Wochenend-Meinung Beim Busbahnhof sollte man erst mal überlegen, was die Fahrgäste wirklich brauchen

Der 1988 gebaute Busbahnhof soll komplett überholt werden.
Der 1988 gebaute Busbahnhof soll komplett überholt werden.

Ein zeitgemäßer Busbahnhof mit digitalen Infotafeln, Fahrradständern und der Möglichkeit, direkt auf andere Verkehrsmittel umzusteigen – eine prima Sache, keine Frage. Fraglich ist, ob das Ganze „Mobility Hub“ genannt werden muss. Ja, schon klar, man muss mit der Zeit gehen, und da heißen die Dinge eben anders als vor 20 Jahren. An den Reaktionen der Zweibrücker ist aber erkennbar, dass „Mobility Hub“ eher irritiert bis verschreckt statt begeistert, obwohl die Ideen dahinter gar nicht so schlecht sind. Und nein, „Mobilitätsknotenpunkt“ klingt auch nicht besser. Busbahnhof ist doch ein prima Wort, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann: Ah ja, hier fahren die Busse ab. „Mobility Hub“ muss man erst mal googeln.

Doch es geht nicht nur um Begriffe. Der 1988 gebaute Busbahnhof – vorher fuhren die Busse am Schlossplatz ab – steht vor einer großen Veränderung. Wie daraus auch eine Verbesserung wird, dazu dürfte es sehr verschiedene Sichtweisen geben. „Es bringt doch nichts, alten durch neuen Unfug zu ersetzen und dafür auch noch Geld zu zahlen“, wetterte 2014 der inzwischen verstorbene FDP-Stadtrat Walter Hitschler, als es darum ging, die Busbahnhof-Überdachung abzureißen und neu zu bauen, auf dass die Sichtachse zum neu gestalteten Alexanderplatz nicht mehr jäh unterbrochen werde vom zuvor undurchsichtigen Busbahnhofsdach. 50.000 Euro hat das die Stadt vor zehn Jahren gekostet. Nicht die Welt, aber hat es viel gebracht und war es wirklich nötig? Manche sagen heute noch: nein.

„Mobility Hubs“, sagen deren Planer, hätten folgenden Vorteil: Sind alle zugänglichen Verkehrsmittel – ÖPNV, Leihräder, E-Scooter, Leihautos und so weiter – vorhanden und über eine zentrale App buchbar, kann der Stadtbewohner aufs Privatauto verzichten. In den Metropolen wird das ja schon umgesetzt. Allerdings sind wir hier in Zweibrücken, nicht in München oder Berlin, wo Alternativen zum Individualverkehr zwangsläufig genutzt werden, weil der Autoverkehr in den Innenstädten längst kollabiert ist. Davon ist man in Zweibrücken weit entfernt. Was hier ein „Verkehrschaos“ genannt wird, darüber können Großstädter nur müde lächeln.

Es gilt also genau hinzuschauen, was die Nutzer des Zweibrücker Busbahnhofs wirklich brauchen und was man sein lassen kann. Grundsätzlich brauchen Fahrgäste verlässliche Fahrpläne und Anzeigetafeln, gerne auch digital, sowie Verbindungen in die umliegenden Vororte, Dörfer und Nachbarstädte, die zuverlässig zur Schule, zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen bringen. Und wieder zurück. Ein (Leih-)Fahrradständer am Busbahnhof wird da sicher kein Schaden sein. Doch wo sollte zum Beispiel ein Car-Sharing-Parkplatz hin? Und würde der überhaupt genutzt?

Die als klimafreundlich und flexibel gefeierten Leih-E-Roller stehen inzwischen vielerorts in der Kritik, besser gesagt der Umgang mit ihnen: Nutzer lassen sie einfach irgendwo stehen oder liegen, wo es ihnen gerade passt. Andere stolpern drüber, wenn so ein Leihroller mal wieder quer auf dem Bürgersteig liegt, was keine Seltenheit ist. So war das nicht gemeint mit der Flexibilität.

Das nur am Rande. Und ein großes Problem kann ein „Mobility Hub“ in der Oberstadt sowieso nicht lösen: In Zweibrücken ist der Busbahnhof viel zu weit weg vom Bahnhof. Und die Züge wären ja wohl das erste Verkehrsmittel, in das man von einem Mobilitätsknotenpunkt aus schnell umsteigen können sollte.

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