beiden Zweibrücker Werke schließen – das auf dem Wallerscheid am Flugplatz –, und Teile der Produktion an den Werksstandort im fränkischen Lauf auslagern. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall zeigen sich hingegen davon überzeugt, dass sie mit Wirtschaftsfachleuten ein schlüssiges alternatives Konzept erarbeitet hätten. Dessen Umsetzung ermögliche den Erhalt beider Zweibrücker Werksstandorte und aller Arbeitsplätze, steigere die Produktivität und könne Tadano wieder an die Weltmarktspitze führen. Die Arbeitnehmer fordern einen Tarifvertrag, der den Erhalt beider Zweibrücker Werke festschreibt und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Salvatore Vicari, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz, empfiehlt weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch. Das Management ruft er für den 15. Juli zur Teilnahme an einer zweiten Tarifverhandlungsrunde auf.

Zunächst sollen weitere Warnstreiks folgen

Mit einem Warnstreik und einem Zug von 1000 Mitarbeitern durch die Fußgängerzone bis zum Schlossplatz zogen Betriebsrat und IG Metall am Freitagmittag die Konfliktschraube an. „Der Modus verändert sich jetzt“, erklärte Peter Vollmar,

Chef der zuständigen Homburger Geschäftsstelle der IG Metall, auf der Abschlusskundgebung. Vollmars Stellvertreter Salvatore Vicari warf der Geschäftsführung der beiden Zweibrücker Werke der Tadano Demag GmbH (TDG) „Beratungsresistenz“ vor. „Wir haben versucht, Wege aus der Schieflage zu weisen, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Aber die Geschäftsführung beharrt auf Schließung, Kündigung und Verlagerung. Dabei hat Tadano kein Problem mit dem Markt. Schließlich werden hier die weltbesten Kräne produziert. Das Problem liegt in schlechten betriebsinternen Abläufen, und die hat das Management zu verantworten.“ Eine „Analyse“ der IG Metall komme zu dem Schluss, „dass das Unternehmen mit seinen beabsichtigten Maßnahmen ganz gezielt den Plan verfolgt, mittelfristig seine Präsenz in Zweibrücken komplett einzustellen“.

Die Demonstranten nehmen das Streiklokal im ehemaligen City-Outlet in Augenschein. Vorne rechts steht Uwe Zabel von der IG Metal
Die Demonstranten nehmen das Streiklokal im ehemaligen City-Outlet in Augenschein. Vorne rechts steht Uwe Zabel von der IG Metall.

Daher, so Vicari, sollen nun weitere Warnstreiks folgen, „bis die Geschäftsführung zu ernsthaften, ergebnisoffenen Tarifverhandlungen bereit ist“. Enttäuscht zeigte sich der Gewerkschafter, weil die Chefetage am Donnerstag „nur den Personalchef und ein paar Anwälte in die Gesprächsrunde geschickt hat. Wir fordern, dass wirkliche Entscheider in die Verhandlungen entsandt werden, die auch etwas zu sagen haben.“

Wie der Arbeitskampf weitergeführt wird

Diese Entscheider, so Frank Schilb vom Betriebsrat, sollten eigens aus Japan angereist kommen. „Denn nur die obersten Chefs können Zusagen machen und Beschlüsse fassen – nicht die leeren Hüllen, die uns da am Donnerstag gegenübergehockt haben.“

„Wenn die Werksleitung behauptet, durch Streiks sinke die Produktion noch mehr und dann müsse man am Ende in Zweibrücken alles dichtmachen“, mutmaßte Verhandlungsführer Uwe Zabel von der IG Metall auf dem Schlossplatz, „dann sage ich: Genau das ist doch der Plan, den die von Anfang an sowieso haben.“ Zabel geht davon aus, „dass im November die 400 Kündigungen rausgehen sollen“. Kritik übte er an kleinen Gesprächsrunden, zu denen die Geschäftsführung neuerdings einzelne Mitarbeiter einberufe. „So soll die Belegschaft gespalten werden. Dieses Manöver wird nicht gelingen.“

Dem Zug voran gehen Salvatore Vicari (rotes T-Shirt) und der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass (braune Jacke).
Dem Zug voran gehen Salvatore Vicari (rotes T-Shirt) und der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass (braune Jacke).

Um in diese Abläufe noch einzugreifen, habe man sich zum Arbeitskampf entschlossen. „Der erste Schritt sind Warnstreiks. Nach den Sommerferien machen wir bei einem Solidaritätsfest in der Stadt auf unser Anliegen aufmerksam. Am 2. September beschließt der Vorstand der IG Metall über die Urabstimmung. Und bei der hat dann die Belegschaft über einen unbefristeten Streik zu entscheiden. Der kann Wochen, Monate dauern. So lange, bis wir einen Tarifvertrag haben.“

Räume fürs Streiklokal sind bereits angemietet

Im leerstehenden ehemaligen City-Outlet am Busbahnhof hat die Gewerkschaft bereits Räume angemietet, um dort ein Streiklokal einzurichten – als logistische Kommandozentrale für den Arbeitskampf. Hier soll etwa die Versorgung von Streikposten mit Getränken und Imbissen organisiert werden, hier soll demnächst auch das Streikgeld an die Kollegen im Ausstand ausgezahlt werden.

An der Kundgebung auf dem Schlossplatz nahmen auch Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Bürgermeister Christian Gauf, die Beigeordnete Christina Rauch und das Landtagsmitglied Christoph Gensch teil. Der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass berichtete, dass das Alternativkonzept, das die Arbeitnehmerseite für den Erhalt beider Zweibrücker Werke ausgearbeitet hat, „das Unternehmen nachweislich sieben Millionen Euro kosten würde. Würden dagegen die aktuellen Pläne der Geschäftsführung so umgesetzt, wäre das am Ende 80 bis 100 Millionen Euro teuer. Schließlich muss man alle Abfindungen und die Kosten der Verlagerung nach Lauf mit einrechnen.“

Im Wortlaut: Was die Tadano-Geschäftsführung zum Warnstreik sagt

„Mit dem für heute angekündigten Warnstreik verfolgt die IG Metall ihre eigenen Ziele, nicht aber die unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Unser Ziel ist es weiter, so viele Arbeitsplätze wie möglich in Zweibrücken zu erhalten. Management und Belegschaft haben sich daher in einer Vielzahl von kleineren Meetings getroffen und die Situation diskutiert. Es wurden bereits viele gute Verbesserungsvorschläge von der Belegschaft eingereicht, die ab sofort im Detail geprüft und anschließend in einem transparenten Prozess umgesetzt werden.
Das Management und der Arbeitgeberverband haben ferner dem Betriebsrat und der IG Metall in persönlichen und konstruktiven Gesprächen die extrem angespannte wirtschaftliche Situation der Tadano Demag GmbH (TDG) im Detail dargelegt. Der Betriebsrat hat verstanden, dass eine weitere Verlangsamung der Produktion die Zukunft der gesamten TDG aufs Spiel setzt. Die IG Metall scheint jedoch leider beschlossen zu haben, diese Zusammenhänge zu ignorieren.
Wir haben weitere Gesprächstermine mit unserem Betriebsrat und der IG Metall vereinbart und hoffen, dass wir auch mit der IG Metall wieder zu einem konstruktiven Austausch zurückkehren können.“
ANNE STEEB, SPRECHERIN TDG

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